Als Laura Bornmann beim diesjährigen HR-Summit in Frankfurt die Keynote am Vorabend hielt, zog sie die volle Aufmerksamkeit der anwesenden HR-Professionals auf sich. Niemand schien auch nur ein Detail von dem verpassen zu wollen, was die Managing Director von Startup Teens und GenZ Talents sagen würde. Tatsächlich erörterte und verkörperte Bornmann auf der Bühne geradezu jene Werte, über die sie so oft und so eindringlich, in den sozialen Medien spricht: Menschlichkeit, Verantwortungsübernahme und Potenzial.
Nach der Keynote wollten reihenweise gestandene Personalleiterinnen und Personalleiter die junge Frau kennenlernen. Die Nahbarkeit, Entschlossenheit und Jugendlichkeit, die die 31-Jährige ausstrahlt, schienen sie alle einfangen zu wollen. Als mache sie eine Antwort auf die Frage greifbar, die die HR-Szene seit Jahren diskutiert: Wie gestalten wir die Arbeitswelt gemeinschaftlicher und so, dass sich Individuen entfalten können? Vielleicht auch deswegen folgen ihr derzeit mehr als 53 000 Menschen auf Linkedin. Sie möchten ihre Ansichten zu HR-Themen erfahren, obwohl Bornmann selbst erst seit Frühjahr 2020 in der Personalarbeit tätig ist.
Ihr Potenzial mussten ihr andere erst zeigen
Bornmann hat ihre Karriere als Sales & Quality Manager bei Rewe Dortmund gestartet. Später wurde sie Hauptassistentin des CEOs im Unternehmen und leitete als solche das Vorstandsbüro. „Ich hatte eine generalistische Funktion, wusste aber nicht wirklich, was ich beruflich machen will“, sagt Bornmann. Ihr damaliger Chef hingegen hatte wohl klare Vorstellungen davon, wo ihr Potenzial liegt: in der Arbeit mit und Führung von Menschen. Als die Stelle zur Head of HR Development bei dem Lebensmittelhändler frei wurde, empfahl er Bornmann. Sie sagte zu, las sich als Vorbereitung in jeder freien Minute in Personalthemen und Theorien zur Zukunft der Arbeitswelt ein und merkte eigener Aussage nach schnell: HR-Professionals ziehen die gegebenen Strukturen dieser Arbeitswelt genauso in Zweifel wie sie. Eine Frage habe sie dabei besonders beschäftigt: Warum müssen sich Menschen auf der Arbeit verstellen?
Denn eigentlich, so Bornmanns ohne jede Scheu geäußerte Überzeugung, entfalteten Menschen ihr Potenzial doch viel besser, wenn sie sie selbst sein können, sie eine empathische Führungskraft haben, die ihre Stärken fördert, die ihnen Freiraum gewährt und Verantwortung überträgt. „Meine Teammitglieder bei Rewe haben schnell gemerkt, dass ich mich für eine neue Arbeitsweise einsetze und etwas bewegen will“, sagt Bornmann. Der Ruf drang nach draußen und erreichte die Gründer der Non-Profit-Organisation Startup Teens, die ihr die Stelle als Managing Director anboten. Diese teilt sie sich seit Oktober 2022 mit Jenny Maertens. Jetzt kann Bornmann unternehmensübergreifend das sein, was sie – unterbewusst, wie sie sagt – schon immer sein wollte: eine Brückenbauerin zwischen Verfechtern der alten Arbeitswelt und Befürworterinnen der neuen. „Ich möchte die Leute miteinander ins Gespräch bringen“, erklärt sie.
Ist sie Everybody’s Darling?
Je mehr Führungsverantwortung sie übernimmt und je mehr sie ins Rampenlicht tritt, desto häufiger erfährt sie auch mal Widerspruch. Manche kritisieren, ihre Argumente seien unterkomplex und altbekannt. Sie sei naiv, unprofessionell. Die Vorwürfe scheinen ihr wenig auszumachen. „Früher habe ich versucht, Everybody’s Darling zu sein. Dann habe ich mich viel mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt und gemerkt, dass ich nicht Jedem gefallen muss.“ Für sie stehe die Message im Vordergrund. „Ich möchte Unternehmen zeigen, was sich ändern muss, damit sie für die Generation Z attraktiv werden“, sagt Bornmann. Und diese Message möchten offenbar immer mehr Menschen hören.
Info
Der Artikel ist Teil des Themenschwerpunkts „Köpfe für 2023“ in der Januar-Ausgabe der Personalwirtschaft. Dort stellen wir Persönlichkeiten vor, die 2023 die HR-Szene prägen werden. Eine davon ist Laura Bornmann.
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Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.