Rund 500 Besucher kamen Ende Januar zum digitalen Jahresauftakt der Stadt und der Industrie- und Handelskammer Köln. Schon die Eröffnungs-Keynote im Hauptsaal der IHK hielt eine beruhigende Botschaft bereit: Die Zukunft gehöre keineswegs allein den Nerds und ihren Maschinen, verkündete Michael Hüther. „Das Silicon Valley hat im vergangenen Jahr mehr Geisteswissenschaftler als ITler eingestellt“, schob der Wirtschaftsforscher und Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft hinterher. In der Digitalisierung seien eben auch Reflexionsleistungen gefragt.
Genauso sah es auch der zweite Keynote-Speaker des Cologne IT-Summit, Timo von Lepel:
Die Digitalisierung ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine geistige,
betonte der Geschäftsführer des Netzbetreibers Netcologne.
Motto des Cologne IT-Summit: „Gewinnen mit Digitalisierung“
Nach den beiden Keynotes schwärmten die Kongressteilnehmer zu den einzelnen Vorträgen und Workshops aus, um sich unter dem Motto „Gewinnen mit Digitalisierung“ weitere ermutigende Impulse und Erfolgsideen zu holen. Die rund 70 Referenten des Cologne IT-Summits stellten nicht nur Technologien wie Blockchain, Chatbots oder Big Data vor, sondern zeigten auch, wie sich diese für Unternehmensstrategien und Geschäftsmodelle einsetzen lassen. Auch wer sich eher für die Frage interessierte, was die ganze Technik für die Mitarbeiter und ihr Schaffen bedeutet, erhielt Antworten.
Die wichtigste lautete: Es wird leichter. Dazu braucht man sich nur mit den erwähnten Chatbots zu beschäftigen, deren Funktionsweise Maximilian Lorent, Geschäftsführer von Lorent IT-Lösungen, vorstellte. Chatbots sind Softwareprogramme, die der Mensch durch das geschriebene oder gesprochene Wort steuert, also weder über Mausklicks noch über komplizierte Eingabebefehle, einfach über die natürliche Sprache. Auch virtuelle Assistenten wie Apples „Siri“ für iPhone, iPad und Co. funktionieren nach diesem Prinzip. Einsetzen lassen sich Chatbots etwa in News-Feeds, im Kundenservice oder im Online-Marketing.
Nun kann wirklich jeder Software benutzen, nicht nur Nerds,
formulierte Lorent die Einfachheit, mit der Mensch und Maschine inzwischen miteinander kommunizieren können.
Menschengerechtes Design ist gefragt
Chatbots stehen stellvertretend für eine zentrale Entwicklung im IT-Bereich: Die Softwareprogramme kommen dem Menschen und seinen Bedürfnissen immer mehr entgegen. Das erfuhren die Besucher indirekt auch im Design-Thinking-Workshop der Bonner Beratung Protostart. Indem die Teilnehmer in nur 30 Minuten eine kreative Lösung für ein berufliches oder privates Problem ihres Workshop-Partners entwickelten, lernten sie, dass sich der › Design-Thinking-Ansatz ganz nach den Bedürfnissen des Kunden ausrichtet. Bleibt nur die Frage: Wie weit sind Deutschlands Unternehmen, wenn es darum geht, die neuen Kundenbedürfnisse zu befriedigen, die durch die Digitalisierung entstehen?
Manche Organisation versucht, die dafür notwendige Transformation mit einer neuen Position voranzutreiben und ernennt einen Chief Digital Officer (CDO). Ob ein Digitalvorstand allerdings die richtige Antwort auf die aktuellen Herausforderungen ist, diskutierte Ursula Vranken, Geschäftsführerin des Instituts für Personalentwicklung und Arbeitsorganisation, mit ihren Gästen am Nachmittag des Cologne IT-Summit.
Geteilte Meinungen zum Chief Digital Officer
„Der CDO vertritt die Sicht der Nutzer“, betonte Lars Wolfram, selbst Digitalvorstand bei der 22 Connect AG, die unter anderem die Matching-Plattform „Talents Connect“ betreibt. Die Zusammenarbeit mit seinen Kunden falle ihm heute übrigens leichter als früher, denn „mittlerweile interessieren sich HRler für Technik“.
Was ein CDO alles macht, verdeutlichte Martin Evers, Chief Digital Officer der Luxemburger DZ Privatbank. Er beschrieb seine Rolle als Mischung aus IT-Experte, Marketing Manager, Innovator und Change Agent. „Für einen CIO ist es schwierig zu experimentieren, ein › CDO probiert hingegen vieles aus und bringt Trends und neue Technologien ins Unternehmen“, so Evers. „Der CDO steht vorne bei der digitalen Transformation.“ Eine andere Position bezog dagegen Daniel Kraft, CEO von Sitrion Systems:
Die Digitalisierung braucht keinen Officer,
lautete sein Fazit. Er betrachtet den Chief Digital Officer als temporäre Erscheinung, ein Übergangsphänomen in Unternehmen, die digital aufholen müssen.
Wir und die Roboter
Begleitet wurde der Cologne IT-Summit von einer Ausstellung mit rund 30 Ständen. Dort fand sich der heimliche Star des Kongresses: Der humanoide IBM-Roboter Nao (siehe oben) führte vor, wie Sprachsteuerung und künstliche Intelligenz funktionieren. Auf das Kommando „Dance“ fing der kniehohe Kamerad an zu tanzen, bevorzugt den Gangnamstyle. Und wer es wünschte, konnte ihm tief in die Augen schauen, woraufhin er das Geschlecht des Menschen vor ihm bestimmte und eine recht genaue Altersschätzung abgab. Möglich macht es die Watson-Technologie, eine künstliche Intelligenz, mit der der Roboter vernetzt ist und die unter anderem mit Daten zur Gesichtserkennung gefüttert ist.
Mehr Digitalisierung, weniger Komplexität
Wenngleich der niedliche Roboter eher Spielerei und smartes Marketing-Instrument ist, so zeigte er wie andere Beispiele auf dem Cologne IT-Summit auch, wie nah am Menschen die Technik inzwischen ist. Der Roboter schwang seine Hüften eleganter als mancher Zeitgenosse aus Fleisch und Blut. Auch die Möglichkeiten, virtuelle Assistenten und künstliche Intelligenzen im Arbeitsalltag einzusetzen, scheinen unbegrenzt.
Wie › Mensch und Maschine sich die Arbeit teilen werden, bleibt allerdings unklar. Die Botschaft des diesjährigen Cologne IT-Summit macht jedenfalls Mut: Digitalisierung muss nicht zwangsläufig mehr Komplexität bedeuten. Es kann auch leichter werden. Der Schlüssel dazu: Der Blick auf den Menschen und seine Bedürfnisse.
Autor:
Christoph Bertram
Mehr zum Cologne IT-Summit erfahren Sie auf der › Website des Kongresses.