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Maschinen an die Macht?

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Das Thema KI und Ethik wurde bei der Podiumsdiskussion im Rahmen von #HRmacht bisweilen leidenschaftlich diskutiert. (Foto: Cornelius Tometten)
Das Thema KI und Ethik wurde bei der Podiumsdiskussion im Rahmen von #HRmacht bisweilen leidenschaftlich diskutiert. (Foto: Cornelius Tometten)

„KI und Ethik – was taugen ethische Richtlinien im HR-Tech-Umfeld?“ lautete der Titel der Podiumsdiskussion im Rahmen von #HRmacht. Gemeinsam mit Moderator Erwin Stickling, Herausgeber der Personalwirtschaft, diskutierten Dr. Volker Casper (Oddity Evolve) Anna Kaiser (Tandemploy) sowie Prof. Dr. Börn Gaul (CMS Hasche Sigle) über dieses spannende Thema. Kaiser und Gaul sind zudem Mitglieder des Ethikbeirates HR Tech, der es sich zum Ziel gesetzt hat, ethische Spielregeln für den Einsatz digitaler Lösungen in der Personalarbeit zu entwickeln.

Wichtig war Tandemploy-Geschäftsführerin Anna Kaiser eines: „Der Ethikbeirat soll kein Spielverderber sein“. Ethische Regeln für künstliche Intelligenz seien nicht dazu da, die technischen Möglichkeiten zu beschneiden oder Innovationen zu bremsen. Vielmehr gehe es dem Beirat beim Aufstellen von ethischen Richtlinien vor allem darum, die Entscheidungen der Softwarelösungen transparent zu machen, bekräftigte die Expertin. Dabei, so Arbeitsrechtler Björn Gaul, müsse man sich auch mit der Definition des Begriffes „Künstliche Intelligenz“ befassen. „Wir beschränken uns nicht nur auf reine Lösungen, sondern beziehen auch allgemein die Automatisierung von Prozessen mit ein.“

Angst vor der Innovationsbremse

Volker Casper, der mit Oddity Evolve eine Plattform zur Personal- und Organisationsentwicklung bietet, bewertete einen ethischen Kodex für HR-Softwarelösungen grundsätzlich positiv, schränkte aber ein: „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits finde ich es gut, über entsprechende Richtlinien zu reflektieren. Bauchschmerzen bereiten mir allerdings die zusätzlichen Regeln, die damit verbunden sind.“ So habe sein Unternehmen bei einem seiner letzten Kunden über 1000 Sicherheitsfragen klären müssen, viele mit datenschutzrechtlichem Hintergrund. Sollten durch zusätzliche Ethikregeln weitere Zertifizierungen nötig werden, befürchtet Casper, dass „Innovationen ausgebremst“ würden. In den USA beispielsweise sei man mit entsprechenden Regelungen „viel entspannter“.

Makellos, so die Einschätzung der Experten, würde jedenfalls auch die Entscheidungsbilanz einer KI nicht ausfallen. „Menschen machen Fehler. Eine künstliche Intelligenz allerdings auch“, merkte Björn Gaul an. Er sieht einen Knackpunkt beim Einsatz von KI-Lösungen bei der Auswertung von Daten, „die man nicht willentlich steuern kann“. Als Beispiel nannte er die Spracherkennungssoftware Precire. „Lassen wir alles zu, was die Technik möglich macht?“, nannte er eine seiner Meinung nach zentrale Frage, die sich beim Einsatz von KI stellt.

Einig waren sich die Diskutanten vor allem in einem Punkt: Bei allen technischen Möglichkeiten bleibt es am Ende der Mensch, bei dem die Entscheidungshoheit liegt. „Wenn ich 30.000 Bewerber habe und eine KI-Lösung daraus 1000 auswählt, muss die Wahl, wer letztlich eingestellt wird, beim Menschen liegen“, meinte Björn Gaul.  Schließlich, unterstrich Anna Kaiser, gehe es auch um das Thema Verantwortung: „Wer haftet für Fehlentscheidungen einer KI? Letztlich immer der Mensch.“

Die endgültige Entscheidung liegt beim Menschen

Den von Moderator Erwin Stickling eingeforderten Blick in die Glaskugel, wie denn in zehn Jahren der Stand in Sachen KI und Ethik sei, beantworteten die Experten eher zurückhaltend. „Ich wünsche mir, dass die Regeln der Ethik dann noch relevant sind – und dass gleichzeitig die Angst vor den technischen Möglichkeiten der Vergangenheit angehört“, meinte Arbeitsrechtler Björn Gaul. Volker Kasper erklärte, dass vermutlich die Geschwindigkeit des technischen Fortschritts weiter zunehmen werde. „Wahrscheinlich werden künftig verschiedene Techniken kombiniert werden, zum Beispiel Gesichtserkennung und Stimmanalyse.“ Anna Kaiser unterstrich: „KI kann uns auch künftig keine Entscheidungen abnehmen. Wichtig ist, dass wir die Technik möglichst gewinnbringend einsetzen.“

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Sven Frost betreut das Thema HR-Tech, zu dem unter anderem die Bereiche Digitalisierung, HR-Software, Zeit und Zutritt, SAP und Outsourcing gehören. Zudem schreibt er über Arbeitsrecht und Regulatorik und verantwortet die redaktionelle Planung verschiedener Sonderpublikationen der Personalwirtschaft.