In außergewöhnlichen Zeiten ist ein Stück Normalität besonders wichtig – auch und gerade, wenn es um Administratives geht. Hier zeichnen die Round-Table-Teilnehmer ein durchwachsenes Bild. Die Pflicht einer A1-Bescheinigung bei EU-Auslandsreisen scheint in den Unternehmen mittlerweile weithin bekannt zu sein. Dagegen stellen die verschärften Meldepflichten viele vor kaum zu bewältigenden Herausforderungen. Die nötigen Mehrarbeiten sind beträchtlich und die Kontrollen und Sanktionen mitunter hart. Hinzu kommt, dass die Vorgaben von Land zu Land variieren.
HR ist hier in der Pflicht, zu informieren und auf die Konsequenzen bei Nichtbeachtung hinzuweisen. Ein weiterer Blick gilt der neuen EU-Entsenderichtlinie zum Equal Pay, die viele Veränderungen bei der Vergütung von grenzüberschreitend tätigen Mitarbeitern mit sich bringt und bis Ende Juli 2020 umgesetzt sein muss. Viele Unternehmen haben hier nach wie vor Handlungsbedarf – und die Zeit drängt.
Ansprüche an Auslandseinsätze steigen
Was die Entsandten betrifft, sind zwar keine grundlegenden, aber doch bedeutende Entwicklungen zu beobachten. So achten Mitarbeiter auch bei möglichen Auslandseinsätzen mittlerweile stärker auf Themen wie Nachhaltigkeit und Work-Life-Balance. Statt einer von vorne bis hinten durchorganisierten Entsendung spielen Services wie Unterstützung bei der Wohnungssuche, der Karriereplanung oder für die Familie eine größere Rolle. Die Ansprüche von Fachkräften sind gestiegen, keine Frage. Daher kommen ihnen die Arbeitgeber in diesen Punkten auch meist entgegen.
Im Gastland könnte trotzdem die eine oder andere Überraschung warten. Wer als junges Talent in Deutschland sozialisiert wurde und mit dem Gedanken an New Work ins Ausland geht, könnte in hierarchisch strukturierten Gesellschaften Probleme bekommen. Umso besser, wenn man früh damit anfängt, andere (Arbeits-)Kulturen kennenzulernen. Manche Ausbildungsbetriebe haben aus der Not, nur noch schwer Azubis finden zu können, eine Tugend gemacht, indem sie auch ihnen Entsendungen anbieten – wenn auch nur für kurze Zeiträume von maximal wenigen Wochen.
Rückholung wirft viele Fragen auf
Und wenn es doch mal schiefgeht? Auch wenn Corona derzeit der Hauptgrund für Rückholungen ist: Viele der aktuellen Fragen stellen sich ebenso, wenn eine Auslandsentsendung aus anderen Anlässen unter- oder abgebrochen werden muss. Zu bedenken sind unter anderem vertragliche Verpflichtungen gegenüber Geschäftspartnern im Ausland und rechtliche Folgen einer dauerhaften Rückkehr nach Deutschland. Darüber hinaus können bei einer Rückholung steuerliche Mehrkosten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer entstehen. Auch der Krankenversicherungsschutz und die Leistungen während der Entsendung sollten einer kritischen Prüfung unterzogen werden, da sich ihre Voraussetzungen geändert haben könnten, empfehlen die Global Mobility-Experten. Nur auf eines wollten sie sich nicht verbindlich festlegen lassen: Wann bei Auslandsentsendungen wieder Normalität einkehren wird.
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