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Trend zum CEO mit Produkterfahrung

Business-Mann im Anschnitt mit Tablet, dazu Symbole aus Produktentwicklung und Qualitätssicherung
Eine aktuelle Analyse macht den Trend aus, dass künftig mehr CEOs gebraucht werden, die Erfahrungen aus Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung mitbringen. Foto: © Blue Planet Studio/StockAdobe

In den an der amerikanischen Technologie-Börse NASDAQ gelisteten Unternehmen hat jeder zweite Vorstandschef (51 Prozent) eine berufliche Laufbahn im Bereich von Produkt(entwicklung), Marketing und Vertrieb absolviert. Lediglich rund jeder Achte (zwölf Prozent) war vorher als Chief Financial Officer (CFO) tätig. Das geht aus einer Untersuchung der Lebensläufe der NASDAQ-CEOs im dritten Quartal dieses Jahres hervor, die > Korn Ferry durchgeführt hat. Das Beratungsunternehmen hat zum Vergleich die Lebensläufe von 170 Vorstandsvorsitzenden der Indizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX herangezogen; die Daten stammen vom April 2018. Danach ist der US-Trend hierzulande noch nicht spürbar angekommen.

In Deutschland zählt für Vorstandschefs vor allem Erfahrung aus dem Finanzbereich

In Deutschland war es im vergangenen April nur in unter zwei Prozent der Fälle so, dass CEOs unmittelbar vorher als Vertriebschefs tätig waren. Chief Marketing Officer seines Konzerns war kein einziger Vorstandschef unmittelbar vor seinem Amtsantritt. Dagegen war jeder fünfte Chef der hiesigen börsennotierten Unternehmen zuvor schon einmal als CFO für Finanzen verantwortlich. 17 Prozent der CEOs haben ihre Laufbahn in Forschung und Entwicklung begonnen, elf Prozent im Vertrieb und weniger als vier Prozent im Marketing. Allerdings war ein Fünftel (21 Prozent) der Vorstandschefs zuvor Chef einer operativen Geschäftseinheit und mehr als jeder Vierte (28 Prozent) führte eine operative Einheit, bevor er das erste Mal CEO wurde.

Bald auch hier Chief Product Officer als CEO-Kandidaten?

Nach Ansicht von Korn Ferry benötigen CEOs künftig vor allem ein hohes Gespür für Kundenbedürfnisse, Markt und Innovationen. In den USA gebe es schon seit einigen Jahren den Chief Product Officer, sagt Alexander Wink, Senior Client Partner und Leiter der EMEA-Digitaleinheit im Executive Search von Korn Ferry. Eine Produkt-Zentrierung in der Karriere sei hierzulande aber nicht festzustellen. Karriere hätten in den vergangenen Jahren oft Kandidaten aus Strategie, Finanzen, Produktion und operativer Steuerung gemacht – das sei eine logische Folge dessen, dass es bei Deutschlands stärksten Produkten wie zum Beispiel dem Auto nach einer Ausweitung der Vermarktung vor allem um die Optimierung von Prozessen und die Steigerung von Effizienz gegangen sei. Diese Ära könne jedoch bald vorbei sein angesichts der Einschläge in alte eingesessene Branchen durch weltweite Tech-Startups. Wink geht davon aus, dass der Wert von Managern mit Produktnähe für Unternehmen auch hierzulande deutlich zunehmen wird.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.

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