Zu diesem Ergebnis kommt die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), die für ihr „Mittelstandsbarometer" im Dezember 2019 deutschlandweit 1.500 mittelständische Unternehmen mit mindestens 20 Millionen Euro und höchstens 1 Milliarde Euro Umsatz befragte.
Unterschiede innerhalb des Mittelstandes
Die Ey-Studie zeigt, dass sich innerhalb des Mittelstandes vor allem Unterschiede je nach Unternehmensgröße und Standort ergeben. Der Frauenanteil bei kleineren Mittelständern mit einem Umsatz von weniger als 30 Millionen Euro liegt bei 18 Prozent. Wohingegen große Mittelständler mit einem Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro nur einen Anteil von 14 Prozent verzeichnen.
Und in den ostdeutschen Bundesländern sind durchschnittlich 19 Prozent der Geschäftsleitungsposten mit Frauen besetzt, während es in den westdeutschen Bundesländern nur 15 Prozent sind.
Dazu kommentiert EY-Partnerin Elfriede Eckl:
Die Karrierechancen für Frauen im deutschen Mittelstand sind weiter gestiegen. Gerade im Vergleich zu den börsennotierten Unternehmen setzen die Mittelständler stärker auf weibliche Führungskräfte und erweisen sich damit als Vorreiter wenn es darum geht, Frauen in der Wirtschaft nach vorne zu bringen. Das hat allerdings auch viel damit zu tun, dass sie sich im Werben um Fachkräfte generell mehr einfallen lassen müssen als die oftmals größeren und damit bekannteren börsennotierten Unternehmen. Viele mittelständische Unternehmen sind zudem familiengeführt. Weibliche Familienmitglieder werden dort oft schon früh auf Führungspositionen im Unternehmen vorbereitet.
Hoher Frauenanteil in der Dienstleistungsbranche
Auch je nach Branche variiert der Frauenanteil stark. Bei Finanz- und anderen Dienstleistern werden mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Führungsposten von Frauen besetzt, in der Ernährungsbranche (22 Prozent) und im Bau (20 Prozent) sind es immerhin noch mindestens ein Fünftel der Posten. Dagegen ist der Anteil im Maschinenbau und in der Elektrotechnik mit acht beziehungsweise zehn Prozent unterdurchschnittlich.
Teilweise sind die Probleme hausgemacht. In vielen Unternehmen unterstützen Männer sich gegenseitig und bilden informelle Karrierenetzwerke, Frauen werden hingegen nicht ausreichend gefördert. Allerdings gelingt es gerade in den vermeintlich typischen Männerberufen nicht zufriedenstellend, Mädchen für deren Themen wie Mathematik, Physik oder Chemie zu begeistern. Das beginnt schon bei der Erziehung im Elternhaus und setzt sich in den Schulen und im Studium fort,
so die Erklärung von Elfriede Eckl.
16 Prozent bieten flexible Arbeitszeitmodelle an
Nur noch 19 Prozent der Mittelständler bieten aktive Frauenförderung an, vor einem Jahr waren es noch 22 Prozent. Die Förderung fällt von Unternehmen zu Unternehmen außerdem sehr unterschiedlich aus. 16 Prozent der Mittelständler verstehen unter aktiver Frauenförderung Modelle zur flexiblen Arbeitszeit und jeweils zwölf Prozent bieten Homeoffice an oder wollen Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern in gleicher Position verringern.
Dies sind, nach Elfriede Eckl, wichtige Maßnahmen, welche aber noch ausgebaut werden sollten. Sie sagt dazu:
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dass Frauen sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen. Auch die Unternehmen sind hier in der Verantwortung und gerade im Mittelstand haben viele darauf schon reagiert. Allerdings profitieren Männer genauso von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice. Eine echte Frauenförderung muss sich auch messbare Ziele setzen – etwa die Abschaffung des Gender Pay Gap oder die Erhöhung der Zahl von weiblichen Führungskräften.