Im Krankheitsfall fehlten Erwerbspersonen durchschnittlich 13,3 Tage lang, im Vorjahr waren es noch 12,9 Tage – 4,5 Prozent weniger. Von den insgesamt 14,8 Fehltagen im Jahr 2014 entfielen 2,8 Tage auf psychische Störungen. Vom Jahr 2000 bis 2013 sind Fehlzeiten aufgrund von Depressionen um fast 70 Prozent gestiegen. Der Anteil der Erwerbspersonen, die Antidepressiva verschrieben bekamen, hat im gleichen Zeitraum um ein Drittel auf sechs Prozent zugenommen. Das geht aus dem Depressionsatlas Deutschland hervor, den die Techniker Krankenkasse (TK) gestern in Berlin vorgestellt hat. Erste Vorabergebnisse aus dem im Frühsommer erscheinenden Gesundheitsreport 2015 zeigen, dass sich der Trend steigender psychisch bedingter Fehlzeiten fortsetzt, so die TK.
An Depression Erkrankte fehlen im Schnitt 64 Tage im Jahr
Statistisch gesehen 2014 war jede Erwerbsperson einen Tag aufgrund von Depressionen krankgeschrieben. Zwar bekamen nur 1,6 Prozent eine solche Krankschreibung, die dadurch bedingten Fehlzeiten sind aber mit durchschnittlich 64 Tagen sehr lang. Für ein Unternehmen mit 250 Mitarbeitern bedeutet dies, dass durchschnittlich vier ihrer Beschäftigten gut zwei Monate im Jahr fehlen. Berücksichtigt man noch den Urlaubsanspruch, bleibt also mindestens ein Arbeitsplatz allein aufgrund von Depressionen unbesetzt.
Große Unterschiede zwischen Berufen und Geschlechtern
Von Depression betroffen sind laut TK vor allem Menschen aus Berufen mit einem hohen Stresslevel und einer großen psychischen Belastung. So liegt die durchschnittliche Krankschreibung im Callcenter bei 2,8 Tagen, in der Altenpflege bei 2,5, in Erziehungsberufen bei 1,6 und in Sicherheitsberufen bei 1,4 Tagen. Die Fehlzeiten unterscheiden sich zudem zwischen den Geschlechtern. Frauen sind mit durchschnittlich 1,3 Tagen deutlich mehr aufgrund von Depressionen krankgeschrieben als Männer mit durchschnittlich 0,8 Tagen. Zudem nehmen die Fehlzeiten mit dem Alter deutlich zu. Erst ab dem 60. Lebensjahr sind die Werte wieder rückläufig.
Regionale Häufung sagt nichts über die Verschreibung von Depressiva aus
Erstmals hat die TK Krankschreibungen aufgrund von Depressionen auch auf lokaler Ebene ausgewertet. Die höchsten Fehlzeiten gibt es in Merzig-Wadern im Saarland mit durchschnittlich 1,7 Fehltagen pro Kopf sowie in Lübeck, Neumünster, Bad Segeberg, Duisburg, Gelsenkirchen, Herne, Bielefeld und Oberhavel mit jeweils 1,6 Tagen. Bei guter seelischer Gesundheit ist man dagegen offenbar in Greiz im Vogtland mit nur 0,2 depressionsbedingten Fehltagen und im oberfränkischen Kulmbach mit 0,3 Tagen.
Nicht jeder, der eine Depression hat, wird krankgeschrieben. Die TK hat deshalb auch die Verordnungen von Antidepressiva untersucht. Dabei zeigt sich, dass auch einige Regionen mit unterdurchschnittlichen depressionsbedingten Fehlzeiten relativ hohe Verordnungsraten aufweisen. Die erwähnten Kulmbacher sind zwar 70 Prozent weniger krankgeschrieben als der Bundesdurchschnitt, aber auch hier bekommen 5,5 Prozent der Erwerbspersonen Antidepressiva verschrieben; damit liegen sie nur knapp unter dem Mittelwert von 5,97 Prozent. Auch Birkenfeld in Rheinland-Pfalz liegt trotz unterdurchschnittlicher Fehlzeiten (minus 48 Prozent) bei den Antidepressiva 20 Prozent über dem Bund. Fast 7,2 Prozent erhielten hier 2013 Medikamente zur Behandlung von Depressionen.
Der TK-Depressionsatlas ist eine Sonderauswertung des TK-Gesundheitsreports 2014. Dafür wertet die TK die Krankschreibungen der 4,1 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen aus. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I, von denen mehr als jeder Siebte bei der TK versichert ist.
Der Depressionsatlas steht zum Download bereit.