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Human Capital Trends 2020

Holzsteine mit Figurdruck
Gerade in unsicheren Zeiten muss der Personalbereich sich verändern. Foto: © tomertu/AdobeStock

Die „Human Capital Trends 2020“-Studie von Deloitte zeigt, dass gerade in Zeiten, die von
Unsicherheit geprägt sind, Agilität und Fähigkeiten zur ständigen
Veränderung essenziell wichtig sind.

Zu dieser Einschätzung kommen 90 Prozent der 10.000 weltweit befragten Business- und HR-Führungskräfte. Allerdings sind nur 55 Prozent der Befragten der Meinung, dass Unternehmen dazu auch in
der Lage sind. Die 800 in Deutschland Befragten schätzen sich etwas stärker bei grenzübergreifendem Talent Management und strategischer Mitarbeiterführung ein.

Moderne Unternehmen als soziale Organisation

Die Studie zeigt, dass sich vor allem das Verhältnis von
Mensch und Technologie in modernen Unternehmen neu gestaltet. Unternehmen agieren zunehmens als „soziale Organisation“, welche nicht nur danach strebt, die Unternehmensergebnisse zu
maximieren, sondern sich ebenso den Mitarbeitern und der Gesellschaft
als Ganzes verpflichtet fühlt.

In Zeiten rasanten Wandels gelingt es sozialen
Organisationen so, menschliche und technologische Aspekte im
Arbeitsalltag zu integrieren. Sie nutzen die durch Technologien
entstehenden Möglichkeiten, um die Arbeit an sich zu humanisieren.

Dabei stehen sie vor der Herausforderung, vermeintlich widersprüchliche
Ziele zu realisieren: Einerseits soll der Arbeitnehmer sich individuell
wahrgenommen fühlen, andererseits möchte er aber auch dem Ganzen zugehörig sein. Er zeigt die Bereitschaft, sich immer wieder neu zu erfinden, möchte jedoch
eingebettet in eine grundsätzliche Sicherheit sein. Darüber hinaus muss er die
Fähigkeit haben, in Zeiten von Ungewissheit mit Mut Entscheidungen zu
treffen. 

Die Experten der Deloitte-Studie sehen in dem Punk jedoch eine Lücke zwischen Anspruch und
Wirklichkeit: 64 Prozentpunkte liegen
zwischen der Einschätzung dessen, was von Seiten HR eigentlich nötig
wäre, und den vorhandenen personellen Potenzialen.

HR-Abteilungen können die
Verantwortung, die auf die zukommt, aktuell nur schwer wahrnehmen,

erklärt Maren Hauptmann, Partnerin und Leiterin Human Capital bei
Deloitte.

Neues Personalwesen noch in weiter Ferne

„Exponentielle HR“ lautet der Begriff für das neue Personalwesen, das
die veränderte Sichtweise auf die Arbeitserbringung insgesamt
begleiten, steuern und in konkrete Initiativen und Strategien überführen
soll.

Doch scheint dieses Ziel derzeit noch eher eine ferne Vision zu
sein: 75 Prozent der Studienteilnehmer sehen zwar eine radikale
Weiterentwicklung von HR als Voraussetzung für den künftigen Erfolg der
Funktion an. Aber nur 11 Prozent glauben, dass dies auch bewerkstelligt
werden kann. Immerhin sind 93 Prozent der Ansicht, dass der
Personalbereich auch künftig eine eigenständige Funktion bleiben wird –
obwohl in einigen Unternehmen bereits ein gegenläufiger Trend zu
beobachten ist.

Führung und Teambildung sind gefragt

Entscheidend ist, der Studie zufolge, wie das Personalwesen künftig in den relevanten Themenfeldern agieren wird: dem Aufbau
von Führungskompetenzen, der Weiterbildung der Belegschaft, der
Förderung von Agilität und Teambuilding, dem Verfügbarmachen neuer
Fähigkeiten, der Integration von Automatisierungstechnologie sowie der
Definition und Förderung des Unternehmenszwecks. 

Unter allen diesen Bereichen stechen, nach Ansicht der
Studienteilnehmer, besonders die Stärkung neuer Fähigkeiten, die Öffnung
der Organisation für agile Arbeitsmethoden, die Effizienzsteigerung
durch Automatisierung und ein erweiterter Gesamtanspruch der HR im
Unternehmen hervor. Gerade in den Bereichen Führung und Teambuilding
stellen die Befragten den gegenwärtigen HR-Strukturen jedoch ein
besonders schlechtes Zeugnis in puncto Lieferfähigkeit aus. 

Mensch und Maschine

Eine zentrale Rolle kommt außerdem der Technologie zu, insbesondere
der Künstlichen Intelligenz. Dabei gilt: Automatisierung wird nicht als
Arbeitsplatzkiller, sondern als sinnvolle Ergänzung gesehen und
eingesetzt.

Nur bei 12 Prozent der Befragten soll die Technologie
Arbeitskräfte ersetzen. 60 Prozent geben hingegen an, dass ihr
Unternehmen KI nutzt, um Menschen zu unterstützen statt abzulösen.
Jedoch haben 68 Prozent bislang nicht ausreichend in entsprechende
Technologien und Strukturen investiert, und 85 Prozent wissen noch
nicht, wie sie mit den entstehenden ethischen Fragestellungen umgehen
sollen.

In dieser außergewöhnlichen Zeit
sollten Unternehmen die Fähigkeiten ihrer Arbeitnehmer erkennen, in sie
investieren und neue Teamstrukturen entwickeln.

fasst Maren Hauptmann zusammen.