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Durch die Digitalisierung wird sich der Berufs- und Tätigkeitswandel beschleunigen und der Branchenwandel hin zu mehr technologiegestützten Dienstleistungen wird in Deutschland weiter an Fahrt aufnehmen. Im Zuge des Wandels steigt die Komplexität der auszuübenden Tätigkeiten. Es wird weniger berufliche Qualifizierte und Geringqualifizierte geben, während die Zahl der Akademiker steigt. Das sind erste Ergebnisse des Forschungsprojekts „Polarisierung von Tätigkeiten in der Wirtschaft 4.0 – Fachkräftequalifikationen und Fachkräftebedarf in der digitalisierten Arbeit von morgen“, das das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchführt.
Klar ist aber auch: Es gibt keine Alternative zu diesen Entwicklungen. Eine verzögerte oder gar verschleppte Umsetzung der Digitalisierung wird sich negativ auf den Wirtschaftsstandort Deutschland auswirken,
sagt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. Denn Deutschland würde dann weniger exportieren und müsste mehr neue Güter im Ausland nachfragen. Es sei allerdings auch eine deutliche Asymmetrie im Digitalisierungsniveau der unterschiedlichen Branchen innerhalb der deutschen Wirtschaft festzustellen.
Gefragt: mehr Mitarbeiter für hochkomplexe Tätigkeiten
Infolge des branchen- und berufsspezifischen Strukturwandels ergeben sich neue Qualifikationsanforderungen für die Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz. Laut Studie ist abzusehen, dass aufgrund der Digitalisierung künftig weniger Tätigkeiten auf Fachkräfteebene, aber dafür mehr hochkomplexe Tätigkeiten nachgefragt werden. So werde zum Beispiel der Anteil von Tätigkeiten mit IT-Bezug oder zur Betreuung und Steuerung von Prozessen steigen. Nach Ansicht von Esser sollte diese Entwicklung aber nicht als Risiko, sondern als Chance wahrgenommen werden, denn schon heute würden mehr als 35 Prozent aller hochkomplexen Tätigkeiten von Mitarbeitern ausgeübt, die keine akademische Ausbildung haben. Trotz des weiter steigenden Anteils an Akademikern werde es also auch langfristig Fachkräfte geben, die vermehrt hochkomplexe Tätigkeiten ausübten.
Gewinner und/oder Verlierer?
Ob Arbeitsplätze wegfallen, hängt laut Studie nicht alleine vom Anteil der Routinetätigkeiten ab, die künftig von Maschinen erledigt werden können. Vielmehr komme es auf den Mix von Tätigkeiten am Arbeitsplatz an: Steigt der Maschinenbezug – der Umfang von Tätigkeiten, die an und mit Maschinen erledigt werden – und steigen dabei auch die kognitiven Anforderungen am Arbeitsplatz, dann erhöhen sich auch die Arbeitsmarktchancen; diese Beschäftigte würden Gewinner der Digitalisierung. Wenn aber bei steigendem Maschinenbezug die kognitiven Anforderungen am Arbeitsplatz sinken, verringern sich auch die Arbeitsmarktchancen – die Folge wären digitale Verlierer.
Bedeutung von Weiterbildung wächst
Durch die sich verändernden und steigenden kognitiven Anforderungen am Arbeitsplatz wird laut Studie die Bedeutung von Bildung und Weiterbildung wachsen. Insbesondere der beruflichen Weiterbildung komme eine zentrale Rolle zu, um Kompetenzen laufend fortzuentwickeln und den Anforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt zu entsprechen. Vor allem nichtakademische Fachkräfte, die hochkomplexe Tätigkeiten ausüben, müssten ihre Kompetenzen auf Grundlage aktueller Aus- und Fortbildungsberufe und in einem durchlässigen Bildungssystem laufend weiterentwickeln.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Download der Veröffentlichung „Digitalisierung der Arbeitslandschaften – Keine Polarisierung der Arbeitswelt, aber beschleunigter Strukturwandel und Arbeitsplatzwechsel“ gibt es > hier.