Interessante Parallelen machte Osbahr in der Gewichtung der Frage fest, ob eher fachliche oder kulturelle Aspekte beim Onboarding eine Rolle spielen. Bei Auszubildenden überwog die Bedeutung der fachlichen Integration – ebenso wie bei Berufserfahrenen. Auf der fachlichen Ebene des Onboardings erfährt der neue Mitarbeiter alles Wissenswerte über das Unternehmen und über seinen Arbeitsbereich, lernt die jeweiligen Ansprechpartner kennen und soll auf diese Weise schnell und erfolgreich im Sinne der Unternehmensziele einsatzfähig sein.
Gleichzeitig wurde mit der Studie die Vermutung zum Teil widerlegt, dass vor allem Mitarbeiter, die neu im Job sind, beim Onboarding auf eine starke fachliche Orientierung setzen. Während dies bei Azubis zutrifft, steht bei Berufsanfängern das kulturelle Onboarding im Fokus. „In diesem Punkt haben offensichtlich Berufsanfänger die gleiche Motivation wie Führungskräfte. Aspekte wie Unternehmensstrategie, Werte und Führungsgrundsätze spielen bei den vermeintlich unterschiedlichen Zielgruppen eine gleichermaßen große Rolle“, erklärt die Studienabsolventin.
Empfehlung: Intensiveres fachliches Onboarding für Führungskräfte
Auch wenn Führungskräfte und Berufsanfänger quantitativ gesehen die gleichen Ansprüche verfolgen, darf das Onboarding laut Osbahr in der Qualität durchaus variieren: „Man sollte darauf achten, dass das Onboarding für Führungskräfte eine größere Intensität und Tiefe aufweist“, empfiehlt Osbahr.
Die vier Zielgruppen
In der quantitativen Studie waren Mitarbeiter aus mehr als 29 verschiedenen Branchen befragt worden. In die Gruppe der Auszubildenden fielen zusätzlich duale Studenten, Werkstudenten und Praktikanten. Berufserfahrene hatten mehr als drei Jahre in ihrem Job gearbeitet, weniger Erfahrene gelten als Berufseinsteiger. Bei den Führungskräften in der Untersuchung handelte es sich um Mitarbeiter mit Personalverantwortung oder Entscheidungsbefugnis.
Keine Unterschiede beim Bedürfnis nach "Wir-Gefühl"
Die soziale Integration stand bei allen vier Zielgruppen gleichermaßen auf Rang vier – und damit an letzter Stelle. „Damit ist auch die Hypothese widerlegt, dass die soziale Komponente vor allem Berufserfahrenen wichtig ist. Der Aufbau von Kontakten im Unternehmen zu Vorgesetzten, Kollegen
und Kunden und das Wir-Gefühl ist offensichtlich bei allen Zielgruppen von gleicher Bedeutung“, beschreibt Osbahr diese Ebene des Onboardings.
Fluktuationsgefahr? Nur wenn alles schiefgeht
Dass ein nicht-zielgruppenspezifisches Onboarding eine Kündigung zur Folge hat, konnte Osbahr in ihrer Arbeit ebenfalls nicht feststellen. Allerdings: „Wenn das Onboarding in der Summe versagt, kann dies zu Fluktuationsgedanken führen. Vor allem auf den Ebenen, die einer Zielgruppe am wichtigsten sind, sollte eine durchdachte und strukturierte Einarbeitung stattfinden“, lautet daher die Empfehlung der Studienabsolventin.