Die Pandemie mit wechselnden Zeiten von Arbeit im Unternehmen und Arbeiten im Homeoffice ist eine Ausnahmesituation und fordert Führungskräfte ebenso wie Mitarbeiter heraus. Homeoffice kann vor allem dann zu Schwierigkeiten in Unternehmen führen, wenn ein Unternehmen bislang keine Homeofficekultur hatte.
Tipps für das Führen auf Distanz
Dr. Jörg Busam, leitender Betriebsarzt bei Beiersdorf, erklärt gegenüber der Initiative Neue Qualität der Arbeit, wie Unternehmen in der aktuellen Ausnahmesituation ihre Mitarbeiter unterstützen können. Demnach ist es wichtig, dass Teams in Unternehmen ein Gefühl der Zugehörigkeit haben, auch wenn – wie derzeit – persönliche Kontakte und kollegialer Austausch fehlen. Dabei können digitale Kanäle wie Telefon- oder Videokonferenzen helfen, den Austausch zu fördern und Teams zusammenzuhalten. Teams sollten sich neue Strukturen geben, um im Austausch zu bleiben.
Um sich dabei abzustimmen, ist eine enge und intensive Kommunikation zwischen den Vorgesetzten und ihren Mitarbeitern wichtig. Unternehmen sollten ihre Führungskräfte bei dieser Aufgabe aktiv unterstützen und sie schulen. Beispielsweise sollten die Führungskräfte zu den virtuellen Konferenzen möglichst nur einen begrenzten Teilnehmerkreis einladen, damit jeder gehört werden kann. Bei Bedarf sind auch digitale Einzelgespräche ratsam, in denen die individuellen Belange eines Mitarbeiters im Mittelpunkt stehen.
Eine weitere Herausforderung für die Mitarbeiter ist, ihren Arbeitstag im Homeoffice eigenständig zu strukturieren. Das gelingt nicht jedem Mitarbeiter, zumal oft die räumliche Trennung von Arbeitsplatz und privatem Wohnbereich fehlt und es auch zeitlich keine klare Grenze zwischen privater und Arbeitszeit gibt.
Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter bitten, selbst anzusprechen, wenn sie Unterstützung beispielsweise bei der Arbeitsorganisation benötigen. Erkenntnisse darüber, welche Unterstützung Mitarbeiter benötigen, können Unternehmen durch virtuelle Einzelgespräche oder auch mehr virtuelle Kurztreffen mit dem gesamten Team bekommen. Busam rät Unternehmen, einen Fragen-Antworten-Katalog zu erstellen. Darin finden Führungskräfte schnell Antworten zu Themen wie Arbeitsrecht, IT und Umgang mit Mitarbeitern im Homeoffice.
Auch Führungskräfte brauchen Unterstützung
Auch die Führungskräfte dürfen in dem Prozess nicht vergessen werden. Sie sollten sich regelmäßig mit ihren Vorgesetzten oder der HR-Abteilung austauschen können. Dabei muss es auch um individuelle Fragen zur eigenen Situation, zur Situation im Team oder zu einzelnen Teammitgliedern gehen. Dabei brauchen sie gegebenenfalls Unterstützung.
Die können sie etwa durch digitales Coaching erhalten. Ebenso können Unternehmen eine funktionsübergreifende Task Force bilden, die als Ansprechpartner für Führungskräfte fungiert.
Für alle Mitarbeiter können Unternehmen gerade im Zuge einer immer schnelleren Digitalisierung auch webbasierte Fortbildungsangebote etablieren. Ein gut strukturiertes Intranet kann ebenfalls Mitarbeiter unterstützen, wenn sie Fragen rund um betriebliches Gesundheitsmanagement, Gesundheitsförderung, Vermeiden von psychischen Belastungen, spezielle Herausforderung wie Eltern im Homeoffice oder Vereinsamung im Homeoffice haben. Zu diesen Themen lohnt es sich, Informationen und Tipps zusammenzustellen, die allen Mitarbeitern via Intranet zugänglich sind.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.