In Sachen Spezial-Kompetenz in Finance und Accounting stehen deutsche Familienunternehmen im europäischen Ländervergleich auf Platz zwei: Die Firmen in Frankreich belegen mit 17 Prozent den ersten Platz, Deutschland kommt auf 14 Prozent. Am schwächsten auf diesem Kompetenzgebiet sind Schweden mit neun und Italien mit fünf Prozent. Das geht aus der Studie „Pan-European Study on Family-Owned Business“ hervor, für die Russell Reynolds Associates 242 Familienunternehmen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland untersucht hat.
Kurze Verweildauer von Familienmitgliedern in Kontrollgremien deutscher Firmen
Die Verweildauer von Familienangehörigen in den Kontrollgremien liegt in Deutschland bei sieben Jahren, ebenso wie in Dänemark. Am längsten verbleiben Familienmitglieder in Schweden (13 Jahre) und Italien (15 Jahre)in den Kontrollgremien. Aus Sicht der Studienautoren ist die kurze Verweildauer hierzulande ein Pluspunkt. Als Argument wird genannt, dass ein moderater Zeitraum es den Unternehmen ermögliche, mit neuen Kontrolleuren frische Sichtweisen einzubringen.
Anteil von Familienangehörigen in Leitungs- und Kontrollgremien hierzulande am niedrigsten
Der Anteil von Familienangehörigen in den Leitungs- und Kontrollgremien ist in Deutschland mit 15 Prozent der zweitniedrigste, lediglich in Finnland wird er mit 14 Prozent noch unterschritten. Auch hier lobt die Studie deutsche Familienunternehmen; der geringe Anteil bezeuge die Unabhängigkeit der Gremien. Beim Anteil von Familienangehörigen im Aufsichtsrat weisen die Betriebe hierzulande mit 16 Prozent den mit Abstand niedrigsten Wert auf. Der Durchschnitt im Rahmen der Vergleichsstudie beträgt 58 Prozent. Die höchsten Anteile verzeichnen Spanien (90 Prozent), Italien (86 Prozent) und Norwegen (83 Prozent).
Fast sechs von zehn Aufsichtsräten sind Externe
Der Anteil externer Manager im Aufsichtsrat ist in deutschen Familienunternehmen mit 58 Prozent am höchsten, gefolgt von Schweden mit 50 Prozent. Die anderen acht Länder beziehen deutlich weniger Externe ein. Frankreich kommt nur auf zehn Prozent und in den Aufsichtsräten italienischer und spanischer Familienunternehmen sind gar keine familienunabhängigen Mitglieder in den Aufsichtsräten. Auch wenn die deutschen Firmen großen Wert auf externe Kompetenz legten, so die Studie, behielten sie oft über den Gesellschaftsausschuss wichtige Entscheidungen in der Hand.
Niedrigster Anteil weiblicher Aufsichtsräte und Vorstände
Hinsichtlich des Frauenanteils in Aufsichtsräten sind die familiengeführten Unternehmen in Deutschland hingegen Schlusslicht: Lediglich fünf Prozent der Positionen sind mit Frauen besetzt. In Dänemark, Schweden, Finnland und Spanien ist der Anteil mit je 20 Prozent viermal so hoch. Was den Anteil von weiblichen Vorständen und Geschäftsführungen betrifft, liegen deutsche Familienunternehmen aus Deutschland mit nur 16 Prozent ebenfalls deutlich zurück. Der Durchschnittswert liegt bei 33 Prozent und damit doppelt so hoch. Die höchsten Anteile sind in Spanien (90 Prozent), Italien (86 Prozent) und Norwegen (83 Prozent) zu finden.
Digitale Expertise in hiesigen Familienunternehmen im unteren Drittel
Hierzulande sind außerdem verhältnismäßig wenige Digital-Experten in den Leitungs- und Aufsichtsgremien vertreten: Mit drei Prozent bewegt sich Deutschland im unteren Drittel. Noch weniger vorhanden ist digitales Know-how lediglich in den Familienunternehmen Spaniens (zwei Prozent) und Italiens (ein Prozent) Ganz vorn rangieren Schweden mit zehn und Norwegen mit acht Prozent.
Eine englischsprachige Zusammenfassung der zentralen Studienergebnisse steht zum > Download bereit.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.