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HR-Trend: Jung, bärtig, ohne Krawatte, aber mit Kicker

HR hilft jetzt der Unternehmensstrategie beim Umbau der Mitarbeiter zu einer „Modern Workforce“, die sich unglaublich „start-uppery“ benimmt. Hier können die HR-Königsdisziplinen Personalsuche und Personalentwicklung zur Höchstform auflaufen.

So verkündete der Vorstandsvorsitzende von Bosch im Dezember, dass die Zeit der Krawattenpflicht in seinem Unternehmen vorbei sei. Denn: In der Start-up-Szene gelten Schlipsträger als rückständig. Das Hemd ohne Krawatte sei ein wichtiges Signal für diese andere Kultur. So sieht’s auch Siemens-Vorstand Joe Kaeser, der kürzlich ohne Krawatte sein neues Firmenvorbild vorstellte: Start-ups.

Trotzdem sind die Bosch- und Siemens-Vorstände auch ohne Krawatte sofort als „Old Economy“ zu erkennen. Sie tragen keinen Bart! Susanna Schrobdsdorff schlug kürzlich im Time Magazine vor, dass solche Vorstände sich ein „Business Body Double“ zulegen. Doch selbst mit Bart wären Kaeser und andere immer noch eines: viel zu alt! Ein Mega-Paradoxon ist: Investoren über 50 trauen keinem über 30. Daher gilt im Silicon Valley: „You need a Millennial front person for an idea to succeed.” Kein Wunder, dass Botox im Valley boomt. Bei Google gibt’s schon eine Support Group für Leute über 40 („Greyglers“). Wenn dann noch ein Kicker irgendwo in der Firma steht, dann sind die äußeren Merkmale für ein „Start-up“ erfüllt.

Sind die Äußerlichkeiten geklärt, geht’s sogar um Inhalte: Alle großen Unternehmen, die sich jetzt „Start-up“-Abteilungen gönnen, wollen die „Corporate Innovative Readiness“ steigern. Highspeed Learning und Highvolume Adapting zusammen mit Agility – ein einfaches Erfolgsrezept.

Wer jetzt einwendet, die echten Start-up-Menschen hätten eine bestimmte unternehmerische Geisteshaltung, die in Großunternehmen eher nicht vorkommt beziehungsweise dort karriereschädlich ist, sollte wissen, was passiert, wenn ein Vorstand „Kreativität“ und „Innovationskraft“ verordnet. Eben! Dann wird das gemacht. Gerade Siemens ist ein super Beispiel für unbürokratisches Verhalten (fragen Sie dazu mal einen Siemens-Manager).

Auf den Start-up-Trend fliegen auch Berater. Sie kommen mit bahnbrechenden Sprüchen um die Ecke wie: „Digitale Exzellenz beginnt an der Unternehmensspitze“ oder (der gleiche Consultant): „Wenn es gelingt, die Digital Immigrants mit den Digital Natives zu kombinieren, dann werden sie langfristig das Ziel der digitalen Exzellenz erreichen“. Was denn nun, Exzellenz „von der Spitze“ oder „von der Vereinigung“? Ein anderer Consultant meint sogar: „Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle bringt niemandem etwas, wenn sie nicht in einer Umsetzung resultiert.“ Jaaa! Für sowas Bahnbrechendes zahlen wir doch gerne Honorar.

OK, genug geschrieben, packen wir’s an: Die Suche nach jungen Bartträgern ohne Krawatte und ohne Vorurteile gegen „Corporate“, aber MIT Kicker-Können beginnt!

Wann gründen Sie Start-ups? Sie sind spät dran! Schreiben Sie uns!

Autor: Jobst R. Hagedorn