Vertraut und doch anders
Der diesjährige Personalmanagementkongress stand im Zeichen der Corona-Pandemie – und das nicht nur, weil er von Juni auf September verschoben werden musste und als hybrider Kongress stattfand. Die aktuelle Krise war auch die Leitlinie für die Themen und Gespräche, bei denen immer wieder die Frage fiel: Wo steht HR im September 2020?
Mitarbeiterbindung, Führung, New Work, Digitalisierung – die Themen des Personalmanagementkongresses 2020 (PMK 2020), der am 15. und 16. September stattfand, waren ähnlich wie in jedem Jahr. Auch die Location, das Berliner Congress Center, in der der zehnte PMK stattfand, war die gleiche. Sogar der Moderator, Hajo Schuhmacher, kehrte auf die Bühne zurück – allerdings nur für das stark reduzierte Präsenzpublikum. Neu war das zusätzliche Onlineformat der Veranstaltung, dass von Mirko Duus, Teamlead Recruiting der Quadriga Hochschule, moderiert wurde.
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Das Online-Konzept orientierte sich am Offline-Konzept: Dienstleister und Software-Anbieter konnten, genau wie Partner vor Ort, einen Messestand einrichten, nur eben rein digital. Besucher und Besucherinnen konnten sich durch die virtuellen Stände und das Programm von zu Hause aus einschalten und durchklicken, um so die ausgewählten live geschalteten Vorträge auszuwählen. Auch die Personalwirtschaft war als langjährige Partner des Szene-Events in diesem Jahr online dabei.
Familienbewusstsein als aktives Risikomanagement
Die Problematik der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde durch die Coronakrise für viele Arbeitnehmende verschärft. Auch gesellschaftlich rückte das Thema stärker in den Fokus und so fand es sich als Thema in einigen Keynote-Talks beim Personalmanagementkongress wieder. Einen davon hielt Petra Mackroth, Leiterin der Abteilung „Familie“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Moderiert wurde der Talk von Ute Lysk, Auditorin für das Audit Beruf und Familie (Eigenschreibweise berufundfamilie, d. Red.). Das Gespräch drehte sich vor allem um die Erkenntnisse der Corona-Pandemie und neue Wege, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Unternehmen zu ermöglichen. Denn: „Wir haben gelernt: Nur wenn die Betreuung für die Kinder funktioniert können Leute effektiv arbeiten“, so Mackroth. Eigene Umfragen des BMFSFJ zeigten, dass zwei Drittel der Befragten aktiv im Unternehmen um Unterstützung in Zeiten wegbrechender Betreuung baten.
Familienfreundlichkeit auf dem Index
Um Unternehmen und Familien zu unterstützen stellte Petra Mackroth den „Fortschrittindex Vereinbarkeit“ vor. Dieser wurde anhand von erfolgreichen Lösungsmodellen für Vereinbarkeit aus der Krise erstellt, welche dem BMFSFJ auch eigeninitiativ zugeschickt wurden. Einige positive Praxisbeispiele, wie zum Beispiel von der Autobahn GmbH, lassen sich auf der Webseite des Ministeriums nachlesen. Dort können sich Unternehmen kostenlos und anonym für das Tool registrieren, anhand gezielter Fragen die Familienpolitik ihres Unternehmens jährlich bewerten lassen und sich Anregung zur Verbesserung der Vereinbarkeit einholen.
Zum Schluss betonte Petra Mackroth noch, wie wichtig es für HR-Abteilungen und Unternehmen sei, das Thema Vereinbarkeit für jetzige und auch zukünftige Mitarbeitende nicht nur in Krisenzeiten im Auge zu behandeln. Der Fachkräftemangel, so Mackroth, sei schließlich durch die Pandemie nicht verschwunden.Viel Wahlkampf, wenig HR
„Wir haben auf die Pandemie Anfang des Jahres mit dummen Maßnahmen antworten müssen“, legte der Liberale direkt los. Dumm, weil nicht zuletzt durch den Lockdown ein enormer wirtschaftlicher Schaden entstanden sei. Trotzdem, so Lindner, sei dies eine notwendige Maßnahme gewesen. Jetzt setze man auf „kluge“ Maßnahmen wie Abstand, das Tragen von Masken und Händewaschen. „Sie leben das hier ja auch vor“, lobte er die persönlich anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer.
„Wir sind bislang gut durch die Krise gekommen, nicht zuletzt, weil eine ganz große Mehrheit selbstverantwortlich und vernünftig gehandelt hat“, unterstrich Lindner. Leider gebe es auch eine Minderheit, die Bill Gates für den Antichristen halte und vorsätzlich gegen Hygieneregeln verstoße. Negativ seien auch diejenigen, die angesichts der Pandemie den „inneren Hilfssheriff“ in sich entdecken und darüber wachten, dass ihre Mitmenschen auch ja ihre Masken immer über Mund und Nase trügen – „bis an die Grenze des Denunziantentums“.
Andererseits habe sich gezeigt, welche enorme Reserve an Flexibilität in Deutschland stecke. Stichwort Homeoffice: „Von einen Tag auf den anderen gingen die Mitarbeiter und arbeiteten von zu Hause aus – und es hat funktioniert,“ lobte Lindner Und plötzlich habe niemand mehr nach der Arbeitsstättenverordnung gefragt, die zuvor immer ein Hemmschuh gewesen sei.
Dass mit dem ersehnten Homeoffice während des Lockdowns leider auch das Thema „Homeschooling“ verbunden war, war für viele Arbeitnehmer dann leider keine Verheißung, sondern eher „die Hölle“, kritisierte Lindner. Man dürfe nie wieder Kinder und Jugendliche so im Stich lassen, wie es während des Lockdowns teilweise der Fall war. „Wir brauchen eine Betreuungs- und Bildungsgarantie des Staates“, forderte der FDP-Vorsitzende. Es gelte, die infrastrukturellen Voraussetzungen zum „Lernen auf Distanz“ und einer Betreuung unter Pandemiebedingungen zu schaffen. Nur so werde es gelingen, den Herausforderungen der Zukunft und den derzeit unsicheren Zeiten zu begegnen.
Persönlichkeiten führen

Außerdem habe sich gezeigt, ob Teams funktionieren und eingespielt sind. Denn
ohne den persönlichen Kontakt und die kurzen Wege auf den Fluren, konnte man
sehen, ob die einzelnen Teamfunktionen gut ineinandergreifen und auch ohne
ständige Absprache funktionieren.
Mitarbeitende müssen sich wohlfühlen

„New Work ist keine Mode“
Bei New Work geht es um ein gesamtgesellschaftliches Konzept, dass kein hyperkapitalistisches Weltbild voraussetzt. Denn nicht die Gewinnmaximierung sondern um die sinnvolle Beschäftigung der Menschen stünde im Mittelpunkt. Und wie kann HR bei dieser Transformation helfen? „HR kann Offenheit in Unternehmen kultivieren“, sagt Oldenbourg, für neue und andere Wege begeistern.
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