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Dorothee Werner rückt bei KNK als Innovationschefin in den Vorstand auf

Portrait von Dorothee Werner, Frau mit kurzen, hellen Haaren
Dorothee Werner ist neue Chief Change und Innovation Officer bei KNK. (Foto: KNK Business Software AG)

Dorothee Werner agiert als Chief Change und Innovation Officer bei KNK an der Schnittstelle zwischen Struktur und Spielraum. Das Unternehmen mit rund 180 Mitarbeitern stellt Branchensoftware für das Verlagswesen her und betreut weltweit 450 Geschäftskunden.

Personalwirtschaft: Was genau ist Ihre neue Aufgabe?

Dorothee Werner: Wandel geschieht. Der Change Officer ist nicht der Agent des Wandels, sondern hilft, dem Thema ausreichend und den richtigen Raum zu geben, den Wandel zu unterstützen und ihm Richtung zu geben. Meine Aufgabe ist es, abteilungsübergreifend dafür zu sorgen, dass organisatorische Klarheit geschaffen wird, damit sich möglichst alle im Unternehmen auch unter den sich verändernden Bedingungen zurechtfinden und damit sie produktiv sowie kreativ arbeiten können. „Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern“, heißt es in Lampedusas Roman „Il Gattopardo“. Und das schildert die Situation unterwegs in der Veränderung sehr gut.

Alles muss sich ändern, wie gelingt das?

Es geht darum, Instrumente und Koordinaten zu schaffen, um sich immer wieder gemeinsam strategisch auszurichten und zu justieren. Damit ist vor allen Dingen Kommunikation gemeint, Fragen zu stellen um unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, einen Schritt zurückzutreten, zuzuhören, ernst zu nehmen, mitzudenken: Wie kommt sinnvoll und verträglich Neues in das Unternehmen und das Produkt? Agil – brauchen wir das? Fehlertoleranz – ist das nur ein Buzzword? Holacracy – ist das besondere Lakritze oder ein Führungsstil?

Meine Aufgabe ist es auch, Spielräume zu eröffnen und gleichermaßen Strukturen, Standards und Kreativität zu stimulieren.

Warum wurde die Vorstandsposition neu geschaffen?

KNK (Firmenschreibweise: knk) sieht sich als Innovationsführer im Markt. Die besten technischen Innovationen bringen aber nichts, wenn es nicht gelingt, diese zu vermitteln und zu benutzen. Den Wandel zu unterstützen, ist ein so zentraler Punkt unserer Aufgabe, dass wir uns entschieden haben, dies auch im Vorstand zu verankern.

Sie sind bereits seit zwei Jahren bei KNK. Halten Sie das für einen Vor- oder einen Nachteil?

Da ich vorher zwar in der Buchbranche gearbeitet habe, aber nicht in einem Softwareunternehmen, bin ich noch frisch genug im Unternehmen, um immer wieder die Fragen eines Neulings zu stellen, aber auch schon lange genug dabei, um die Abläufe, die neuralgischen Punkte und die Kundenwünsche zu kennen.

Die Personalentwicklung fällt ebenfalls in Ihre Verantwortung. Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?

Man könnte meinen, dass die Digitalisierung in einem Softwarehaus keine große Herausforderung sei. Und vielleicht gibt es auch eine gewisse Affinität zu neuen Geräten und neuen Gimmicks. Aber Digitalisierung ist mehr als das, und der Markt, für den wir arbeiten, verändert sich genauso schnell. Daher ist sie auch für uns ein Thema. Stolz sind wir, dass wir fast jeden Hackathon gewinnen, an dem wir teilnehmen – auch innerhalb der Microsoft-Partner.

Wie groß ist die Offenheit für Ihre Software bei potenziellen Kunden, die ihr Geld oftmals noch mit Printprodukten verdienen?

Der Anteil der Kunden, bei denen das Printgeschäft wächst, ist äußerst überschaubar. Wenn aber ein Unternehmen keine Wachstumsperspektiven hat, befindet es sich im Niedergang – statt auf Umsatzwachstum zu setzen, werden nur Kosten gespart, die Stimmung wird schlecht und Arbeiten macht keinen Spaß mehr. Daher unterstützen wir unsere Kunden, entweder im Printmarkt zu wachsen oder neue Märkte zu erobern. Die meisten dieser Märkte sind aber auch kein Neuland mehr – es gibt Wettbewerber, die was können.

Daher kann man neue Märkte nur mit modernen Werkzeugen erobern.

Als gelernte Buchhändlerin: Haben Sie einen Lesetipp für Personalverantwortliche?

Zum einen Dave Greys „The Connected Company“, in dem der strategischen Frage nachgegangen wird, wie man gewachsene Strukturen und Hierarchien mit der Kreativität und Anpassungsfähigkeit von Netzwerken verbinden kann. Zum anderen Holm Friebes „Die Stein-Strategie. Von der Kunst, nicht zu handeln“. Denn nichts ist schlimmer im Veränderungsprozess als blinder Aktionismus.

Würden Sie die Druck- oder die E-Book-Variante vorziehen?

Je nach aktueller Lage. Hauptsache lesen, oder?


Dieses Interview ist in Ausgabe 5/2019 erschienen. Sie können das gesamte Heft › hier bestellen.

David Schahinian arbeitet als freier Journalist und schreibt regelmäßig arbeitsrechtliche Urteilsbesprechungen, Interviews und Fachbeiträge für die Personalwirtschaft.