Der Stuttgarter Automobilhersteller denkt schon heute an die Fachkräfte von morgen und verankert Themen rund um die Digitalisierung und Industrie 4.0 in der Berufsausbildung. „Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Sie werden in vernetzten, flexiblen Fabriken auch an autonomen und elektrisch angetriebenen Fahrzeugen arbeiten“, sagt Wilfried Porth, Vorstand der Daimler AG für Personal, Arbeitsdirektor & Mercedes-Benz Vans. „Wir integrieren moderne Produktionstechnik sowie neu entwickelte Seminare, Programme und E-Learning-Module fest in die Ausbildungspläne.“
Die Digitalisierung spielt in allen Bereichen von Daimler eine große Rolle – ganz gleich, ob beim Produkt, im Fertigungsprozess, im Arbeitsumfeld oder beim Recruiting. Um den digitalen Wandel zu gestalten und die Mitarbeiter im Hinblick auf die vier konzernstrategischen Themen Vernetzung (Connected), autonomes Fahren (Autonomous), flexible Nutzung (Shared & Services) und elektrische Antriebe (Electric) – kurz CASE – fortzubilden, schlägt Daimler auch in der Berufsausbildung neue Wege ein.
So im konzernweit ersten Industrie-4.0-Labor im Ausbildungszentrum Esslingen-Brühl. Dort lernen Azubis und Studenten der Dualen Hochschule, Anlagen per Tablet-Computer zu steuern und eine Produktionslinie zu programmieren. Das Labor bildet eine vernetze Produktion ab, sie simuliert die Abläufe einer Smart Factory und stellt so das moderne Produktionsumfeld in den Mercedes-Benz- Werken dar. Die Qualifizierung im Industrie-4.0-Labor ist seit diesem Ausbildungsjahr fester Bestandteil der Ausbildungspläne aller technischen Azubis und dualen Studenten am Standort. „Unsere Aufgabe ist es, unsere jungen Kollegen fit für die Digitalisierung zu machen und optimal auf die neuen Technologien vorzubereiten“, so Michael Brecht, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Daimler AG. „Die Fabrik der Zukunft wird Arbeitsplatz für viele Menschen bleiben, und wir setzen auf eine intelligente Verbindung von Mensch und Maschine.“
Augmented Reality, autonom fahrende Roboter und Lernen mit dem Smartphone
In den deutschen Mercedes-Benz-Werken, die Trucks und Pkws herstellen, betreibt der Konzern in der Ausbildung zudem Zukunftswerkstätten. Hier lernen Azubis den Umgang mit digitalen Tools und neuen Technologien wie dem 3-D-Druck. Auch werden sie an den Einsatz von Smart Glasses herangeführt. Mit den Augmented-Reality-Brillen können die Mitarbeiter und Azubis beispielsweise virtuell das Innere eines Autos aus allen Blickwinkeln erleben. Durch Handbewegungen können sie Teile in der virtuellen Realität herausnehmen und wieder einbauen. Mit Super-Kit-Baukästen erstellen und programmieren Azubis autonom fahrende Roboter, die mit Sensoren anhand von Farbmarkierungen auf dem Boden ihren Weg finden.
Zur Vorbereitung der Nachwuchskräfte auf das Berufsleben setzt Daimler auf bewährten Ausbildungsmethoden und auf neue digitale Lerninhalte. Dabei nutzt der Hersteller die privat erworbenen Kompetenzen der Digital Natives und baut verstärkt IT- und Web-2.0-Elemente in die Ausbildungen ein. So laden Azubis mit der Online-Lernplattform „DAS@web“ alle Ausbildungsinhalte flexibel auf ihre Smartphones, bearbeiten sie dann und führen digitale Lernerfolgskontrollen durch. Damit will der Konzern das Lernen individueller, interessanter, stressfreier und am Ende auch erfolgreicher machen. Auch können sich die Auszubildenden über „DAS@web“ untereinander vernetzen und zusammenarbeiten.
Mit Hilfe der digitalen Anwendungen im Industrie-4.0-Labor sollen die Azubis auch handwerkliche Fertigkeiten besser erlernen. So werden ihnen Lackier- und Schweißkompetenzen durch Virtual Welding und Virtual Paint vermittelt. Solche digitalen Simulationen der Arbeitsprozesse ermöglichen effizientes Lernen und laut Wilfried Porth schnelle Lernerfolge, da die Jugendlichen eine unmittelbare Rückmeldung über die Qualität ihrer Arbeit erhalten.
Der Wissenstransfer über digitale Medien beginnt für neue Azubis schon vor dem Start der Ausbildung. Im Werk Untertürkheim nutzt Daimler die Social-Media-App Snapchat. Mit Snap4Mercedes teilen angehende Nachwuchskräfte Bilder und Videos mit ihren neuen Kollegen. Dadurch erhalten sie noch vor dem ersten Arbeitstag konkrete Einblicke in ihre künftige Arbeitswelt und in Ausbildungsinhalte.
Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung
Neben der Ausbildung stärkt Daimler auch in der Weiterbildung das Angebot an Kursen und Qualifizierungen zu Zukunftsthemen. „Wir sehen die digitale Transformation als große Chance, die wir mit hochqualifizierten Mitarbeitern erfolgreich gestalten wollen,“ sagt der Personalvorstand. „Die Aus- und Weiterbildung unser Mitarbeiter gewinnt daher eine immer größere Bedeutung, und allein in Deutschland haben wir dafür im vergangenen Jahr mehr als 120 Millionen Euro investiert.“ Bei Daimler wird jeder Mitarbeiter im Schnitt drei Tage im Jahr weiterqualifiziert. Die betriebliche Weiterbildung ist durch die „Gesamtbetriebsvereinbarung Qualifizierung“ geregelt. Sie sieht auch vor, dass Beschäftigte das Unternehmen für bis zu fünf Jahre für Zwecke der Weiterqualifizierung verlassen können. Ein Wiedereinstieg nach Ablauf dieses Zeitraums ist garantiert. 2017 nutzten rund 370 Beschäftigte diese Chance.
Die Möglichkeiten der Weiterbildung sind verschieden. Zu ihnen zählen etwa arbeitsplatznahes Lernen, Seminare, Workshops, Online-Kurse, der Besuch von Fachtagungen oder berufsbegleitende Studienförderprogramme. Die Daimler Corporate Academy ist eine der größten innerbetrieblichen Schulungs- und Fortbildungsinstitutionen in Deutschland. 2017 haben 63.000 Beschäftigte am Angebot der Daimler Corporate Academy teilgenommen. Neu sind dabei unter anderem Kurse zur Schwarmorganisation oder zur digitalen Transformation.
Ausbildung in 31 verschiedenen Berufen und 13 dualen Studiengängen
Bei Daimler starten jährlich allein in Deutschland rund 1.900 neue Azubis. Insgesamt beschäftigt der Konzern circa 6.000 Azubis an den deutschen Standorten sowie mehr als 8.000 Azubis weltweit. In Deutschland können Jugendliche an etwa 50 Daimler-Standorten eine Ausbildung absolvieren. Der Automobilhersteller bildet bedarfsorientiert aus und bietet nach einem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung in den Werken allen Absolventen einen Arbeitsvertrag an. Der Einstieg in das Berufsleben nach der Ausbildung ist also gesichert. Der Konzern bildet in 20 gewerblich-technischen und in elf kaufmännischen Berufen sowie 13 dualen Studiengängen aus.