Das Leben hat sich verändert, eine Rückkehr zur Normalität, bedeutet nicht, Dinge wieder genau so zu tun, wie vor der Pandemie. Doch wie reagieren die Unternehmen darauf? Darüber sprach Benedikt Lell von UKG beim Business Breakfast auf dem 12. Deutschen Human Resources Summit.

Die Pandemie hat die Welt verändert. Es wird eine Rückkehr zur Normalität geben, aber nicht zu Vor-Pandemiezeiten. Themen wie Fachkräftemangel, hybrides Arbeiten, Telearbeit, Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten bleiben aktuell, doch „die Pandemie hat diese Trends beschleunigt“, betonte Benedikt Lell, VP Solutions Consulting & Technical Sales bei UKG.
Was beschäftigt HR?
Die Mitarbeiter werden allerdings in diesen Veränderungen oft nicht mitgenommen: Die große Mehrheit fühlt sich laut einer Studie von Gallup bei ihrem Arbeitgeber nicht in die Change-Prozesse involviert. Das führt dazu, dass die Mitarbeiterbindung gering ist: Rund zwei Drittel der Mitarbeitenden suchen gegenwärtig einen neuen Arbeitgeber.
„Die Mitarbeiterfluktuation wird sich eher noch beschleunigen“, warnte Lell. Er geht davon aus, dass viele Mitarbeitende – sofern sie sich in ihrem Betrieb nicht wohl fühlen – sogar kündigen werden, ohne einen neuen Job zu haben.
Erwartungen der Mitarbeitenden haben sich verändert
Unternehmen sollten daher Wert auf die Bindung ihrer Mitarbeitenden legen. „Mitarbeiter gehen oft, weil sie sich nicht wertgeschätzt fühlen, von ihrem Arbeitgeber, aber auch von ihrer Führungskraft“, so Lell. Das liege auch daran, dass selbst hohe Gehälter allein nicht mehr reichen, um Mitarbeitende zu binden.
„Das, was für Mitarbeiter wichtig ist, hat sich in den vergangenen Jahren verändert“, erklärte Lell. Mitarbeitende legten heutzutage mehr Wert auf soziale Vielfalt, Integration und Transparenz, führte er aus. Auch ein Zugehörigkeitsgefühl sei für viele wichtig. Zwei Drittel der Befragten geben zudem an, dass sie einen Arbeitgeber auch dann verlassen würden, wenn er keine klare Haltung zu gesellschaftlichen und sozialen Fragen einnehme.
Arbeit und Leben auf ein Level stellen
Lell rät Unternehmen daher, ihre Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu stellen und fragte: „Wie wäre es, wenn wir Arbeit und Leben auf ein Level stellen?“ Zur Erklärung führte er aus, dass Unternehmen bisher in der Regel ihren Mitarbeitern Technologien zur Verfügung stellen, damit das Arbeitsleben effektiv gestaltet werden kann. Eine neue Idee hingegen sei: „Wenn Mitarbeiter die positive Energie aus der Arbeit in ihr Privatleben hineinnehmen, funktioniere das auch umgekehrt.“ Das heißt konkret, nicht die Prozesse zu fokussieren, sondern die Menschen, die dahinter stecken. „Wenn es dem Mitarbeitenden gut geht, kann er Wachstum für das Unternehmen generieren.“ Daher bräuchten Unternehmen einen Technologieansatz, der dem Menschen einen gleichen Stellenwert einräumt wie der Technologie selbst.
Das müsse in der Unternehmenskultur gelebt werden. „Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen Erfolg eines Unternehmens und der Unternehmenskultur“, so der Experte. Eine Unternehmenskultur, die dem Menschen Vorrang gibt, fördert Mitarbeitende, anstatt sie zu überfordern und wirkt sich langfristig positiv auf die Unternehmensziele aus.
Für HR bedeutet das, dass es von einer reaktiven Rolle in eine proaktive Rolle hineingehen müsse – also agieren müsse, bevor Probleme auftauchen – und statt transaktionsgetrieben mitarbeiterfokussiert handeln müsse. Dazu gehöre, Muster zu analysieren, die auf mögliche Schwierigkeiten hindeuten, den Mitarbeitern zuzuhören, ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben, sie bei Entscheidungen zu unterstützen sowie „facettenreich“ zu optimieren.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersvorsorge. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das Magazin "Comp & Ben". Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.
