Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Interview: „Die Auftragsbücher sind voll“


Die Nachfrage nach HR-Software steigt. Diese Einschätzung gewinnt man nicht nur auf Messen, sondern sie kann nun erstmalig auch mit einem › Konjunkturbericht untermauert werden. Wir sprachen mit dem › Software-Pioneer und  Initiator des Konjunkturberichts, Wolfgang Witte.

 

Herr Witte, Sie könnten sich eigentlich als Pensionär ausruhen. Warum haben Sie ein Wirtschaftsinstitut gegründet und das Projekt Konjunkturbericht gestartet?
Witte: Es gibt keine Marktdaten über die konjunkturelle Entwicklung in der HR-Software-Branche in Deutschland. Das habe ich immer als sehr großes Manko empfunden. Dabei ist der Markt ein Wachstumstreiber innerhalb der Software-Branche.

Sie haben aus der Not eine Tugend gemacht und im Juli einen eigenen Konjunkturbericht veröffentlicht. Wen konnten Sie dafür gewinnen?
Wir haben für den Start zehn namhafte Software-Unternehmen gewinnen können, die die wichtigsten Segmente im HR-Software-Bereich widerspiegeln, also Payroll, integrierte HRM-Systeme, Talent Management und Recruiting, Zeitwirtschaft und Outsourcing. Das ist also ein kleiner, mittelständisch ausgewählter Mikromarkt der HR-Software-Branche.

Die ganz Großen sind noch nicht dabei.
Das wird sich hoffentlich bei den nächsten Umfragen ändern. Wir stehen ja gerade erst am Anfang dieses ambitionierten Vorhabens.

Können Sie sagen, wie groß der Umsatz in der Branche ist?
Nach konkreten Umsätzen haben wir noch nicht gefragt. Es ging zunächst einmal um die Einschätzung der Geschäftsentwicklung. Und die ist sehr positiv, sowohl rückblickend für 2014 als auch vorausschauend für dieses Jahr. Die Softwarebranche insgesamt ist laut Bitkom in 2014 um 5,4 Prozent gewachsen. Die HR-Software-Branche ist laut meiner Befragung fast zweistellig gewachsen.

Ist das überraschend für Sie?
Überraschend ist, dass sowohl Spezialisten als auch integrierte Anbieter gleichermaßen dieses Wachstum aufweisen. Und überraschend ist auch, dass der Auftragseingang noch stärker gewachsen ist als der  Umsatz. Das zeigt, dass die Auftragsbücher voll sind.

Auffallend ist auch, dass das klassische Lizenzgeschäft stark ist. Und das zieht immer Dienstleistungsumsatz und Wartungserlöse nach sich.

Das heißt, die Cloud-Anbieter verdrängen demnach nicht die klassischen On-Premise-Software-Anbieter?
Nein, das sehen wir aktuell nicht. 40 Prozent der Teilnehmer bieten Software as a Service an. Sie sind aber nicht unbedingt reine Cloud-Anbieter. Aber diese SaaS-Anbieter wachsen nicht stärker als die traditionellen Anbieter. Im Gegenteil. Die Steigerungsraten sind im Lizenzgeschäft sogar höher.

Was sind die Umsatztreiber?
Vor allem Dienstleistungen wie BPO oder die Betreuung der Systeme.

Was ist mit mobilen Anwendungen?
Sie sind bei den Umsatztreibern erst weiter hinten genannt.

Gibt es Unterschiede bei den Anwendungsthemen? Ist beispielsweise Talent Management-Software stärker gefragt als Payroll-Software?
Dazu kann der Konjunkturbericht noch nichts sagen. In der nächsten Konjunkturbefragung werden auch die Kennzahlen zu den einzelnen Anwendungsthemen abgefragt. Der aktuelle Konjunkturbericht beinhaltet verschiedene Benchmarks zwischen Spezialisten und integrierten Anbietern.

Liegen die insgesamt hohen Umsatzzuwächse auch daran, dass vor allem der Mittelstand in neue HR-Software investiert, oder ist es der Modernisierungsbedarf der Großen?

Sicherlich hat der Mittelstand noch großen Nachholbedarf, wie insgesamt der HR-Bereich im Vergleich zu anderen Funktionsbereichen in den Unternehmen bei der Digitalisierung von Prozessen hinterherhinkt.

Gibt es auch Hemmnisse?
Ohne jetzt Details der Auswertung preisgeben zu können, beklagen viele der befragten Software-Unternehmen einen Fachkräftemangel. Das ist das größte Hemmnis bei der Geschäftsentwicklung.

Wie geht es weiter mit dem Konjunkturbericht? Was können wir erwarten?
Wir werden bei der nächsten Befragung den Kreis der teilnehmenden Unternehmen deutlich erweitern und die Befragung inhaltlich weiter vertiefen .Der jetzige Bericht liefert den Teilnehmern auf 35 Seiten bereits viele Kennzahlen und gute Benchmarks, die zukünftig noch erweitert werden. Erklärtes Ziel ist auf jeden Fall, einen Marktindex für die DACH-Region zu entwickeln, der auch veröffentlicht wird.

Können Sie bereits Unternehmen nennen, die Sie für die zweite Runde gewinnen konnten?
Außer den Pilotkunden, die sich sehr positiv zum Konjunkturbericht geäußert haben, sind wir mit mehreren namhaften Anbietern im Gespräch. Ich würde mir wünschen, dass auch einige der großen international agierenden Anbieter teilnehmen und mithelfen, für mehr Transparenz in unserer Branche zu sorgen.

Wann kommt der nächste Bericht?
Wir befragen halbjährlich. Im Januar wird das zweite Halbjahr 2015 abgefragt und die Prognose für 2016.

Das Interview führte Erwin Stickling.

Teilnehmer der ersten HR-Software-Konjunkturbefragung:

•    ATOSS Software AG
•    d.vinci HR-Systems GmbH
•    HANSALOG GmbH & Co. KG
•    Haufe-umantis AG
•    MICOS GmbH
•    milch & zucker AG
•    perbit Software GmbH
•    SP_Data GmbH & Co. KG
•    Veda GmbH
•    VRG HR GmbH

Kontakt: Wirtschaftsinstitut Wolfgang Witte, HR-Konjunkturdaten, wwitte@hr-konjunktur.de