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Deutschland vor den USA

Industrie 4.0 - alles ist vernetzt; Bild: fotohansel/Fotolia.de
Industrie 4.0 – alles ist vernetzt; Bild: fotohansel/Fotolia.de

Der Vergleich mit dem diesjährigen Gastland USA der Hannover Messe zeigt, dass Deutschland in Sachen Industrie 4.0 die Spitzenposition einnimmt: Hierzulande haben bereits 19 Prozent der Unternehmen erste Maßnahmen oder vollständige Konzepte zu Industrie 4.0 umgesetzt. In den USA sind es mit 16 Prozent etwas weniger. Das ist ein Ergebnisse der Studie „The Industry 4.0 Race – Time to Accelerate“ der Boston Consulting Group. Für die Untersuchung wurden in Deutschland 312 und in den USA 315 Entscheider aus der Industrie befragt.

Fast jedes zweite deutsche Unternehmen hat Strategien entwickelt

Bei der Planung zukünftiger Maßnahmen rund um die Digitalisierung der Produktion liegt Deutschland deutlich vor den USA. Fast die Hälfte (47 Prozent) aller Betriebe hierzulande hat bereits erste Industrie 4.0-Strategien entwickelt. Mehr als 80 Prozent aller Befragten gehen davon aus, gut auf die Einführung von Industrie 4.0-Technologien vorbereitet zu sein. In den USA haben erst 29 Prozent der Unternehmen erste Strategien zu Industrie 4.0 entwickelt und weniger als 60 Prozent denken von sich, dass sie gut vorbereitet sind.

Startvorteile hierzulande durch höheren Automatisierungsgrad

Dass Deutschland im Vergleich so gut dasteht, überrasche auf den ersten Blick, sagt Markus Lorenz, Partner der Boston Consulting Group und Experte für Industrie 4.0, doch beim genaueren Hinschauen würden die Startvorteile deutscher Unternehmen klar: Deutsche Unternehmen verfügten über einen deutlich höheren Automatisierungsgrad und könnten dadurch digitale Technologien schneller einführen als US-Unternehmen.

USA setzen eher auf Neueinstellungen

In beiden Ländern bleibt der Mangel an spezialisierten Fachkräften die größte Herausforderung – noch vor Datensicherheit und hohem Investitionsbedarf. In Deutschland beklagen 40 und in den USA 35 Prozent, dass qualifiziertes Personal fehlt. Gefragt sind vor allem Kompetenzen im Bereich Datenmanagement und -analyse sowie im Aufbau von Sicherheitsarchitekturen. Um ihre Mitarbeiter fit für neue digitale Werkzeuge und vernetzte Prozesse zu machen, setzen fast zwei Drittel (64 Prozent) der deutschen Firmen auf externe Weiterbildung und Schulungen; in den USA sind es 48 Prozent. Dort legt dagegen mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) den Fokus auf Umschulung oder Neueinstellungen, um digitale Talente zu gewinnen, während hier nur 35 Prozent diese Strategie verfolgen.

Die deutschen Unternehmen konzentrieren sich stark auf passende Ausbildungen und Abschlüsse. Dieser künstlich geschaffene Flaschenhals macht die Suche nach Fachkräften schwerfällig,

sagt Markus Lorenz. In den USA verliefen Karrieren oft flexibler und Quereinsteiger seien die Regel.

Investitionsbedarf hoch, aber realisierbar

Unternehmen aus beiden Ländern schätzen die Kosten für die notwendigen Erstinvestitionen insgesamt auf sieben bis neun Prozent ihres Umsatzes. Während die deutschen Betriebe hier eher gelassen sind, schauen US-Firmen besorgter auf den Investitionsbedarf. Der deutsche Mittelstand ist nach der Einschätzung von Markus Lorenz insgesamt experimentierfreudiger. Seiner Einschätzung nach lassen sich die notwendigen Investitionen innerhalb von ein bis zwei Jahren erwirtschaften – dank der Produktivitätssteigerung durch digitale Technologien.

Eine grafische Übersicht der Studienergebnisse gibt es > hier.