Foto: © Robert Kneschke/Fotolia.de
Man könnte glauben, dass Frauen in Tech-Berufen – immer noch vor allem eine Männerdomäne – auf ein fortschrittliches Umfeld treffen, in dem sie sich gleichberechtigt fühlen. Laut einer internationalen Studie werden sie jedoch häufig nicht ernst genommen oder gar benachteiligt.
Mehr als die Hälfte der weiblichen Tech-Worker stellt fest, dass heute mehr Frauen in Technologiebranchen arbeiten als noch vor fünf Jahren. Die Möglichkeit, einen positiven Beitrag für das Unternehmen und die gesamte Branche zu liefern, ist für zwei Drittel (66 Prozent) das beste an der Arbeit als Frau in der Technologie. Für rund die Hälfte der Frauen (52 Prozent) ist es außerdem ein Pluspunkt, dass die Arbeit nie langweilig ist. Gefragt danach, wie sie zu ihrem Beruf gekommen sind, antworteten 44 Prozent, sie seien „einfach so in die IT gefallen“. Lediglich drei Prozent hatten in ihrer Schule oder an der Uni ein Rollenmodell, das sie inspirierte. Als wichtigste Fähigkeit für die Arbeit in der Tech-Branche bezeichnen 88 Prozent der Frauen den Willen, immer weiter dazuzulernen. Das sind Ergebnisse des Women in Tech Survey Report 2018 von Ivanti. Dafür wurden weltweit 500 Frauen aus Technologiebranchen befragt.
Gender Pay Gap, Sexismus und fehlende weibliche Vorbilder
Abgesehen vom Spaß am Job müssen sich Frauen in Tech-Berufen jedoch auch unangenehmen Arbeitsbedingungen stellen. Als größte Herausforderung empfinden es fast zwei Drittel (63 Prozent) der Studienteilnehmerinnen, dass sie aufgrund ihres Geschlechts im Job benachteiligt werden. 42 Prozent sagen, dass der Mangel an weiblichen Vorbildern ein Problem in der Technologiebranche sei. 39 Prozent sind der Meinung, dass es auch in dieser Branche einen Gender Pay Gap gibt. Gleich an vierter Stelle der Herausforderungen gehört Sexismus am Arbeitspatz. So berichten die befragten Frauen zum Beispiel davon, dass ihre Vorschläge abgelehnt werden und sie bei Meetings ständig unterbrochen werden. Auch fehlende kulturelle und Gender-Vielfalt ist für einige ein Problem, ebenso die so genannte gläserne Decke. So berichten einige der Frauen, dass männliche Kollegen bevorzugt werden, wenn es um Beförderungen geht. Außerdem beklagten die Studienteilnehmerinnen fehlende Flexibilität am Arbeitsplatz.
Nach Ansicht von Sarah Lewis, Direktorin für Field Marketing & UK Women in Tech Ambassador bei Ivanti, ist es zwar schön zu sehen, dass heute mehr Frauen in der Technologiebranche arbeiten als je zuvor, die Studie unterstreiche aber auch, was schon seit Jahren immer wieder als Stereotyp zu hören sei:
Es muss mehr getan werden, um die Geschlechtervielfalt in der Technologie zu fördern. Frauen müssen ernst genommen und genauso bezahlt werden wie ihre männlichen Kollegen,
so Lewis. Erst dann könne der Technologiesektor seine tatsächliche Kraft und Vielfalt ausspielen. Auch fast drei Viertel der Studienteilnehmerinnen(73 Prozent) sind der Meinung, dass gleiche Gehälter für männliche und weibliche Mitarbeiter mehr Frauen in die Technologiebranche ziehen könnten. 46 Prozent finden, dass Arbeitgeber flexible Arbeitsbedingungen anbieten sollten.
Wichtig für Tech-Frauen: Selbstbewusstsein und Mentoren
Und welchen Rat geben die befragten Frauen ihren Geschlechtsgenossinnen mit auf den Weg, die in der Tech-Industrie arbeiten wollen? Zunächst sagen 82 Prozent der Studienteilnehmerinnen, es sei entscheidend für eine Karriere in dieser Branche, den eigenen Wert zu kennen. 52 Prozent finden, Frauen müssten eine dicke Haut haben, um in solchen Jobs zu bestehen. Außerdem empfiehlt jede Zweite anderen interessierten Frauen, sich für den Berufsstart einen Mentor zu suchen.
Die vollständigen Studienergebnisse können > hier zum Download angefordert werden.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.