Eine Session mit Jannis Tsalikis, HR-Director bei Vice Media, und Eva Stock, Teamlead HR bei der Trust Agents Internet GmbH, beim Event „#HRmacht” trug einen recht geheimnisvollen Titel. Es sollte um peinliche Situationen in der Personalarbeit gehen – das, worüber Personaler in der Regel nicht öffentlich sprechen.
Wohl die wenigsten Teilnehmer hatten eine wirklich klare Vorstellung davon, was sie bei dem nachmittäglichen Slot in den Balloni-Hallen Köln erwartete. „Es geht um die eigentlichen Katastrophen bei HR”, klärte Tsalikis auf und kam sofort zur Sache: Provokant stieg er mit einer wahren Story ein, bei der Personaler mit einem Sexvideo eines Kollegen konfrontiert waren. Spätestens jetzt war die Agenda klar: Tsalikis und Stock thematisierten äußerst peinliche Situationen in der Personalarbeit – das, worüber Personaler in der Regel nicht öffentlich sprechen.
Drastische Storys aus dem Leben von Personalern
Natürlich war die Session weit mehr als ein Plaudern aus dem Nähkästchen. „Wir beabsichtigen nicht, zu diskreditieren oder uns lustig zu machen”, betonte Tsalikis gleich zu Anfang. Erklärtes Ziel wäre vielmehr, sich darüber auszutauschen, wie derartige Peinlichkeiten und Pannen von vornhinein vermieden werden können. Wer außerdem Angst hatte, mit drastischen Storys überhäuft zu werden, konnte aufatmen: Tsalikis und Stock beschränkten sich auf zwei (wahre) Fallbeispiele. Erstens: Ein in die Hose gegangenes Recruiting-Gespräch für eine wichtige Position, auf das der Geschäftsführer sichtlich keine Lust hat. Er vergisst den Termin, kommt zu spät ins Gespräch, stellt dem Bewerber keine Fragen und tippt während des Bewerbungsgespräch unter dem Tisch auf seinem Handy herum.
Zweitens: Eine fragliche Kündigungssituation, bei der eine frisch eingestellte Personalleiterin die betriebsälteste 61-jährige Mitarbeiterin ohne viel Informationen vom Management entlassen soll. Als die Mitarbeiterin klagt und es zum Gerichtsentscheid wegen der Abfindungssumme kommt, ist für die Personalleiterin niemand vom Management zwecks Abstimmung erreichbar. Eine Situation also, wie sie viele Personaler beim Thema Kündigung kennen: Die Geschäftsleitung entscheidet, HR hat das Problem.
New Networking für Härtefälle
Wie muss die Personalabteilung Fach- und Führungskräfte leiten? Das war letztlich die Frage, zu der Tsalikis und Stock die teilnehmenden Personaler über die beschriebenen Härtefälle heranführten. Was braucht es für einen perfekten Auswahlprozess beziehungsweise für die „perfekte Kündigung“? Statt Vorzutragen und anschließend im Plenum zu diskutieren, gestalteten die Referenten ihre Session ganz im Sinne von New Work und New Learning. Sie forderten die Zuhörer auf, sich für ein Fallbeispiel zu entscheiden und arbeiteten interaktiv in zwei Gruppen mit den Teilnehmern. Gemeinsames Arbeiten am Problem statt vorgesetzte Best Practice also. Austausch statt Wissen nur aufzunehmen. Sprechen über Fehler und Pannen, über unangenehme Erfahrungen – und über Wege, um diese in Zukunft zu vermeiden. Kurz: gelebtes New Networking. Was hier in nicht einmal einer halben Stunde entwickelt und auf Flipcharts festgehalten wurde, konnte sich sehen lassen. Und auch, wenn es kaum einer angesichts des Titels erwartet hätte, wurde die Session dem Veranstaltungsmotto „#HRmacht“ mehr als gerecht.