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Digitalisierung: Unterm Strich nicht weniger Arbeit?

Männchen mit Helm und Schraubenschlüsser geht gesenkten Kopfs weg, hinter ihm Roboter
Im Zuge der Digitalisierung werden laut IAB zwar Arbeitsplätze wegfallen, aber durch neue ausgeglichen.
Foto: © fotomek/StockAdobe

Im Zuge des Strukturwandels seit den 70er Jahren wurden in Deutschland zwar Arbeitsplätze abgebaut, allerdings durch neue Jobs ausgeglichen. Unterm Strich hat die Automatisierung seitdem also nicht zu weniger Arbeit, sondern vielmehr zu einer Umschichtung geführt, so die IAB-Forscher. Der Arbeitsplatzabbau sei durch Arbeitsplatzaufbau in anderen Betrieben oder Sektoren ausgeglichen worden.

Verlierer sind die Geringqualifizierten

Auch durch die Computerisierung in den letzten 20 Jahren ist die Zahl der verloren gegangenen Arbeitsplätze laut Studie in der Summe nicht angestiegen, sondern seit 2005 sogar zurückgegangen: Die durchschnittliche Rate, mit der seit 1993 jedes Jahr Jobs abgebaut wurden, lag bei 9,5 Prozent. Die Rate, mit der neue Arbeitsplätze entstanden, betrug 9,7 Prozent. Für Hochqualifizierte sind sogar mehr Arbeitsplätze hinzugekommen als verschwunden. Allerdings räumen die IAB-Forscher ein, dass für Geringqualifizierte mehr Jobs gestrichen wurden als neue entstanden sind. So hat sich die Zahl der Arbeitslosen bei dieser Gruppe seit den 70ern über längere Zeit erhöht. „Die technologische Entwicklung war also verbunden mit einer qualitativen Veränderung des Bedarfs an Arbeitskräften: Die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften ist gestiegen, die Nachfrage nach Geringqualifizierten hat abgenommen“, heißt es dazu in der Studie.

IAB-Prognose: kein sinkendes Beschäftigungsniveau durch Automatisierung

Das IAB, eine Forschungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit, tritt mit der Studie Berichten und Prognosen entgegen, die von einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen durch die zunehmende Digitalisierung ausgehen. So erwarten die Forscher, dass auch die aktuelle Automatisierung nicht zu einem sinkenden Beschäftigungsniveau führen wird. Zwar würden etwa 1,5 Millionen Stellen wegfallen, aber in ähnlicher Anzahl auch neue entstehen.

Dass neu entstehende Arbeitsplätze oft ein anderes Anforderungsniveau aufweisen als die weggefallenen Arbeitsplätze, ist mit ein Grund, dass es immer ein bestimmtes Maß an Mismatch-Arbeitslosigkeit gibt,

so die Forscher. Qualifizierung sowie professionelle Beratung und Vermittlung seien deshalb von zentraler Bedeutung, damit die Beschäftigten mit den Herausforderungen der Digitalisierung Schritt halten können. Überdies habe es Umbrüche in der Arbeitswelt schon immer gegeben, etwa die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert, die von der Agrar- zur Industriegesellschaft führte.

Ein Kurzbericht zur Studie steht zum > Download bereit.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.