Das Fraunhofer IAO hat mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) die Einflüsse der Corona-Pandemie auf die Unternehmenspraxis untersucht. Insbesondere haben sie Unternehmen nach den Einflüssen der Krise auf virtuelle Arbeit, insbesondere Homeoffice, und die Unternehmenspraxis sowie nach Chancen und Erfahrungen virtueller Arbeitsformen befragt. Die Ergebnisse haben sie in der Studie „Arbeiten in der Corona-Pandemie – Auf dem Weg zum New Normal“ zusammengefasst.
An der Befragung nahmen über 500 Unternehmen teil. Im Fokus der Studie standen Fragen nach den Veränderungen der Arbeitsorganisation, der Bewältigung von Kundenkontakten sowie technischen Herausforderungen für Mitarbeiter und Unternehmen. Darüber hinaus ging es um die Einschätzung der Unternehmen, wie es im „New Normal“ weitergehen kann und welche technischen, kulturellen sowie führungsseitigen Voraussetzungen hierfür noch zu schaffen sind.
Die Studienergebnisse zeigen, dass zurzeit ein großflächiges, bundesweites Experiment der Digitalisierung von Arbeit und Kooperation stattfindet. Eine so hohe Veränderungsgeschwindigkeit in der Arbeitswelt erschien bis vor kurzem noch undenkbar. Unternehmen gingen in der Krise schnell vor und bewiesen Mut, neue agile Arbeitsformen – auch notgedrungen – schnell umzusetzen, stellt Studienleiterin Dr. Josephine Hofmann von Fraunhofer IAO, fest.
New Normal zu Corona-Zeiten: 70 Prozent im Homeoffice
Besonders die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Umsetzung von Arbeit auf Distanz sind hoch. Fast 70 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Angestellten in der Corona-Krise komplett im Homeoffice arbeiten. Bei gut einem Fünftel (21 Prozent) wird das Modell einer 50:50-Aufteilung gewählt. Vor der Corona-Krise war der Anteil der remote arbeitenden Mitarbeiter deutlich geringer. Auch Geschäftsreisen und Kundenveranstaltungen wurden weitgehend virtualisiert und über digitale Formate abgewickelt.
Gleiches gilt für zentrale Personalprozesse, die bisher fast ausschließlich in physischer Präsenz abgewickelt wurden, wie Bewerber- und Einstellungsgespräche. 57 Prozent gaben an, die Gespräche erstmalig virtuell durchzuführen. Bei Mitarbeitergesprächen lag der Anteil noch höher (62 Prozent), beim Kundendialog sogar bei knapp drei Viertel der Befragten (72 Prozent).
Die Neue Normalität werde in einem deutlich höheren Maß von einem Nebeneinander virtueller und im Büro stattfindender Arbeits- und Kooperationsformen gekennzeichnet, meint Josephine Hofmann. Fast die Hälfte der Befragten bestätigten, dass gerade Führungskräfte Vorbehalte abgebaut hätten.
Erwartungsgemäß hat die Studie auch klare Nachbesserungspotenziale sichtbar gemacht: bei Führung auf Distanz, beim Management von Entgrenzung, aber auch bei technischen Themen wie digitalen Signaturen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Arbeits- und Kooperationsprozesse insgesamt deutlich stärker virtualisierbar sind, als viele bisher angenommen haben.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.