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Großbritannien: Dutzende Firmen testen die Vier-Tage-Woche

Update 7. Juni 2022: Das Pilotprojekt Vier-Tage-Woche in Großbritannien ist gestartet. Es soll von Juni bis Dezember andauern. Laut Medienberichten wie dem der Frankfurter Allgemeine Zeitung nehmen mehr als 70 Unternehmen und Organisationen mit mehr als 3.300 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern teil. Dazu gehören unter anderem Banken, Firmen aus der Pflegebranche und Animationsstudios.

In einem wissenschaftlich begleiteten Projekt wollen mehr als 70 Firmen in Großbritannien über ein halbes Jahr hinweg versuchshalber die Vier-Tage-Woche einführen – bei vollem Lohnausgleich. Untersucht werden sollen dabei unter anderem die Auswirkungen auf Produktivität und Wohlbefinden der Belegschaft.

Wie das Fachportal „Personnel Today“ berichtet, wird das Projekt von der Non-Profit-Organisation 4 Day Week Global, dem Think-Tank Autonomy sowie Wissenschaftlern der Universitäten Cambridge, Oxford sowie des Boston College koordiniert. Zu den teilnehmenden Unternehmen gehören nach jetzigem Stand beispielsweise die britische Tochter von Canon Medical Research Europe, die Privatkundenbank Atom sowie der Spieleentwickler Hutch.

Nach Angaben der Tageszeitung „The Guardian“ erwogen die Projektverantwortlichen der 4 Day Week UK Campaign ob des Zuspruchs zunächst, den Teilnehmerkreis von ursprünglich 30 geplanten Unternehmen auf 50 zu erweitern. Inzwischen nehmen mehr als 70 Unternehmen und Organisationen teil.

Die Informationsphase lief noch bis Ende März, heißt es auf der Website der Organisatoren des Pilot-Programms. Anschließend stünden demnach Vorbereitungsarbeiten, Schulungen und Onboarding Sessions mit den Projektbegleitern an. Nachdem auch Parameter für die wissenschaftliche Auswertung geklärt sind, sollte dann Projekt dann zur zweiten Jahreshälfte starten. Anfang Juni ging es mit der Vier-Tage-Woche in vielen britischen Unternehmen dann los. Das Projekt soll bis Dezember laufen.

Eine der Thesen der Initiatoren ist dabei, dass von einer Vier-Tage-Woche beide Arbeitsvertragsparteien profieren – Beschäftigte seien ausgeruhter, gesünder und zufriedener; Firmen profitierten hingegen in puncto Produktivität, geringer Ausfallzeiten und beim Retention Management. Darauf hatte auch eine vielbeachtete Untersuchung in Island im vergangenen Jahr hingedeutet.

Großbritannien zählt traditionell zu den Ländern mit der höchsten tatsächlichen Wochenarbeitszeit in Europa. Experten sehen das Projekt, das in ähnlicher Form auch für Irland, die Vereinigten Staaten, Kanada, Australien und Neuseeland geplant ist, daher auch vor dem Hintergrund von Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt wie der sogenannte „Great Resignation“ im Zuge der Corona-Pandemie. Damit sind massenhafte Eigenkündigungen von Arbeitnehmern gemeint, die sich neu orientieren wollen und ihre bisherige Stelle – oft ohne einen Anschlussvertrag zu haben – aufgeben.

Der ursprüngliche Artikel wurde am 3. Februar 2022 veröffentlicht und ist am 7. Juni 2022 bearbeitet worden.

Frank Strankmann ist Redakteur und schreibt off- und online. Seine Schwerpunkte sind die Themen Arbeitsrecht, Mitbestimmung sowie Regulatorik. Er betreut zudem BetriebsratsPraxis24.de, unser Portal für Mitbestimmung.