Agile Strukturen in Unternehmen noch nicht angekommen
Laut einer aktuellen Studie hat agiles Arbeiten bisher kaum Einzug in deutsche Unternehmen gehalten. Flache Hierarchien sind kaum verbreitet und nur die wenigsten Mitarbeiter haben die Möglichkeit, öfter selbst Entscheidungen zu treffen, obwohl sie sich das wünschen.
In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung gilt agiles Arbeiten häufig als zukunftsträchtige Lösung. Eine agile Arbeitskultur soll es Unternehmen ermöglichen, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Eine gemeinsame Studie von Stepstone und Kienbaum hat nachgefragt, wie verbreitet agiles Arbeiten derzeit in Deutschland ist. Untersucht wurde unter anderem, inwieweit in den Unternehmen starre Hierarchien durch ein dynamisches Arbeitsumfeld ersetzt wurden, in dem Mitarbeiter mehr Verantwortung erhalten und in Teams häufiger und schneller eigenständige Entscheidungen treffen. An der Befragung, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden, hatten im ersten Quartal 2019 rund 10 000 Fach- und Führungskräfte teilgenommen.
Erst jedes zehnte Unternehmen in Deutschland arbeitet agil
Die Studienergebnisse zeigen, dass sich Unternehmen umso innovativer und leistungsfähiger wahrnehmen, je agiler die Strukturen sind. Doch nicht einmal zehn Prozent der untersuchten Firmen arbeiten tatsächlich schon agil. Dabei steht eine deutliche Mehrheit agilen Arbeitsweisen offen gegenüber und jeder dritte Mitarbeiter würde gern agil arbeiten.
Mitarbeiter wünschen sich mehr Entscheidungsfreiheit, bekommen sie aber selten
Auch wünschen sich fast zwei Drittel (61 Prozent) der befragten Fachkräfte flache Hierarchien, die laut den Studienautoren eine Grundvoraussetzung dafür sind, um Mitarbeitern mehr Verantwortung zu übertragen. Allerdings sind flache Hierarchien nach Angaben der Mitarbeiter gerade einmal in knapp einem Drittel der Unternehmen gegeben. Wenn es konkret darum geht, ob Fachkräfte auch ohne Führungsverantwortung eigenständig Entscheidungen treffen dürfen, können dies noch weniger Mitarbeiter bestätigen: Nur gut jede vierte befragte Fachkraft gibt an, diese Möglichkeit zu haben. Und eine offene Fehlerkultur existiert lediglich in jedem sechsten Unternehmen: Nicht mehr als 16 Prozent der Mitarbeiter werden dazu ermutigt, neue Ideen auszuprobieren.
Eklatante Wahrnehmungsunterschiede zwischen Fach- und Führungskräften
Die Studie zeigt jedoch, dass es eine deutliche Differenz zwischen der Wahrnehmung der Mitarbeiter und der Führungskräfte hinsichtlich agiler Strukturen und Arbeitsmethoden gibt. So ist die Mehrheit der Vorgesetzten der Ansicht, dass sie ihre Belegschaft bei Entscheidungsfindungen einbezieht, denn nur 14 Prozent sagen, dass sie ihre Mitarbeiter dabei außen vorlassen. Auch geben fast drei Viertel der Fachkräfte (71 Prozent) an, ihre Mitarbeiter dazu zu motivieren, neue Ideen auszuprobieren. Außerdem sind 60 Prozent davon überzeugt, ihrer Belegschaft deutlich zu machen, dass Fehler ein hohes Lernpotenzial haben. Wie sich die unterschiedliche Wahrnehmung von Führungs- und Fachkräften erklären lässt und welchen Stellenwert die jeweiligen Bewertungen haben, darauf geht die Studie nicht ein.
Die Ergebnisse unterstreichen, dass agiles Arbeiten in Deutschlands Unternehmen noch nicht vollständig zum Arbeitsalltag gehört,
fasst Dr. Walter Jochmann, Geschäftsführer bei Kienbaum, die Studie zusammen. Besonders Führungskräfte seien in der Pflicht, mehr eigenständiges Arbeiten und damit auch eine Fehlerkultur zuzulassen. Nur so könnten Unternehmen dynamischer auf ständige Veränderungen im Markt reagieren.
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