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Gesetze oder Tarifverträge erlauben es Mitarbeitern, die Arbeitszeit je nach Lebensphase an ihre Bedürfnisse anzupassen, ob es um Teilzeit, Elternzeit oder die Freistellung für Weiterbildung oder Ehrenämter geht. In der Praxis ist das jedoch oft unerwünscht. Vor allem Männer und hochqualifizierte Mitarbeiter bekommen Probleme, wenn sie zeitweise weniger arbeiten möchten. Wie flexibel sich die Arbeitszeit einteilen lässt, hängt jedoch auch vom Beruf und der Position des Mitarbeiters sowie vom betrieblichen Umfeld ab. Das zeigt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, für die 121 Mitarbeiter und Expertinnen in zwei Industrieunternehmen, zwei Polizeibehörden und zwei Krankenhäusern interviewt wurden.
Akzeptanz von Teilzeit am höchsten bei Frauen in mittleren Positionen
Die Studie bestätigt, dass Teilzeit fast ausschließlich von Frauen genutzt wird. Am häufigsten ist dies in mittleren Positionen der Fall. In mittleren Hierarchiestufen wird Teilzeit bei weiblichen Mitarbeitern auch am meisten akzeptiert, in einfachen Positionen nur teilweise und in Führungspositionen am wenigsten. So haben auch Frauen mitunter Schwierigkeiten, wenn sie ihre Arbeitszeit verkürzen wollen, das gilt zum Beispiel für Ärztinnen und Ingenieurinnen, aber auch für Polizistinnen.
Fehlendes Verständnis für Männer, die kürzertreten wollen
Viele Männer wünschen sich ebenfalls kürzere Arbeitszeiten, halten eine Reduzierung aber nicht für umsetzbar. Ein Hindernis ist die fehlende Akzeptanz von Vorgesetzen und Kollegen. Weitere Gründe sind die oftmals rigide Arbeitsorganisation, die auf Ausfälle nicht reagiert, und das hohe Arbeitspensum, das schon bei Vollzeit wegen einer zu knappen Personalausstattung kaum zu bewältigen ist.
Elternzeit bei Männern nur bedingt gern gesehen
Elternzeit von Vätern wird von den Unternehmen weitgehend akzeptiert, sofern die Mitarbeiter nur zwei Partnermonate beanspruchen. Häufig erwarten die Arbeitgeber, dass Väter den Zeitraum der Elternmonate nach betrieblichen Belangen ausrichten. Hochqualifizierten Mitarbeitern fällt es am schwersten, Elternzeit zu nutzen – das betrifft nicht nur Männer, sondern auch Frauen.
Freistellung für Bildung ein Privileg der Hochqualifizierten
Wenn es um eine Freistellung für Weiterbildung geht, so wird sie am häufigsten den Hochqualifizierten gewährt. Weniger Qualifizierten verwehren die Unternehmen oft Weiterbildung, die nicht unmittelbar am Arbeitsplatz gebraucht wird, oder sie erschweren sie durch mangelndes Entgegenkommen bei der Arbeitszeit.
Hemmnisse: rigide Arbeitsorganisation und Personalmangel
Die Studie zeigt, dass die Personalsituation eine wichtige Rolle dafür spielt, ob Arbeitgeber oder auch Kollegen die Reduzierung von Arbeitszeit akzeptieren. Ist die Zahl der Mitarbeiter so berechnet, dass keine Reserven eingeplant sind, führen Fehlzeiten schnell zur Überlastung der Belegschaft – ein Problem vor allem bei der Polizei und in der Krankenpflege. Wenn Einzelne in einer solchen Situation ihr Recht auf Arbeitszeitverkürzung nutzen, ziehen sie damit nicht selten den Unmut der Kollegen auf sich. Doch hängt der Studie zufolge auch viel von den Vorgesetzten ab: Nur Einzelne unter ihnen sehen es als Führungsaufgabe an, Teilzeit zu ermöglichen und Vertretungen vorausschauend zu organisieren.
Tradierte Ideale stehen im Weg
Die Forscherinnen und Studienautorinnen Dr. Christina Klenner und Dr. Yvonne Lott ziehen aus ihrer Studie das Fazit, dass es in „typisch männlichen“ Berufen sowie in Führungspositionen nach wie vor schwer falle, Arbeitszeitverkürzungen oder Erwerbsunterbrechungen durchzusetzen. Hier gelte noch das Ideal, dass Mitarbeiter – insbesondere Männer – in Vollzeit arbeiten, falls nötig Überstunden machen und dem Arbeitgeber nach Bedarf zu Verfügung stehen. Wenn sie diese Normen verletzten, würden sie von Vorgesetzten und im Kollegenkreis oftmals stigmatisiert und diskriminiert.
Die Studie steht > hier zum Download bereit.