Im April ist der Krankenstand in Deutschland im Zuge der Corona-Krise stark angestiegen. Nach Ansicht des Ifo-Instituts wird der dämpfende Effekt auf das Arbeitsvolumen deutlich höher ausfallen als bei der starken Grippewelle Anfang 2018.
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Bei den Pflichtmitgliedern der gesetzlichen Krankenkasse hierzulande lag der Krankenstand im letzten Monat bei 6,5 Prozent. Das ist viel höher als der Durchschnitt von 3,9 Prozent in den Aprilmonaten der Jahre 1998 bis 2019. Insgesamt waren diesen April 840 000 Mitglieder mehr arbeitsunfähig gemeldet als üblich. Das berichtet das > Ifo-Institut unter Berufung auf Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit.
Der erhöhte Krankenstand dürfte sich über einen Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden auf die Konjunktur im zweiten Quartal 2020 auswirken,
sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der Konjunkturforschung beim ifo Institut. Unter der Annahme, dass der Krankenstand bei allen Arbeitnehmern ähnlich hoch sei und sich im Mai in einer ähnlichen Größenordnung wie im April bewege, dürfte die saisonbereinigte Veränderungsrate des Arbeitsvolumens gegenüber dem Vorquartal nach Schätzungen des Ifo Instituts um 0,8 Prozent niedriger ausfallen. Während der Grippewelle im ersten Quartal 2018 sei der dämpfende Effekt auf die Arbeitsstunden mit minus 0,5 Prozent deutlich niedriger gewesen, so Wollmershäuser.
Warum sich im April mehr Menschen krankgemeldet hatten als sonst, geht aus der Analyse nicht hervor. RKI-Auswertungen zeigen für das erste Quartal 2020 weniger Atemwegsinfektionen als in einigen Vorjahren, insofern mögen andere Gründe in Zusammenhang mit der Corona-Krise zur Zunahme der Krankmeldungen geführt haben.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.