ESA sucht nach zukünftigem Astronaut mit körperlicher Behinderung
Die European Space Agency sucht nach zehn Jahren erstmals wieder nach neuen Astronautinnen und Astronauten – ohne und mit Behinderung. Mit einem solche „Parastronauten“ will Personalleiterin Dagmar Boos ein möglichst diverses Team formen.
„Sie bringen Kompetenzen mit, von denen ihre Kollegen in der ESA profitieren können – beispielsweise Resilienz und Durchhaltevermögen.“
Erste Antworten möchten Boos und ihr Team im Rahmen einer Machbarkeitsstudie finden. Dafür können sich Menschen, deren Körperteile unterhalb des Knies in ihrer Funktion eingeschränkt sind, ebenso wie kleine Menschen mit einer Größe unter 1,30 Metern und Personen mit unterschiedlich langen Beinen auf die Position eines „Parastronauten“ bewerben. Damit diese in die Astronauten-Gruppe integriert werden können, plant die ESA-Personalabteilung, mit Experten, Interessengruppen und bestehenden Partnern zusammenzuarbeiten. Boos geht davon aus, dass Prozesse, technische Geräte und medizinische Forschungen angepasst werden müssen. Dazu sei die ESA bereit: „Der zukünftige Nutzen ist größer als der Aufwand.“
Diversität als Erfolgsfaktor
Neben einem Menschen mit körperlicher Behinderung sucht die ESA beim aktuellen Recruiting nach Personen, die sich in Alter, Herkunft, beruflicher Hintergrunderfahrung und im Geschlecht unterscheiden. Damit soll die Unternehmensidentität als Ort der Integration und Diversität weiter gestärkt werden. Das ergibt sich auch daraus, dass die ESA mit 22 Mitgliedstaaten eine internationale Raumfahrt-Organisation ist. „Wir profitieren von der Arbeit in diversen Teams“, so Boos. Dies sei in Bezug auf die Produktivität, das tägliche Miteinander und den Austausch der Kulturen zu spüren. Schon heute sorgt etwa ESA-Astronautin Samantha Christoforetti dafür, dass die Frauenquote innerhalb der Organisation größer geworden ist. Für sie ist mit der Arbeit als Astronautin ein Traum wahrgeworden: „Mein Job vereint viele meiner Leidenschaften – wozu auch die Arbeit in internationalen Teams gehört“, sagt Christoforetti.
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Allerdings ist es in Sachen Diversity – das zeigt auch die Personalwirtschaft-Titelstrecke 3/2021 – ein weiter Weg von der Theorie zur Praxis. „Wenn verschiedene kulturelle Ansichten aufeinanderprallen oder unbewusst Vorurteile im Spiel sind, stellt dies natürlich eine Herausforderung dar“, weiß Boos. Die Lösung der ESA: Spezielle Trainings, zweckbestimmte Kommunikation und Transparenz. Zudem gibt es Programme, die bestimmte Mitarbeitergruppen fördern. Dies könne, so Boos, auch für andere Unternehmen ein möglicher Ansatz sein, um die Diversität ihrer Teams zu stärken und von den besonderen Kompetenzen der unterschiedlichsten Menschen zu profitieren. Die ESA jedenfalls möchte nach der Machbarkeitsstudie noch mehr Personen mit ganz unterschiedlichen Profilen in ihren Astronautenkreis rekrutieren.
Von: Lena Onderka
Wie im wahrsten Sinne des Wortes bodenständigere Unternehmen wie die Commerzbank und Vodafone die Themen Diversity und Inklusion angehen, steht auch in der aktuellen Personalwirtschaft-Printausgabe, die Sie hier bestellen und abonnieren können.