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Fünf ausgezeichnete Ideen zur Stärkung der Unternehmenskultur

Gruppenbild Verleihung Corporate Culture Award
Dies sind die fünf Gewinner des ersten Corporate Culture Awards 2018. Foto: Andreas Henn/Serviceplan

„Eine positive Unternehmenskultur kann eine gute Unternehmensstrategie massiv verstärken“, sagt Kai Anderson, Gründungspartner der HR-Beratung Promerit. Studien zufolge hingen sogar 30 Prozent des Erfolgs von ihr ab: „Sie ist der Schlüssel für die Implementierung von Strategien und für die Attraktivität des Arbeitgebers.“ Grund genug, den Corporate Culture Award (CCA) ins Leben zu rufen, der am 15. November erstmals in der Frankfurter Paulskirche verliehen wurde. Der Preis wurde neben Promerit von der Serviceplan Gruppe, dem Kultur-Analysten Deep White und der Zeit Verlagsgruppe initiiert. Für die Premiere reichten 153 Unternehmen Bewerbungen ein. Eine Jury setzte 14 davon auf eine Shortlist. Deren Kultur wurde anschließend nach einer Methode der Universität St. Gallen, unter anderem anhand von Mitarbeiterbefragungen, analysiert und letztlich Sieger in vier Kategorien gekürt.

Heraeus und Otto auf dem Treppchen

Das Rennen um den CCA „Digital Culture“ konnte Heraeus für sich entscheiden. Der Technologiekonzern gewann 2016 bereits den › Deutschen Personalwirtschaftspreis für seine gelungene HR-Transformation. Heraeus verstehe es, kulturelle Aspekte bei der digitalen Transformation zu berücksichtigen, sagte Laudatorin Anna-Beeke Gretemeier, Chefredakteurin von Stern Digital. Paradebeispiel dafür sei die digitale Lernplattform „Train the team“, mit der unter anderem Einarbeitungsprozesse vereinheitlicht werden. Gleichzeitig schafft sie Schnittstellen in die verschiedensten Bereiche des Unternehmens.

In der Kategorie „Shared Value“ sollen Konzepte geehrt werden, die eine gelungene Verbindung von wirtschaftlichem und sozialem Verhalten eines Unternehmens darstellen. Hier konnte die Otto Group die Jury überzeugen. Grund für die Auszeichnung war der Impact-Managementprozess, mit dem Otto die Auswirkungen aller Tätigkeiten entlang der kompletten Wertschöpfungskette analysiert. Die unternehmerischen Prozesse können somit effizient und nachhaltig verbessert werden und böten, so Laudator Florian Haller von Serviceplan, „gesellschaftlichen Mehrwert“. Auch das Unternehmen selbst habe davon Vorteile, denn: „Ohne Werte stockt am Ende auch die Wertschöpfungskette.“ Professor Dr. Johannes Merck, beim Preisträger Vorstand des Direktionsbereichs Corporate Responsibility, bestätigte das: Man wolle seine Werte bei Otto nicht „an der Garderobe der Digitalisierung abgeben“.

Auch ausgezeichnet: PSD Bank und Kärcher

Nicht nur, aber vor allem wegen der digitalen Transformation ist oftmals unweigerlich ebenfalls ein Kulturwandel nötig. „Wenn Change stattfindet, gilt es auch, Beziehungen neu zu definieren“, hob Dr. Daniel Tasch von Promerit hervor. Mit seinem „Culture Book“ hat die PSD Bank hier Vorbildliches geleistet. 2015 hat das Unternehmen seine USPs neu definiert. Neue Arbeitsformen, ein neues Miteinander, die gemeinsame Verantwortung – all das wurde in dem Büchlein festgehalten, das beispielsweise auch neuen Mitarbeitern die schnelle Eingewöhnung erleichtert. In einem ersten Schritt habe man sich hohe Ziele gesetzt, berichtete Vorstandsvorsitzender Johann Büchler – und dann schnell festgestellt, dass Ziele auf dem Papier alleine wenig bringen. Die Lehre daraus: „Wir versuchen, jeden Mitarbeiter einzubeziehen. Nur wer nach innen brennt, kann nach außen strahlen.“ Ein Gedanke, der die genossenschaftlichen Werte, die in der Historie der Bank verankert sind, weiterträgt.

Der Preis in der Kategorie „Best Story“ schließlich ist für inspirierende Führungspersönlichkeiten reserviert, die durch eigenes Vorbild in Werten und Kultur eine visionäre Idee zum Erfolg geführt haben. „Ein Weltmarktführer braucht auch eine Weltmarktführer-Kultur“, zitierte Laudator Ewald Manz, Partner bei Odgers Berndtson, den Preisträger. 1935 als Familienunternehmen gegründet, ist Kärcher heute mit rund 12.000 Mitarbeitern in 70 Ländern aktiv. Das breite Methodenspektrum, mit dem an und für die Unternehmenskultur gearbeitet wird, hob die Jury besonders hervor.

Ein Beispiel ist das Employee World Meeting, das Anfang 2018 erstmals veranstaltet wurde. Es entstand aus den Ergebnissen einer Mitarbeiterbefragung und soll die weltweite Zusammenarbeit im Unternehmen verbessern. Auch die Reihe „Auf einen Kaffee mit…“ zählt dazu: Hartmut Jenner, seit 2001 Vorsitzender der Geschäftsführung, führt regelmäßig Gespräche mit den Mitarbeitern, um darüber informiert zu sein, was diese tatsächlich bewegt. Dass die Unternehmenskultur bei Kärcher so wichtig ist, habe nicht nur mit entsprechendem Engagement zu tun: Nach der Wirtschaftskrise 2009 sei man sehr schnell gewachsen, erzählte Jenner – 70 Prozent der Mitarbeiter im Jahr 2015 waren 2009 noch gar nicht mit an Bord. „Das zu einer Kultur zu formen, war eine Herausforderung.“ Dass er heute auf Reisen zuerst auf die Werte des Unternehmens und nicht auf Zahlen angesprochen werde, mache ihn besonders stolz.

Sonderpreis für Covestro

Die Award-Zeremonie endete mit einer Überraschung, denn die Jury hatte sich angesichts der zahlreichen Bewerbungen entschlossen, einen zusätzlichen Sonderpreis Innovation zu vergeben. Ausgezeichnet wurde der Leverkusener Werkstoff-Hersteller Covestro für seine firmeninterne Start-up-Challenge. Die Mitarbeiter werden damit angehalten, unternehmerisch zu denken, Ideen zu entwickeln und diese über das Intranet zu teilen. Allein im vergangenen Jahr seien so mehr als 500 Ideen aus 26 Ländern zusammengekommen. Die Mitglieder des Gewinnerteams, die ein wegweisendes Konzept für saubere, sichere und effiziente Reparaturlackierungen entwickelt haben, werden ein Jahr freigestellt und erhalten eine Million Euro Unterstützung, um ihre Idee zu verwirklichen. „Ein Unternehmen aus 16.000 Innovatoren“, nannte das Dr. Jens Peter Joschek, Head of Innovation Excellence bei Covestro Deutschland. Es gehe aber noch um mehr: um Kultur, um Offenheit und Fehlertoleranz.

Nach der gelungenen Premiere steht bereits fest, dass der Preis auch im kommenden Jahr vergeben wird. Mehr noch: „Der Award soll dann zusätzlich durch eine Konferenz ergänzt werden“, verriet Dr. Mark Schiffhauer von der Zeit-Verlagsgruppe.

David Schahinian arbeitet als freier Journalist und schreibt regelmäßig arbeitsrechtliche Urteilsbesprechungen, Interviews und Fachbeiträge für die Personalwirtschaft.

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