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Expats vermissen soziale Kontakte

Mann in Business-Outfit mit Rollkoffer steht allein vor Hochhauskulisse
Im Ausland angekommen, sind viele internationale Mitarbeiter unzufrieden, weil sie im Privaleben nicht sozial vernetzt sind.
Foto: © Nusara/StockAdobe

Die meisten internationalen Mitarbeiter haben einen mittel- bis langfristigen Aufenthalt im Ausland geplant. Die Mehrheit ist mit dem Leben im Ausland sehr zufrieden und würde das Leben als Expat auch Freunden weiterempfehlen. Sechs von zehn internationalen Fachkräften (61 Prozent) und fast zwei Drittel (64 Prozent) der entsandten Mitarbeiter sind auch mit ihren Karriereaussichten in Verbindung mit dem Auslandsaufenthalt zufrieden. Doch immerhin 25 Prozent der Entsandten und internationalen Fachkräfte ziehen eine vorzeitige Heimkehr in Betracht. Das geht aus der Studie „Expat Insider Business Edition“ von Internations hervor, für die dieses Jahr 20 259 Expats mit 178 unterschiedlichen Nationalitäten in 187 Zielländern befragt wurden. Die Teilnehmer waren entsandte Mitarbeiter, internationale Fachkräfte und mitreisende Lebenspartner. Der hohe Anteil an Expats, die an eine verfrühte Rückkehr ins Heimatland denken, ist laut Studie ein Warnsignal, da Arbeitgebern Rückschläge bei globalen Entsendungen und der Verlust internationaler Expertise drohten.

Bedenken vor dem Auslandseinsatz betreffen vor allem finanzielle Aspekte

Der Mangel an sozialen Kontaktmöglichkeiten ist der Hauptgrund dafür, dass Mitarbeiter im Ausland darüber nachdenken, ihren Aufenthalt abzubrechen. Tatsächlich macht sich fast ein Drittel der Befragten (30 Prozent) bereits vor dem Umzug Sorgen darüber, dass es schwierig werden könnte, vor Ort Freunde zu finden. Diese Befürchtung steht jedoch keineswegs im Mittelpunkt. Stattdessen überwiegen Gedanken zu praktischen und finanziellen Problemen. An erster Stelle stehen Bedenken wegen hoher Lebenskosten; 36 Prozent der Entsandten und 40 Prozent der internationalen Fachkräfte geben dies an. Auf Platz zwei der Sorgen mit jeweils 35 Prozent rangiert die Entfernung vom Heimatland und der Familie. Die dritthäufigste Befürchtung betrifft die Sprachbarriere mit 34/35 Prozent. Erst an vierter Stelle mit je 30 Prozent folgen Bedenken, keine Freunde zu finden. Entsandte machen sich darüber hinaus Gedanken, der Partner könne unglücklich werden (19 Prozent), während ausländische Fachkräfte sich um ihre künftige finanzielle Situation sorgen (16 Prozent).

Vor Ort ist das größte Problem für internationale Mitarbeiter, Freunde zu finden

Die Bedenken, die die Mitarbeiter im Vorfeld hatten, stimmen jedoch zumeist nicht mit den Problemen überein, die sie im Ausland tatsächlich vorfinden. Stattdessen überwiegen nach der Umsiedlung persönliche Probleme: Hauptgrund für Unzufriedenheit ist für 32 Prozent der Expats und 31 Prozent der internationalen Fachkräfte die Schwierigkeit, Freunde zu finden. Es folgen Probleme, sich in der lokalen Kultur heimisch zu fühlen (je 27 Prozent), Unzufriedenheit mit sozialen und Freizeitaktivitäten (23 versus 22 Prozent) und eine fehlende Work-Life-Balance (21 gegenüber 22 Prozent). Entsandte Mitarbeiter kritisieren außerdem die Anzahl der Arbeitsstunden (17 Prozent), während bei ausländischen Fachkräften Unzufriedenheit mit der Jobsicherheit aufkommt (20 Prozent). Von den Mitarbeitern, die sich selbst als unglücklich bezeichnen, begründen dies die meisten mit einem Mangel an Möglichkeiten zum sozialen Austausch. Bei international entsandten Mitarbeitern geben dies 59 Prozent an und bei den internationalen Fachkräften 50 Prozent.

Zu wenig Unterstützung vom Arbeitgeber im persönlichen Alltag

Wie kommt es, dass Erwartungen und praktische Erfahrungen im Ausland zum Teil auseinanderdriften? Laut Studie fördern Unternehmen ihre Mitarbeiter eher auf berufliche Ebene, etwa mit finanziellen und praktischen Leistungen, als im persönlichen Alltag. Unterstützung zur besseren sozialen Integration und Vernetzung wird eher vernachlässigt: Lediglich 14 Prozent der entsandten Mitarbeiter und zwölf Prozent der internationalen Fachkräfte erhalten vom Arbeitgeber Angebote in diesem Bereich.

Die vollständigen Studienergebnisse können > hier heruntergeladen werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.