Etwa die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland nutzt bereits digitale Technologien. Dabei haben Dienstleister gegenüber Produktionsbetrieben in Sachen Arbeitswelt 4.0 die Nase vorn. Das zeigt eine neue Studie, die auch untersucht hat, wie Betriebe hierzulande die Chancen und Risiken des Einsatzes einschätzen.
Für fast ein Fünftel (18 Prozent) der Unternehmen hierzulande ist die Nutzung moderner digitaler Technologien schon zentraler Bestandteil ihres Geschäftsmodells. Ein weiteres Drittel (34 Prozent) gibt an, diese Technologien zumindest einzusetzen. Zwei Prozent planen deren Anschaffung und 15 Prozent setzen sich mit der Nutzung auseinander. Fast ein Drittel der Betriebe (31,4 Prozent) hat sich bisher nicht mit dem Einsatz moderner digitaler Technologien beschäftigt. Das zeigt die aktuelle Auswertung der repräsentativen Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Frühjahr 2016 unter 2032 Unternehmen durchgeführt haben.
Moderne Technologien in der Produktion seltener Teil der Geschäftsstrategie
Die Nutzung moderner digitaler Technologien ist unter den Dienstleistern stärker verbreitet als in der Produktionsbranche: Zwar geben 30 Prozent der Produzenten und 34 Prozent der Dienstleister an, diese Technologien zu nutzen, doch fest verankert sind sie häufiger bei Dienstleistungsunternehmen: Fast 20 Prozent von ihnen betrachten den Einsatz als zentralen Bestandteil ihres Geschäftsmodells, während es bei den Produzenten nur sieben Prozent sind. Beim Anteil der Betriebe, die eine Anschaffung planen oder sich mit der Nutzung dieser Technologien auseinander setzen, gibt es kaum Unterschiede, jedoch hat sich fast die Hälfte der Produktionsbetriebe noch gar nicht mit der Nutzung befasst. Bei den Dienstleistungsfirmen ist dieser Anteil deutlich kleiner.
Vorreiter ITK-Branche
In Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologiebranche (IKT) – ob Dienstleister oder Produzenten – haben die neuen Technologien am häufigsten Einzug gehalten. Für nahezu die Hälfte aller IKT-Firmen sind moderne digitale Technologien zentraler Bestandteil ihres Geschäftsmodells und insgesamt circa drei Viertel setzen solche Technologien ansonsten bereits ein. Weit verbreitet ist der Einsatz auch in wissensintensiven Wirtschaftszweigen, die auf die Produktion von Hochtechnologie und Wissen spezialisiert sind: 60 Prozent nutzen digitale Technologien und fast 18 Prozent betrachten sie als zentralen Bestandteil ihrer Geschäftsstrategie.
Kleine Produktionsbetriebe bilden das Schlusslicht
Ob sich ein Unternehmen in Richtung Digitalisierung bewegt, hängt jedoch nicht nur mit den Wirtschaftsbereichen, sondern auch mit der Unternehmensgröße zusammen. Große Betriebe setzen moderne digitale Technologien eher ein als kleine. Das gilt zumindest in besonderem Maße für Produktionsbetriebe: Rund jeder zweite Produzent ab 50 Mitarbeitern nutzt Digitaltechnik oder plant dies. Nur ein Viertel dieser Unternehmen gibt an, sich mit dem Thema noch gar nicht befasst zu haben. Auch unter den Produktionsbetrieben mit weniger als 50 Beschäftigten setzen etwa 36 Prozent diese Technologien ein, aber rund die Hälfte hat sich überhaupt nicht mit der Digitalisierung auseinandergesetzt. Anders als in der Produktion hängt das Nutzungsniveau im Dienstleistungsbereich weniger stark von der Firmengröße ab, auch wenn der Anteil mit zunehmender Betriebsgröße auch hier abnimmt.
Nutzer sehen eher die Chancen, aber auch die Risiken der Digitalisierung
Die Studienergebnisse zeigen, dass Unternehmen, die schon digitale Technologien einsetzen, eher Chancen sehen, damit die Arbeitsproduktivität zu steigern, individuelle Kundenwünsche besser zu erfüllen und neue Produkte oder Dienstleistungen anzubieten als dies Betriebe tun, die bisher nicht zu den Nutzern gehören. Dennoch sind es eher die erfahrenen Technologienutzer, die größere Schwierigkeiten bei der Einführung oder beim Einsatz digitaler Technologien sehen. Dabei geht es vor allem um Aufwendungen für Datenschutz und Cybersecurity, aber auch die Notwendigkeit, die Mitarbeiter aus- und weiterzubilden. Auch im Hinblick auf Investitionskosten und die Abhängigkeit von Fremdleistungen sehen diese Unternehmen häufiger Probleme. Jedoch verbinden sie mit diesen Technologien eher keine Steigerung des wirtschaftlichen Risikos als die Nichtnutzer. Dass die bisher Unerfahrenen sowohl die Potenziale als auch die Schwierigkeiten geringer einschätzen als die digital Erfahrenen, spricht laut Studie für Informationsdefizite. Die fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema primär bei den kleineren Produktionsbetrieben und abgeschwächt auch bei kleineren Dienstleistern führt nach Ansicht der Studienautoren offenbar zu großer Unsicherheit, was die Vorteile einer Einführung moderner digitaler Technologien angeht.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist, dass sowohl Nutzer als auch Nichtnutzer modernster digitaler Technologien dadurch im Schnitt keine Möglichkeit sehen, die körperliche Belastung der Mitarbeiter sowie die Arbeits-, Lagerungs- und Energiekosten zu reduzieren.
Weitere Informationen zur Studie gibt ein > Kurzbericht des IAB.