Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Führungsverhalten auf dem Prüfstand

Auch der potenzielle Führungsnachwuchs wünscht sich eine gute Work-Life-Balance. Die derzeitigen Chefs haben das noch nicht auf ihrer Agenda.
Foto: © Lars Zahner/Fotolia.de
Auch der potenzielle Führungsnachwuchs wünscht sich eine gute Work-Life-Balance. Die derzeitigen Chefs haben das noch nicht auf ihrer Agenda.
Foto: © Lars Zahner/Fotolia.de

Die meisten Führungskräfte in Deutschland (85 Prozent) sind grundsätzlich mit ihrer Rolle zufrieden und gerne in verantwortlicher Tätigkeit. Als besonders positiv bewerten sie ihre eigenen fachlichen Fähigkeiten, den respektvollen Umgang, das Delegieren von Verantwortung, Entscheidungsstärke oder Lösungsorientiertheit. Defizite gibt es nach eigener Einschätzung beim Austausch mit dem Team und bei der Vermittlung von längerfristigen Perspektiven. Ganz am Ende stehen die eigenen digitalen Kompetenzen in der Mitarbeiterführung.

Schlechte Noten für Delegationsfähigkeit

Allerdings schätzen erfahrene Manager ihr eigenes Führungsverhalten deutlich positiver ein, als es Nachwuchskräfte – akademisch ausgebildete Berufsanfänger in den ersten fünf Berufsjahren – ihren jeweiligen Vorgesetzten attestieren. Besonders häufig unzufrieden mit dem Führungsverhalten ihres Chefs sind Berufsanfänger, wenn es um die Delegation von Aufgaben und Verantwortung geht. Auch bescheinigen nur 38 Prozent der Nachwuchskräfte ihrem direkten Vorgesetzten, offen für Kritik zu sein. Es dominiert nach wie vor das Modell einer hierarchischen Führung.

Differenzen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung

Selbst- und Fremdeinschätzung liegen am weitesten auseinander beim Aspekt Zuverlässigkeit: Hinsichtlich des Einhaltens von Absprachen bewerten sich 84 Prozent der Führungskräfte positiv, doch nur 55 Prozent der Berufsanfänger sehen das so. Bei der Begründung von Veränderungen im Arbeitsumfeld schätzen sich 70 Prozent der Chefs positiv ein, die positive Fremdbewertung liegt lediglich bei 38 Prozent. Aber auch, wenn es um den respektvollen Umgang geht, gibt es zum Teil große Differenzen, so bei der Leistung des Teams, bei der Lösungsorientierung oder bei der Wertschätzung der Meinung der Mitarbeiter. Zudem fühlt sich nur gut jede dritte Nachwuchskraft vom Vorgesetzten in der Umsetzung der eigenen Fähigkeiten und Potenziale begleitet und unterstützt. Das sind Ergebnisse der IZF Führungs-Studie 2016 „Was macht Führung zukunftsfähig?“. Für die repräsentative Studie der Initiative Zukunftsfähige Führung (IZF) e.V. befragte das Institut für Demoskopie Allensbach im letzten Herbst 278 Führungskräfte und 273 Nachwuchskräfte in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst.

Jeder Fünfte hält das Führungsverhalten des Chefs nicht für zukunftsfähig

Unterschiedliche Sichtweisen gibt es auch in der Reflexion der eigenen Führungskompetenz und in der Beurteilung der Kompetenz von Vorgesetzten. Während neun von zehn bereits erfahrenen Managern sich gut oder sehr gut auf kommende Führungsaufgaben vorbereitet sehen, beurteilt jede fünfte Nachwuchskraft das Führungsverhalten ihres direkten Vorgesetzten als nicht zukunftsfähig.

Nachholbedarf bei Work-Life-Balance und Diversity

Was gehört zu zukunftsfähiger Führung für die befragten Manager überhaupt dazu? Während derzeit nur jede dritte Führungskraft die Integration von Mitarbeitern unterschiedlicher Herkunft, Kultur oder Alter als besonders wichtig einschätzt, bewerten 62 Prozent den Umgang mit Diversität und die Integrationsfähigkeit als eine der wichtigsten Zukunftskompetenzen von Führungskräften. Eine wichtige Herausforderung der Zukunft wird es laut Studie außerdem sein, Nachwuchskräften bei der Sicherstellung der Work-Life-Balance zu unterstützen. Derzeit finden Führungskräfte flexible Arbeitszeiten sowie eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben noch deutlich weniger bedeutend als ihre Nachwuchskräfte. Doch für viele junge Berufstätige ist die mangelnde Sicherstellung solcher Aspekte derzeit noch ein zentrales Hemmnis, selbst Führungsverantwortung zu übernehmen; sie befürchten, dafür im privaten Bereich Opfer bringen zu müssen.

Die vollständigen Studienergebnisse stehen zum > Download zur Verfügung.