Dennoch haben in 52 Prozent der mittelständischen Unternehmen
nach wie vor ausschließlich Männer das
Sagen und keine Frau ist in
der Geschäftsführung beziehungsweise im Vorstand. Wobei der
Mittelstand auch hier etwas weiter ist als die Großkonzerne, von denen 66
Prozent noch auf rein männliche Vorstandsgremien setzen.
Zu diesem Ergebnis kommt die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), die für ihr „Mittelstandsbarometer“ im Dezember 2019 deutschlandweit 1.500 mittelständische
Unternehmen mit mindestens 20 Millionen Euro und höchstens 1 Milliarde
Euro Umsatz befragte.
Unterschiede innerhalb des Mittelstandes
Die Ey-Studie zeigt, dass sich innerhalb des Mittelstandes vor allem Unterschiede je
nach Unternehmensgröße und Standort ergeben. Der
Frauenanteil bei kleineren
Mittelständern mit einem Umsatz von weniger als 30 Millionen Euro liegt bei 18 Prozent. Wohingegen große Mittelständler mit einem
Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro nur einen Anteil von 14
Prozent verzeichnen.
Und in den ostdeutschen Bundesländern sind durchschnittlich 19
Prozent der Geschäftsleitungsposten mit Frauen besetzt, während es in
den westdeutschen Bundesländern nur 15 Prozent sind.
Dazu kommentiert EY-Partnerin Elfriede Eckl:
Die Karrierechancen für Frauen im deutschen Mittelstand sind
weiter gestiegen. Gerade im
Vergleich zu den börsennotierten Unternehmen setzen die Mittelständler
stärker auf weibliche Führungskräfte und erweisen sich damit als
Vorreiter wenn es darum geht, Frauen in der Wirtschaft nach vorne zu
bringen. Das hat allerdings auch viel damit zu tun, dass sie sich im
Werben um Fachkräfte generell mehr einfallen lassen müssen als die
oftmals größeren und damit bekannteren börsennotierten Unternehmen.
Viele mittelständische Unternehmen sind zudem familiengeführt. Weibliche
Familienmitglieder werden dort oft schon früh auf Führungspositionen im
Unternehmen vorbereitet.
Hoher Frauenanteil in der Dienstleistungsbranche
Auch je nach Branche variiert der Frauenanteil stark.
Bei Finanz- und anderen Dienstleistern werden mehr als ein Viertel (26
Prozent) der Führungsposten von Frauen besetzt, in der Ernährungsbranche
(22 Prozent) und im Bau (20 Prozent) sind es immerhin noch mindestens
ein Fünftel der Posten. Dagegen ist der Anteil im Maschinenbau und in der
Elektrotechnik mit acht beziehungsweise zehn
Prozent unterdurchschnittlich.
Teilweise sind die Probleme hausgemacht. In vielen Unternehmen
unterstützen Männer sich gegenseitig und bilden informelle
Karrierenetzwerke, Frauen werden hingegen nicht ausreichend gefördert. Allerdings gelingt es gerade in den vermeintlich typischen
Männerberufen nicht zufriedenstellend, Mädchen für deren Themen wie
Mathematik, Physik oder Chemie zu begeistern. Das beginnt schon bei der
Erziehung im Elternhaus und setzt sich in den Schulen und im Studium
fort,
so die Erklärung von Elfriede Eckl.
16 Prozent bieten flexible Arbeitszeitmodelle an
Nur noch 19 Prozent der Mittelständler bieten aktive
Frauenförderung an, vor einem Jahr waren es noch 22 Prozent. Die
Förderung fällt von Unternehmen zu Unternehmen außerdem sehr
unterschiedlich aus. 16 Prozent der Mittelständler verstehen unter
aktiver Frauenförderung Modelle zur flexiblen Arbeitszeit und jeweils zwölf Prozent bieten Homeoffice an oder wollen
Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern in gleicher Position
verringern.
Dies sind, nach Elfriede Eckl, wichtige Maßnahmen, welche aber noch
ausgebaut werden sollten. Sie sagt dazu:
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,
dass Frauen sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen.
Auch die Unternehmen sind hier in der Verantwortung und gerade im
Mittelstand haben viele darauf schon reagiert. Allerdings profitieren
Männer genauso von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice. Eine echte
Frauenförderung muss sich auch messbare Ziele setzen – etwa die
Abschaffung des Gender Pay Gap oder die Erhöhung der Zahl von weiblichen
Führungskräften.