In den kommenden Jahren werden sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber mehr flexibles Arbeiten einfordern. Das betrifft zum einen die Arbeitstätigkeit der Mitarbeiter, zum anderen auch die Räumlichkeiten der Büros und deren Standort. Das ist eines der Ergebnisse des Berichts „Zukunft der Arbeit 2020: die Sichtweise eines globalen Immobilienanbieters“, herausgegeben von Urban Land Institute (ULI) und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Die Untersuchung befasst sich mit den Auswirkungen der Zukunft der Arbeit auf Immobilien und Städte. Durch die erhöhte Flexibilität werden sich voraussichtlich die Anforderungen an die Qualität und die Anzahl der bereitgestellten Büroräume gravierend ändern.
Im Rahmen des Berichts hat Ernst & Young gemeinsam mit ULI weltweit 555 Immobilienfachleute befragt. Unter den Befragten waren Investoren, Entwickler, Architekten, Planer und andere Dienstleister. Die Untersuchung konzentrierte sich nicht nur auf die kurzfristigen Auswirkungen der Pandemie, sondern nahm die kommenden drei bis fünf Jahre in den Blick.
Gemäß der Untersuchung erwarten Immobilienfachleute, dass Telearbeit zunimmt. Das betrifft unter anderem die Arbeit im Homeoffice, Fernarbeit aufgrund von einer großen Distanz zwischen Wohnort und Unternehmensstandort und ein Ausweichen auf sogenannte Satellitenbüros an Stadträndern. Die Mehrheit der Immobilienfachleute geht davon aus, dass mittelfristig mehr als drei Fünftel aller Beschäftigten mehr als 40 Prozent ihrer Arbeitszeit in Fernarbeit verbringen werden. Vor der Corona-Krise hat lediglich ein Fünftel der Mitarbeiter 20 Prozent ihrer Arbeitszeit remote gearbeitet.
Büroräume behalten Schlüsselrolle
Büroräume werden der Befragung zufolge auch künftig bei der Schaffung einer Unternehmenskultur und bei der Mitarbeiterrekrutierung und -bindung eine Schlüsselrolle innehaben. Zwar erwartet mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent), dass ihr Unternehmen weniger Büroraume benötigt. Die Nachfrage nach gesunden Gebäudeausstattungen und Räumlichkeiten für gemeinschaftliche Arbeit und für formelle und informelle Besprechungen mit Kollegen wird dagegen steigen.
Während die Gesamtfläche der Büroräume voraussichtlich abnehmen wird, kommt somit der Qualität der Immobilien künftig eine größere Bedeutung zu. Bürogebäude werden künftig anders genutzt als bisher. Die Nachfrage nach flexiblen Büroflächen wird steigen, ebenso der Bedarf an flexiblen Mietverträgen und Coworking-Einrichtungen für Großunternehmen.
Die Qualität und der Standort des verfügbaren Büroraums könnte ein Schlüsselelement sein, um Talente anzuziehen und an das Unternehmen zu binden. Es könnte auch eine veränderte Unternehmenskultur ausdrücken, bei der ökologische und gesellschaftliche Aspekte stärker in den Vordergrund rücken.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.