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Nachfrage nach Mitarbeitern mit Technikwissen steigt um gut die Hälfte

Händische Fähigkeiten werden im Zuge der Automatisierung zugunsten technologischer Kompetenzen zurückgehen.
Foto: © zapp2photo /Fotolia.de
Händische Fähigkeiten werden im Zuge der Automatisierung zugunsten technologischer Kompetenzen zurückgehen.
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Der Einsatz neuer Technologien auf die Nachfrage beeinflusst die Arbeitswelt und die nachgefragten Kompetenzen dramatisch. So wird der Anteil der Arbeit, der technisches Wissen voraussetzt, laut einer Prognose bis zum Jahr 2030 um mehr als die Hälfte (55 Prozent) steigen. Händische oder motorische Fertigkeiten hingegen werden immer weniger benötigt; hier ergibt sich ein Rückgang von 14 Prozent. Hierzulande wird die Arbeitszeit, die auf den Einsatz händischer Fähigkeiten entfällt, voraussichtlich sogar um gut ein Fünftel (22 Prozent) zurückgehen. Der einzige Sektor, in dem die Nachfrage nach diesen Fähigkeiten steigen wird, ist das Gesundheitswesen. Dies sind Ergebnisse der Studie „Shift skills – Automation and the future of the workforce“, die dass McKinsey Global Institute (MGI) in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien und den USA durchgeführt hat. Berücksichtigt wurden die Branchen Banken und Versicherungen, Energie, Gesundheit, verarbeitende Industrie und Handel.

Technologische Expertise in Deutschland bereits höher als in anderen Ländern

Die Nachfrage nach manuellen und motorischen Fähigkeiten nimmt ab, weil Stellen vor allem im verarbeitenden Gewerbe immer weniger physische Kraft und händisches Steuern von Maschinen erforderten, sagt Anna Wiesinger, Ko-Autorin der Studie. Dass der Nachfragerückgang dieser Fähigkeiten in Deutschland stärker ausfällt als in den anderen Ländern, liege daran, dass die technologischen Fähigkeiten der hiesigen Arbeiter im internationalen Vergleich schon heute vergleichsweise hoch seien. Der Anteil der Arbeitszeit, die auf technologische Expertise entfällt, liegt hier derzeit bei 14 Prozent und damit vor Großbritannien mit zwölf Prozent sowie den USA und Frankreich mit je elf Prozent. Bis 2030 wird sich dieser Anteil in Deutschland laut Studie um 19 Prozent erhöhen.

Soziale Kompetenzen künftig stärker gefragt

Nicht nur technisches Wissen gewinnt künftig an Bedeutung. Durch die weitere Automatisierung und den Einsatz künstlicher Intelligenz werden laut Studie auch soziale und emotionale Kompetenzen wichtiger. Der Anteil der Arbeitszeit, der diese Fähigkeiten erfordert, steigt danach in den kommenden zwölf Jahren um 24 Prozent. Auch in Deutschland nimmt dieser Anteil um knapp ein Viertel auf dann 20 Prozent zu. Auch in Zeiten der Digitalisierung gewännen Kommunikations- und Verhandlungsgeschick, Empathie und Führungsvermögen weiter an Bedeutung. Im Handel würden zwar unterstützende administrative Tätigkeiten automatisiert, dafür gebe es jedoch mehr Kundeninteraktion.

Jeder vierte Manager sieht die Tendenz zu mehr Weiterbildungsangeboten

Entsprechend der voraussichtlichen Entwicklung müssen Unternehmen ihre Mitarbeiter laut Studie gezielt aus- und weiterbilden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Jeder dritte befragte Top-Manager fürchte, dass fehlende Fähigkeiten in der Belegschaft direkte negative Auswirkungen auf die Geschäftsbilanz haben können, so Wiesinger. Jeder vierte Befragte äußert die konkrete Sorge, dass Wachstumsziele verfehlt werden. Auf die Frage nach den wichtigsten Veränderungen von Organisationsstrukturen in den nächsten Jahren nennt ein Viertel der Führungskräfte die Einführung und Förderung breiterer Trainingsangebote für Angestellte.

Für die Studie wurde die Arbeitszeit, die in über 800 Berufen auf die Anwendung der verschiedenen Fähigkeiten entfällt, quantifiziert und mittels eines Automatisierungsmodells bis 2030 berechnet. Außerdem wurden mehr als 3000 Führungskräfte in sieben Ländern aus Unternehmen befragt, die mit mindestens einer Automatisierungstechnologie vertraut sind. Weitere Informationen zu den Studienergebnissen gibt es > hier auf Englisch.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.