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Das Feiern von Erreichtem steigert das Selbstvertrauen der Mitarbeiter

Bei einem Abteilungsworkshop, den ich neulich begleiten durfte, hat die Führungskraft etwas buchstäblich Merk-Würdiges gemacht. Sie hat erst mal nur von erfolgreichen Projekten erzählt. Hat eine Errungenschaft nach der anderen heruntergerattert, Resultat nach Resultat aufgezeigt, hier von diesem Durchbruch und da von jenem Etappensieg berichtet. Eine halbe Stunde lang ging das so, zu Beginn des Jahresend-Meetings.

Das wurde eines der produktivsten, positivsten und am besten bewerteten Offsites seit Langem. Und steht in einem starken Kontrast zu dem, was häufig – und besonders zum Jahreswechsel – passiert: Es werden Misserfolge analysiert, Schuldige identifiziert und Unzulänglichkeiten dramatisiert. Für die Zukunft werden nur To-dos aufgelistet. Und die Mitarbeitenden sind eher demotiviert als motiviert. Hier aber standen mal die Tadaaas im Mittelpunkt.

Der Porsche 911 unter den Motivationstheorien

Die Selbstbestimmungstheorie von Edward Deci und Richard Ryan ist so etwas wie der Porsche 911 unter den Motivationstheorien: solide gebaut, fein verarbeitet und gleichzeitig schlank in der Form, seit vier Jahrzehnten ein Klassiker. Deci und Ryans empirisch satt beforschtes Theoriekonzept geht von drei Komponenten aus, von drei psychologischen Grundbedürfnissen, die wir alle haben: Autonomie, soziale Verbindung und das Erleben eigener Kompetenzen.

Wenn Führungskräfte die Tadaaas ihrer Teammitglieder feiern, Weiterkommen erlebbar machen, Fortschritt in Projekten spürbar werden lassen, dann erfüllt das eben dieses Bedürfnis, das alle Mitarbeitenden haben. Das Bedürfnis, als kompetentes Individuum wahrgenommen zu werden und die Selbstwirksamkeit zu spüren. Solche feierbaren Erfolge sind zum Beispiel das neue Software-Update, das in der gesamten Konzernbuchhaltung eingeführt wurde, das neue Wiki für das Onboarding – oder was es auch immer in Ihrem Bereich an Fortschritt zu berichten gibt. Solche Dinge befriedigen unser Bedürfnis, die Umwelt zu meistern, effektiv zu sein, etwas gebacken zu kriegen.

In Zeiten, wo vielfach digitaler und remoter zusammengearbeitet wird als noch vor drei Jahren, in denen es noch weniger Posteingangskörbe gibt, die leerer werden, und Postausgangskörbe, die sich füllen, wird das umso wichtiger.

Erfolge systematisch analysieren

Wie wäre es also mit einer Tadaaa-Liste, in der Sie und die Teammitglieder regelmäßig auflisten, was man selbst, was das Team, was die Organisation in den letzten Tagen, den letzten Wochen, im letzten Quartal geschafft hat? Das ergibt eine schöne drei-mal-drei-Matrix. Und alles, was in einer Matrix daherkommt, ist eh schon mal gut in diesen unübersichtlichen Zeiten, oder?

Betreiben Sie außerdem systematische Erfolgsanalyse: warum etwas schiefgelaufen ist, woran etwas hapert, das kommt ja eh meist auf den Tisch. Aber fragen Sie doch mal nach, welche Stärken, welche Ressourcen dabei hilfreich waren, dass Projekt X oder Initiative Y funktioniert hat, im Zeitplan, im Budget, mit der gegebenen Anzahl an Personal. Nur dann lässt sich Fortschritt replizieren, verstetigen, und nur so bleibt Erfolg kein Glückstreffer. Viel Gelingen, Gaudi und Glück dabei!

Info

Christian Thiele ist Autor und Coach für positive Leadership. Sein Buch „Positiv führen für Dummies“ ist gerade im Wiley-Verlag erschienen, sein Podcast „Positiv Führen“ lässt sich auf allen großen Podcast-Plattformen abrufen.
https://positiv-fuehren.com/