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So war es auf der ZP Europe 2024

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Einmal im Jahr trifft sich die HR-Szene zur Zukunft Personal Europe in Köln. Bei nach Veranstalterangaben über 25.000 Besucherinnen und Besuchern darf man davon ausgehen, dass ein signifikanter Anteil der Personalabteilungen in Deutschland in der Domstadt vor Ort war. Das gleiche gilt für die Dienstleister, von denen in diesem Jahr ebenfalls wieder alle größeren vertreten waren. Für letztere ist das gut fürs Geschäft, für erstere die Möglichkeit, „shoppen“ zu gehen – sich also anzuschauen, was Softwareprodukt X leisten kann und was Employer-Branding-Agentur Y.

Vor allem aber ist die Messe für viele ein alljährliches Wiedersehen. Insbesondere im Recruiting-Bereich in Halle 4.1 sah man an allen drei Messetagen – auch am Donnerstag war es noch überraschend voll – unzählige Menschen im Gespräch. Ob Szenenews, berufliche (oder manchmal auch private) Entwicklungen und Veränderungen oder die klassische Fachsimpelei: Networking und Austausch dürfte für die meisten Besucherinnen und Besucher eine Hauptmotivation sein, einmal im Jahr in die Deutzer Messehallen zu kommen.

Flankierend dazu gab es auch in diesem Jahr ein umfangreiches Bühnenprogramm. Gleich zwei Diskussionsrunden hatte die Personalwirtschaft organisiert – zum einen zum Thema Familienstartzeit und zum anderen unser Jubiläumspanel zum Status Quo und zur Zukunft der Personalarbeit. Darüber hinaus waren im Programmheft 710 weitere offizielle Termine auf 26 Bühnen verzeichnet; die mehr oder minder inoffiziellen Programmpunkte an einzelnen Ständen kamen ‘on-top’.

Große Namen und kleine Begegnungen

Im Programm fanden sich natürlich einige große Namen der Szene. Auf der Keynote Stage sprachen unter anderem die Mental-Health-Expertin Dr. Eva Elisa Schneider, Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin & Professorin des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE und Nina Weigel, Konzernpersonalleiterin von AXA, über die „große Erschöpfung“: Über ein Drittel aller Beschäftigten in Deutschland, so der Befund, klagen über körperliche und geistige Erschöpfung, nur die Hälfte fühlt sich wirklich gesund. Ex-SAP-Deutschland-Personalchef Cawa Younosi stellte sein Buch vor. Und und und…

In einem so umfangreichen Programm finden sich aber fast zwangsläufig auch Menschen, die man sonst nicht so häufig auf Konferenzbühnen sieht. Auf der Learning & Development Stage platzte etwa Shakil Awan fast vor Engagement: Der Squad Lead and Product Manager der Deutschen Telekom ist gewissermaßen der Vater von LEX, der 2017 von ihm ins Leben gerufenen informellen Lernplattform des Konzerns. 20.000 aktuelle und einige frühere Beschäftigte der Telekom sind dort unterwegs. Sie bilden eine Community, in der Wissen, Informationen und Kontakte formlos miteinander geteilt werden. Die Bandbreite der Angebote sei riesig, schwärmt Awan, der sich inzwischen in Vollzeit um LEX kümmert. Sein Rat an potenzielle Nachahmer: „Keep it simple and start!“

Programmvielfalt vs. Thementiefe

Ansonsten ging es auf den Bühnen erwartungsgemäß häufig um die Überthemen der vergangenen Jahre, etwa Diversity, Fachkräfteknappheit und demographischer Wandel sowie – natürlich, möchte man sagen – Künstliche Intelligenz. Zu zahlreichen Themen gab es dedizierte Bühnen, wobei es auf der „Corporate Influencer“-Stage auch mal vorkam, dass kaum mehr Publikum als Diskutantinnen und Diskutanten vor Ort war.

Insgesamt war es ein buntes Programm, wobei die Fülle an Themen und die Begrenzung der Zeit mancherorts dafür sorgte, dass nolens volens ein wenig die Tiefe fehlt. 30 Minuten sind für viele der besprochenen Themen einfach zu wenig – etwas, das aber auch auf anderen Konferenzen und Messen immer wieder sichtbar wird.

Vor allem aber zeigt ein Blick auf das Programm auch, wie sehr die HR-Szene im eigenen Saft schmorrt. Kein Spitzenpolitiker, keine Spitzenpolitikerin und auch kein internationaler Star welcher Art auch immer zeigte sich auf der Messe – wie auch schon im vergangenen Jahr.

Genau das wäre der ZP Europe aber für ihren 25. Geburtstag im kommenden Herbst zu wünschen: Dass sie auch durch prominente Besucherinnen und Besucher auch außerhalb der Bubble stattfindet und wahrgenommen wird, so wie manch deutlich kleinere Messe auch. Der -Profession würde das jedenfalls guttun.

Info

Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Recruiting und Employer Branding.