Die Ausbreitung des Coronavirus beeinträchtigt die Wirtschaft erheblich. In welchem Ausmaß, vermag zurzeit kaum jemand verlässlich abzuschätzen. Die OECD rechnet für 2020 nur noch mit einem Weltwirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. Führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute gehen davon aus, dass die Wirtschaft in der EU im Jahr 2020 um 5,1 Prozent einbrechen wird; für Deutschland erwarten sie einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Das Ausmaß des globalen Abschwungs hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab und davon, wie lange die Regierungen die Maßnahmen zur Verlangsamung der Pandemie aufrechterhalten. Zudem ist nicht klar, ob die Pandemie im kommenden Jahr überwunden sein wird, welche Strukturen bis dahin eingebrochen sind und wie sich die Wirtschaft nach der Krise wieder erholt.
Konjunktur bricht ein
Schon jetzt zeigt sich deutlich, dass Lieferketten infolge von Handelseinschränkungen und Produktionsausfällen unterbrochen sind. Zudem stockt die private Nachfrage. Auch aufgrund der Unsicherheit über die weitere Entwicklung verringern Unternehmen ihre Investitionen. Dieser Kreislauf dürfte sich nicht so schnell durchbrechen lassen. Da das Virus alle wichtigen Handelsnationen erreicht hat, verlangsamt sich die Konjunktur weltweit. Die Pandemie hat die Weltwirtschaft in einer Phase ohnehin gedämpfter Dynamik getroffen und verstärkt diesen Trend.
Bereits jetzt brechen einige Branchen komplett ein, darunter der Tourismus, der Mobilitätssektor und der Veranstaltungsbereich. Auch viele andere Branchen leiden unter den derzeitigen Einschränkungen und der Unsicherheit. Wenn sich die Situation einmal wieder normalisiert, dürfte die Konjunktur auch Fahrt aufnehmen.
Beschäftigung wenig beeinträchtigt
Trotz der Krise erwarten Unternehmen bislang langfristig keine stärkeren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Arbeitslosigkeit in Deutschland. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes zeigt sich seit rund zehn Jahren robust gegenüber konjunkturellen Schwankungen. Vor allem die steigende Nachfrage nach Arbeitskräften im Dienstleistungsbereich, gerade im Gesundheits-, Pflege- und Erziehungsbereich, sowie der Fachkräftemangel in Branchen wie der IT haben im vergangenen Jahrzehnt zu einem Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt beigetragen.
Der anhaltende Fachkräftemangel dürfte nach der Krise die Nachfrage nach Arbeitskräften ankurbeln und die negativen konjunkturellen Auswirkungen teilweise abfedern.
Infolge der Krise muss jedoch damit gerechnet werden, dass die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden sinkt, insbesondere infolge eines höheren Krankenstands, Kurzarbeit und des Abbaus von Guthaben auf Arbeitszeitkonten. Zudem zwingt die Schließung von Schulen und Kindergärten einige Arbeitnehmer, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Der durch diese Faktoren zu erwartende Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden dürfte die Wirtschaftstätigkeit vorübergehend beeinträchtigen. Die langfristigen Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt dürften aus heutiger Sicht begrenzt bleiben.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.