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Die meisten Unternehmen sind derzeit in Veränderungsprozesse involviert. Den dabei erzielten Erfolg bewerten die Firmen jedoch bestenfalls als mäßig und schlechter als noch vor ein paar Jahren. Das zeigt eine aktuelle Studie, die Unternehmen eine gewisse Change-Müdigkeit attestiert und zu dem Schluss kommt, dass die klassischen Hebel des Change Managements überdacht werden müssen.
Laut der Change-Fitness-Studie 2016 von > Mutaree in Kooperation mit der Universität der Bundeswehr München befanden sich in den vergangenen Monaten 95 Prozent der an der Studie teilnehmenden Unternehmen in Change-Prozessen. Während 2014 noch 25 Prozent der Firmen als erfolgreiche Veränderer gewertet wurden und nur acht Prozent nach eigenen Angaben Low Changer waren, sind 2016 nur noch 20 Prozent der Unternehmen High Changer und rund elf Prozent Low Changer.
Die Studienergebnisse zeigen, dass es in den Unternehmen unter anderem an Wahrnehmung, Kommunikation, Reaktionsgeschwindigkeit und an der Umsetzung hapert, auch fehlt es bisweilen an wirklicher Veränderungsbereitschaft. Für die Untersuchung wurden 408 Teilnehmer aus Top- und Mittelmanagement sowie Mitarbeiter aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen zum Status quo ihrer Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft befragt.
Kommunikation über Change-Notwendigkeit und Risiken findet seltener statt
2010 sagten 66 Prozent der Befragten, dass über Risiken einer Veränderung offen kommuniziert wurde. 2014 waren es 56 Prozent und in der aktuellen Befragung nur noch unter 45 Prozent. Einher mit dieser Einschätzung geht die Kritik an zu spät erkannten Veränderungsnotwendigkeiten von Seiten der Mitarbeiter. Während knapp 70 Prozent in der Unternehmensleitung davon ausgehen, dass die Notwendigkeit für Veränderungen frühzeitig erkannt wird, sehen dies lediglich 54 Prozent der Führungskräfte und 46 Prozent der Mitarbeiter so.
Unterschiedliche Wahrnehmung von Führungskräften und Mitarbeitern
Geht es um die tatsächliche Reaktion auf notwendige Veränderungen, zeigt sich ein ähnliches Bild: 65 Prozent der Top-Manager meinen, sie reagieren schnell auf notwendige Veränderungen. Dies sehen immerhin auch 64 Prozent der Führungskräfte so, aber nur 56 Prozent der Mitarbeiter. Die Diskrepanz in der Wahrnehmung von Change-Projekten zwischen Topmanagement, Führungskräften und Mitarbeitern ist nach Ansicht von Claudia Schmidt, Geschäftsführerin von Mutaree, die Folge einer asymmetrischen Kommunikation. Insbesondere das Topmanagement sei oft zu ungeduldig, wenn es um die Umsetzung von Veränderungsprozessen geht. Top-Manager und Führungskräfte müssten authentische und glaubwürdige Botschafter sein und die Sprache ihrer Zielgruppen sprechen.
Voraussetzungen für erfolgreichen Wandel sind deshalb vor allem Haltung und Handwerk auf Seiten des Managements,
sagt Claudia Schmidt. Dabei nehme jedoch die Bedeutung der Haltung zum Change auf allen Ebenen zu. Hier gelte es, Veränderungsprojekte noch stärker zu steuern, damit alle Beteiligten abgeholt werden und eine positive Haltung dazu entwickeln können.
Rückschritte bei der Umsetzung und der Unternehmenskultur
Die Studie zeigt außerdem, dass es bei der Umsetzung veränderungsrelevanter Vorgaben durch die Mitarbeiter einen Rückschritt gibt: Während heute knapp 71 Prozent sagen, die veränderungsrelevanten Vorgaben würden durch die Mitarbeiter umgesetzt, waren es vor sechs Jahren noch rund 88 Prozent. Eine weitere Veränderung besteht darin, dass in der Wahrnehmung der Manager die Unternehmenskultur als wichtige Basis für erfolgreiche Veränderung an Bedeutung massiv abnimmt. Während 2010 mehr als 80 Prozent sagten, dass die eigene Unternehmenskultur Veränderungen unterstützt, waren es 2014 nur rund 65 Prozent. In diesem Jahr stimmte dem sogar nicht einmal mehr die Hälfte der Befragten zu.