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Vier von fünf Teilzeitbeschäftigten in Deutschland sind mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Psychisch fühlen sie sich wesentlich weniger belastet als Vollzeitkräfte. Allerdings schätzen die Teilzeitarbeitnehmer ihre Chancen auf einen neuen Job geringer ein. Auch führt die 20-Stunden-Woche eher ins Karriere-Aus.
Fast ein Fünftel (18,6 Prozent) der deutschen Berufstätigen arbeitet in Teilzeit. Meist ist Teilzeit selbstgewählt; auch möchten Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit generell eher verringern als erhöhen. Mit 77,6 Prozent besteht die überwiegende Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten aus Frauen, die oft aus familiären Gründen ihre Stundenzahl reduzieren.
Psychisch weniger, physisch stärker belastet
Fast acht von zehn Teilzeitkräften, 78,4 Prozent, fühlen sich an ihrer Arbeitsstelle wohl, das sind nur 0,8 Prozent weniger als bei den Vollzeitkräften. Wer weniger arbeitet, fühlt sich nicht ganz so stark unter Stress: Bei vollen 40 Wochenarbeitsstunden oder mehr empfinden 69,5 Prozent der Arbeitnehmer eine sehr hohe oder hohe psychische Belastung, bei Arbeitnehmern in Teilzeit sind es „nur“ 50,5 Prozent. Allerdings sehen sich Teilzeitkräfte einer höheren körperlichen Belastung ausgesetzt als die Vollzeitkräfte. Während sich 47,2 Prozent der Vollzeitmitarbeiter durch ihre Arbeit körperlich sehr hoch oder hoch belastet fühlen, sind es bei den Teilzeitarbeitnehmern 56 Prozent. Das zeigt die repräsentative Studie „Arbeitsmarkt – Perspektive der Arbeitnehmer“ von > Orizon. Dafür befragte das Marktforschungs- und Analyseunternehmen Lünendonk 2.123 Arbeitnehmer und Arbeitsuchende in Deutschland.
Geringere Job- und Karrierechancen für Teilzeitkräfte
Fast ein Viertel (23,6 Prozent) der Arbeitnehmer in Teilzeit ist aktiv auf Jobsuche; bei den Vollbeschäftigten schauen sich 19,4 Prozent nach einer neuen Stelle um. Die Teilzeitkräfte schätzen ihre Chancen bei der Jobsuche jedoch relativ gering ein: Nur 46,3 Prozent von ihnen sehen ihre Aussichten, in Deutschland einen neuen Job zu finden, als gut oder sehr gut an. Von den Vollzeitbeschäftigten dagegen sehen 63,4 Prozent sehr gute oder gute Chancen für sich auf dem Arbeitsmarkt.
Nach Ansicht von Dr. Dieter Traub, Geschäftsführer von Orizon, liegen die Teilzeitkräfte mit ihrer Einschätzung zu den Jobchancen richtig. Auch wenn die Lage am Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer momentan kaum besser sein könne, seien gerade bessere Jobs mit mehr Verantwortung aus einer Teilzeitposition immer noch schwer zu erreichen.
Zwar werden Unternehmen ihre Karrierewege flexibilisieren, um Potentiale zu schöpfen, aber das wird nur langsam gehen,
vermutet Traub. Das Fazit der Studie: Teilzeit ist zwar gemütlich, schmälert aber die Karrierechancen. Traub gibt zu bedenken, dass vor allem junge Frauen aufpassen müssten, sich mit einer Teilzeitstelle nicht ins berufliche Abseits zu stellen.