Zu dieser Einschätzung kommen 90 Prozent der 10.000 weltweit befragten Business- und HR-Führungskräfte. Allerdings sind nur 55 Prozent der Befragten der Meinung, dass Unternehmen dazu auch in der Lage sind. Die 800 in Deutschland Befragten schätzen sich etwas stärker bei grenzübergreifendem Talent Management und strategischer Mitarbeiterführung ein.
Moderne Unternehmen als soziale Organisation
Die Studie zeigt, dass sich vor allem das Verhältnis von Mensch und Technologie in modernen Unternehmen neu gestaltet. Unternehmen agieren zunehmens als „soziale Organisation“, welche nicht nur danach strebt, die Unternehmensergebnisse zu maximieren, sondern sich ebenso den Mitarbeitern und der Gesellschaft als Ganzes verpflichtet fühlt.
In Zeiten rasanten Wandels gelingt es sozialen Organisationen so, menschliche und technologische Aspekte im Arbeitsalltag zu integrieren. Sie nutzen die durch Technologien entstehenden Möglichkeiten, um die Arbeit an sich zu humanisieren.
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Dabei stehen sie vor der Herausforderung, vermeintlich widersprüchliche Ziele zu realisieren: Einerseits soll der Arbeitnehmer sich individuell wahrgenommen fühlen, andererseits möchte er aber auch dem Ganzen zugehörig sein. Er zeigt die Bereitschaft, sich immer wieder neu zu erfinden, möchte jedoch eingebettet in eine grundsätzliche Sicherheit sein. Darüber hinaus muss er die Fähigkeit haben, in Zeiten von Ungewissheit mit Mut Entscheidungen zu treffen.
Die Experten der Deloitte-Studie sehen in dem Punk jedoch eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit: 64 Prozentpunkte liegen zwischen der Einschätzung dessen, was von Seiten HR eigentlich nötig wäre, und den vorhandenen personellen Potenzialen.
HR-Abteilungen können die Verantwortung, die auf die zukommt, aktuell nur schwer wahrnehmen,
erklärt Maren Hauptmann, Partnerin und Leiterin Human Capital bei Deloitte.
Neues Personalwesen noch in weiter Ferne
„Exponentielle HR“ lautet der Begriff für das neue Personalwesen, das die veränderte Sichtweise auf die Arbeitserbringung insgesamt begleiten, steuern und in konkrete Initiativen und Strategien überführen soll.
Doch scheint dieses Ziel derzeit noch eher eine ferne Vision zu sein: 75 Prozent der Studienteilnehmer sehen zwar eine radikale Weiterentwicklung von HR als Voraussetzung für den künftigen Erfolg der Funktion an. Aber nur 11 Prozent glauben, dass dies auch bewerkstelligt werden kann. Immerhin sind 93 Prozent der Ansicht, dass der Personalbereich auch künftig eine eigenständige Funktion bleiben wird – obwohl in einigen Unternehmen bereits ein gegenläufiger Trend zu beobachten ist.
Führung und Teambildung sind gefragt
Entscheidend ist, der Studie zufolge, wie das Personalwesen künftig in den relevanten Themenfeldern agieren wird: dem Aufbau von Führungskompetenzen, der Weiterbildung der Belegschaft, der Förderung von Agilität und Teambuilding, dem Verfügbarmachen neuer Fähigkeiten, der Integration von Automatisierungstechnologie sowie der Definition und Förderung des Unternehmenszwecks.
Unter allen diesen Bereichen stechen, nach Ansicht der Studienteilnehmer, besonders die Stärkung neuer Fähigkeiten, die Öffnung der Organisation für agile Arbeitsmethoden, die Effizienzsteigerung durch Automatisierung und ein erweiterter Gesamtanspruch der HR im Unternehmen hervor. Gerade in den Bereichen Führung und Teambuilding stellen die Befragten den gegenwärtigen HR-Strukturen jedoch ein besonders schlechtes Zeugnis in puncto Lieferfähigkeit aus.
Mensch und Maschine
Eine zentrale Rolle kommt außerdem der Technologie zu, insbesondere der Künstlichen Intelligenz. Dabei gilt: Automatisierung wird nicht als Arbeitsplatzkiller, sondern als sinnvolle Ergänzung gesehen und eingesetzt.
Nur bei 12 Prozent der Befragten soll die Technologie Arbeitskräfte ersetzen. 60 Prozent geben hingegen an, dass ihr Unternehmen KI nutzt, um Menschen zu unterstützen statt abzulösen. Jedoch haben 68 Prozent bislang nicht ausreichend in entsprechende Technologien und Strukturen investiert, und 85 Prozent wissen noch nicht, wie sie mit den entstehenden ethischen Fragestellungen umgehen sollen.
In dieser außergewöhnlichen Zeit sollten Unternehmen die Fähigkeiten ihrer Arbeitnehmer erkennen, in sie investieren und neue Teamstrukturen entwickeln.
fasst Maren Hauptmann zusammen.