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29,3 Prozent der Beschäftigten hierzulande geben an, sich im Berufsleben ungleich behandelt zu fühlen. Zum Vergleich: In Europa empfindet sich jeder dritte Arbeitnehmer (34 Prozent) im Job als diskriminiert; in Italien sind es mit 42 Prozent die meisten und in den Niederlanden mit 21 Prozent die wenigsten. Das sind Teilergebnisse der Studie „The Workforce View in Europe 2018“ im Auftrag von ADP. Dafür wurden in Deutschland 1322 Beschäftigte aus unterschiedlichen Branchen zu ihren Hoffnungen und Ängsten befragt.
Männer sehen sich vor allem wegen des Alters, Frauen wegen des Geschlechts diskriminiert
In Deutschland fühlen sich Männer in erster Linie wegen des Alters (sieben Prozent) diskriminiert, gefolgt von sozialer Herkunft (fünf Prozent) und Bildung (vier Prozent). Bei den Frauen steht Benachteiligung im Job wegen des Geschlechts im Vordergrund; rund jede zehnte Frau (10,6 Prozent) sieht sich aus diesem Grund ungleich behandelt. An zweiter und dritter Stelle stehen Alter (8,3 Prozent) und Bildung (5,8 Prozent).
Jüngere Berufstätige fühlen sich öfter benachteiligt als ältere
Die Studie zeigt, dass das Alter dabei eine Rolle spielt, ob sich Arbeitnehmer diskriminiert fühlen. So berichten rund 39 Prozent der unter 35-Jährigen von einer Benachteiligung im Arbeitsleben. Von den Berufstätigen über 45 kennt nur lediglich knapp jeder vierte (23 Prozent) solch eine Situation. Die Gründe dafür schlüsselt die Studie nicht auf, eine Erklärung könnte jedoch sein, dass jüngere Menschen sensibilisierter für das Thema Diskriminierung sind aufgrund der Diskussion der letzten Jahre und auch des Inkrafttretens des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) im Jahr 2006. Aus der Untersuchung nach Branchen geht hervor, dass sich vor allem Mitarbeiter in Verkauf und Marketing (41,3 Prozent) von Diskriminierung betroffen sehen, gefolgt von Berufstätigen im Bildungswesen (36 Prozent). Von den Beschäftigten im Reise- und Transportgewerbe empfindet sich dagegen nur knapp ein Fünftel (18,4 Prozent) als benachteiligt.
Die Diskriminierung am Arbeitsplatz hat mit der #MeToo-Bewegung und der immer wieder aufkommenden Gehaltsdebatte in den letzten zwölf Monaten für Schlagzeilen gesorgt,
sagt Steven van Tuijl, General Manager ADP Deutschland. Die Studienergebnisse zeigten jedoch, dass Diskriminierung keineswegs auf die Unterhaltungs- und Medienbranche beschränkt sei. Vielmehr werde deutlich, dass in allen Bereichen etwas getan werden müsse, um gegen Vorurteile und Ungleichheiten vorzugehen.
Jeder Zweite hält das Entgelttransparenzgesetz für nicht notwendig
Das Entgelttransparenzgesetz, das seit Anfang des Jahres für Unternehmen ab 200 Mitarbeitern gilt und Arbeitnehmern ein Auskunftsrecht einräumt, hält fast jeder zweite Studienteilnehmer (48,2 Prozent) im eigenen Unternehmen nicht für notwendig. Jeder Vierte (25 Prozent) ist der Ansicht, dass eine Berichterstattung über geschlechtsspezifische Lohnunterschiede bei seinem Arbeitgeber erforderlich sei.
Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse kann > hier zum Download angefordert werden.