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Gleiches Geld für „Kraft mal Weg“

Werden Kinder, Ehepartner und andere Steuerpauschalen gekillt, gäbe es auch den einheitlichen Auszahlungsbetrag. Damit wäre die Diskussion über ungleiche Bezahlung zwischen Mann und Frau und Branchen,Tätigkeiten und Funktionsstufen erledigt. Warum verdient der Busfahrer mit Verantwortung für Gesundheit und Sicherheit von 50 Fahrgästen deutlich weniger als der Geschäftsführer des städtischen Busunternehmens? Schon im Grundgesetz steht, dass alle Menschen gleich sind – warum nicht beim Geld?

Es geht um die Bewertung von Arbeit; Arbeit ist „Kraft mal Weg“. Wer im Büro sitzt und damit „Kraft“ sowie „Weg“ scheut, sollte definitiv nicht mehr verdienen als die Arbeitenden. Realisiert ist das beim Bundestagsabgeordneten. Er erhält 9000 Euro und damit genauso viel wie die Servierkraft im Bundestag. Er im Monat – sie im Jahr.

In der privaten Wirtschaft ist hingegen alles ungerecht: Wenn Frauen weniger verdienen als Männer, dann ist das gesamtwirtschaftlich ungerecht; wenn die Bankerin mehr als der Schuster verdient, dann ist das zwischen den Branchen ungerecht. Teilzeit-Frauen in einer Branche verdienen weniger als Vollzeit-Männer in ihrer – aber mehr als Vollzeit-Männer in anderen Branchen. Wenn Frauen das Gleiche wie Männer machen, aber weniger verdienen, dann wird es richtig interessant: Die Frau hat weniger Joberfahrung als der Mann. Ist das dann ungerecht?

Der Mann hat weniger Joberfahrung, aber die größere Klappe, was zu Gehaltssteigerungen führt. Ist das ungerecht? Warum verdient nicht jeder 9000 Euro im Monat? Das wäre ziemlich gerecht. OK, das ist die Lieschen-Müller-Perspektive (auch ungerecht: Niemand spricht von der „(Voll)Horst-Meier-Sicht“). Wer jetzt behauptet, Löhne hätten was mit Produktivität zu tun, der ist wirklich ungerecht, denn es soll nicht nur der mitreden, der Wirtschaftsdurchblick hat.

Zurück zur einfachsten Größe: Stundenlohn. Warum ist die Handwerksmeisterstunde teurer, als die des Handwerkshelfers? Bei gleicher Arbeit ist für beide die Stunde 60 Minuten lang. Merke: Arbeit hat nix mit Zeit zu tun, nur bei der Abrechnung. Bei Angestellten spielt Zeit keine Rolle – nur für Überstunden. Auch das ist ungerecht.

Wir sollten die Bewertungssache vereinfachen auf den Spruch: Gleiches Geld für gleiche Arbeit. Was „gleiche Arbeit“ ist, wird dann situativ entschieden und bewertet. Je nachdem, wie’s passt.

Für HR bedeutet dies: Wir warten ab und machen uns keine Arbeit, sparen Kraft und Weg. Denn nach wie vor wird HR-Arbeit schlechter bewertet als F&E-Arbeit. Hin und wieder wird sie aber besser bezahlt, je nach Branche oder Geschlecht oder Tarifvertrag oder sonst was …

Welche Meinung haben Sie zum Thema Lohngleichheit? Schreiben Sie uns!

Autor: Jobst R. Hagedorn