Der Krankenstand im vergangenen Jahr lag bei 4,1 Prozent, das war der höchste Wert seit 1999. In 2015 waren an jedem Tag des Jahres durchschnittlich 41 von 1.000 Erwerbstätigen krankgeschrieben. Auch die Zahl derer, die sich mindestens einmal im Jahr von einem Arzt krankschreiben ließen, stieg von 48,2 Prozent im Vorjahr auf 50,4 Prozent. Zwar trieb auch die starke Grippewelle den Krankenstand nach oben, doch die meisten Ausfalltage gingen auf das Konto von Muskel-Skelett-Erkrankungen, zum Beispiel Rückenschmerzen. Psychische Leiden, auf bereits hohem Niveau, nahmen erneut leicht zu. Sie verursachten rund drei Prozent mehr Fehltage als 2014 und rangieren somit auf der Liste der häufigsten Diagnosen auf Platz drei.
Krankenstand von Frauen um 14 Prozent höher
Im letzten Jahr fehlten Frauen 14 Prozent häufiger im Job als ihre männlichen Kollegen. An jedem Tag waren 44 von 1.000 weiblichen Arbeitnehmern krankgeschrieben; bei den Männern waren es 39. Krankschreibungen fielen bei Frauen im Durchschnitt zwar kürzer aus, kamen aber häufiger vor: Mit insgesamt 134,4 Krankheitsfällen je 100 Versicherte lagen Frauen vor ihren männlichen Kollegen mit 115,8 Krankheitsfällen. Vor allem in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen war der Krankenstand bei Frauen höher. Außerdem hat sich mehr als jede vierte Frau (27 Prozent) bei der Erkrankung eines Kindes selbst krank gemeldet, weil sie sich
nicht anders zu helfen wusste. Bei den Männern waren es nur 17,5 Prozent. Für die Studie der DAK-Gesundheit hat die Kasse den Krankenstand von rund 2,7 Millionen erwerbstätigen Versicherten ausgewertet. Außerdem wurden mehr als 5.000 Frauen und Männer im Alter von 18 und 65 Jahren durch das Forsa-Institut repräsentativ befragt.
Herzinfarkt vor allem ein Männerproblem
Erstmals analysierte der Report umfassend die Geschlechterunterschiede bei krankheitsbedingten Ausfalltagen und ihren Ursachen. Die Untersuchung der Erkrankungen zeigt, dass Männer in allen Altersgruppen sehr viel öfter wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Job fehlten als Frauen; sie wiesen deswegen 65 Prozent mehr Fehltage auf. Zwischen 45 und 64 Jahren tritt bei fast jedem zehnten Mann eine koronare Herzerkrankung auf. Bei Verletzungen hatten Männer 48 Prozent mehr und damit fast doppelt so viele Fehltage. Die Gründe dafür sind andere Tätigkeiten als bei Frauen, aber auch eine höhere Risikobereitschaft.
Frauen fehlen öfter wegen Depressionen und Krebs
Frauen kamen hingegen wegen psychischer Erkrankungen auf 67 Prozent mehr Fehltage als Männer. Vor allem von Depressionen waren sie weit häufiger betroffen. Auch nahmen sie öfter Psychopharmaka ein: So bekam jede elfte Frau eine Verordnung für Antidepressiva, aber nur jeder zwanzigste Mann. Der größte Geschlechterunterschied beim Krankenstand zeigt sich bei Krebserkrankungen. Hier verzeichnet die Studie 74 Prozent mehr Fehltage bei Frauen. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, ist zwar bei Frauen und Männern gleich, doch trifft Krebs die Männer meist erst im Alter ab 60 Jahren. Am weitesten verbreitet ist Prostatakrebs. Bei Frauen tritt vor allem Brustkrebs auf, aber meist bereits im Erwerbsleben.
Geschlechtsunterschiede beim Umgang mit Krankheit
Beim persönlichen Umgang mit Krankheit und Krankschreibung werden die Geschlechterunterschiede besonders deutlich: Berufstätige Männer gingen im Durchschnitt 4,2 Mal im Jahr zum Arzt, berufstätige Frauen sieben Mal. Auch ohne Vorsorge- und schwangerschaftsbedingte Untersuchungen wurden Frauen häufiger behandelt. Die Studie zeigt aber auch, dass weibliche Berufstätige etwas öfter Präsentismus betreiben als ihre männlichen Kollegen: 67 Prozent der Frauen gingen mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit; bei den Männern waren es 60 Prozent. 86 Prozent der Frauen nannten als Hauptgrund, dass sie ihre Kollegen nicht hängen lassen wollten. Jede Zweite sagte, dass Kunden oder Patienten darunter leiden, wenn sie sich krank melden würde.
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