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Corona-Krise: Digitale Angebote gewinnen für Krankenversicherte an Attraktivität

Für fast ein Drittel (30 Prozent) der gesetzlich Krankenversicherten sind infolge der Corona-Krise digitale Interaktionsmöglichkeiten mit ihrem Arzt attraktiver geworden. Rund zwei Drittel (68 Prozent) der gesetzlich Versicherten wünschen sich von ihrem Arzt ein digitales Rezept, knapp die Hälfte (48 Prozent) zieht eine Videosprechstunde einem persönlichen Routinebesuch beim Arzt vor. Immerhin noch zwei von fünf Versicherten können sich vorstellen, mit ihrem Arzt zu chatten. Das sind Ergebnisse einer Befragung, die Ernst & Young unter mehr als 1.000 gesetzlich Versicherten im Juni 2020 durchgeführt hat.

Neue Möglichkeiten für Versicherer

Die Befragung hat ergeben, dass sich die Versicherten von ihrer Krankenkasse als wichtigstes digitales Angebot einen elektronischen Notfallpass wünschen, der im Rettungswagen auslesbar ist. 57 Prozent würden ein Corona-Attest digital auf ihrem Smartphone mit sich führen, weil sie sich davon Vorteile erhoffen. 59 Prozent derjenigen, die sich dafür offen zeigen, sehen Vorteile darin, das Attest bei einem eventuellen Arzt- oder Krankenhausbesuch vorzeigen zu können. Viele Versicherte erhoffen sich Vorteile bei Reisen ins Ausland (30 Prozent) oder als Ersatz zum Ausfüllen der Kontaktdaten in der Gastronomie (21 Prozent).

Auch eine Anzeige von Fachärzten für bestimmte Folgebehandlungen und ein Onlinebuchungstool für Arzttermine stehen bei den Versicherten hoch im Kurs. Dadurch ergeben sich auch für die Krankenkassen neue Möglichkeiten: Sie sollten sich vom passiven Kostenträger zum aktiven Gesundheitsdienstleister wandeln, , die ihre Mitglieder und die Familienversicherten im Krankheitsfall unterstützt, berät und ihnen Arbeit abnimmt.

Gerade die jüngere Generation verspricht sich durch mehr digitale Angebote, Zeit zu sparen und Stress zu vermeiden. So würden Angebote wie das Online-Stellen von Anträgen – etwa für Krankengeld oder einen Auslandsaufenthalt – oder das direkte Buchen von Arztterminen aus Sicht von fast drei Fünftel der 16- bis 39-Jährigen Stress und Zeit sparen. Über alle Altersklassen hinweg liegt der Anteil bei etwa zwei Fünftel.

Krankenkassen sollen Versicherte in Mittelpunkt stellen

Krankenkassen sollten ihre Versicherten bei ihren Angeboten in den Mittelpunkt stellen. Schließlich haben die Angebote, die Versicherte als besonders attraktiv empfinden, immer einen direkten Bezug zu ihrer persönlichen Situation – etwa im Fall einer konkreten Diagnose oder Notfallsituation. Die Krankenkassen können in solchen Fällen proaktiv einen Facharzt oder eine Rehabilitation vorschlagen, basierend auf den Bedürfnissen des Patienten.

Wichtig ist es für die Kassen, entsprechende Angebote für jede Lebenssituation ihrer Versicherten anzubieten. Damit können sie Kunden binden und eine ganzheitliche Betreuung über das gesamte Versichertenverhältnis sicherstellen.

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.