Digitalisierung – kein Tag, an dem das Wort in den Unternehmen nicht fällt, kaum ein Personalkongress, bei dem das Thema nicht auf der Agenda steht. Zu viel Hype? Ein klares „Nein”. Digitalisierung ist nicht nur ein Buzzword, Experten sind sich einig: Die Digitalisierung wird die Art und Weise, wie Unternehmen und Arbeit organisiert sind, fundamental verändern – und das in rasanter Geschwindigkeit. Die KPMG-Studie „Der deutsche CEO- Outlook 2016”, bei der Top-Entscheider zur Digitalisierung befragt wurden, prognostizierte: Die nächsten drei Jahre werden entscheidender sein für die Unternehmen als die vergangenen 50 Jahre.
HR kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Denn um digitale Initiativen im Unternehmen einzuführen und neue Geschäftsmodelle entwickeln zu können, fehlen den Firmen die digitalen Kompetenzen. Laut dem Deutschen Industrie 4.0 Index – einer Befragung der Staufen AG unter 277 Industrieunternehmen – beklagen drei von vier Firmen das mangelnde Wissen ihrer Manager und 60 Prozent das ihrer Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Gefragt nach den größten Herausforderungen in Sachen Industrie 4.0 und Digitalisierung, wie es die Boston Consulting Group in einer Studie mit 300 US- amerikanischen und 300 deutschen Unternehmen getan hat, steht die Bewältigung der digitalen Transformation vor dem Hintergrund der mangelnden digitalen Fähigkeiten ganz oben. „HR muss die für die Digitalisierung fehlenden nötigen Talente beziehungsweise Kompetenzen bereitstellen und hierfür die passenden Recruiting-Strategien sowie einen Development-Plan für digitale Skills an der Hand haben”, so das Fazit von Prof. Dr. Rainer Strack. Wie der weltweite Leiter des Bereichs Human Resources bei The Boston Consulting Group betont, hat HR somit eine ganz wesentliche Unterstützerfunktion für die digitale Transformation in den Unternehmen.
Automatisierung von HR-Prozessen
Laut Strack ist das Personalmanagement zudem gefordert, in Sachen Digitalisierung mit gutem Beispiel voranzugehen und sich als Vorreiter zu positionieren. „Das Personalmanagement muss seine eigenen Geschäftsmodelle stärker in Frage stellen und HR- Prozesse digitalisieren”, erläutert er. Wie eine aktuelle Untersuchung der Leuphana Universität Lüneburg zeigt, ist hier ist noch viel Luft nach oben: Nur etwa jeder dritte der ca. 100 befragten (HR-)Manager berichtet, dass die administrativen HR-Prozesse in den letzten fünf Jahren zumindest teilweise durch Technologien automatisiert werden konnten.
Effizienzsteigerung durch HR-Analytics
Dass die Digitalisierung von HR kommen muss und wird, verdeutlichte unter anderem der kürzlich durchgeführte Roundtable der Personalwirtschaft zum Thema. So waren sich die teilnehmenden HR-Software- Experten einig, dass sich HR Analytics auf Kurz oder Lang durchsetzen werden, weil die digitale Verarbeitung von Personaldaten zu einer deutlichen Effizienzsteigerung im Personalwesen beiträgt. Beispiel: Der Einsatz von Learning Analytics in der Personalentwicklung ermittelt, wie und in welchem Umfang Mitarbeiter Lernangebote nutzen, liefert ein realistisches Bild des Lernerfolgs und hilft so, Weiterbildungsmaßnahmen zu verbessern. Zudem kann die Personaleinsatzplanung durch die Vorhersage von Fehltagen unterstützt werden und die Bewerbervorselektion lässt sich automatisieren, um hier nur zwei weitere typische Einsatzfelder für HR-Analytics zu nennen.
Kaum Einsatz von KI-Tools
Tools, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren wie Chatbots, können indes für Wissensaustausch beziehungsweise für die Infovermittlung bei der HR-Kommunikation genutzt werden. Überall dort, wo der persönliche Kontakt für die Lösung eines Problems bisher entscheidend war, reicht dann der Zugang zu einer webbasierten Community. Bislang nutzen aber nur sehr wenige Firmen Chatbots für den HR-Bereich. Eine der Ausnahmen ist der Online-Retailer Siroop, auf dessen Karriereseite ein Chatbot den Besuchern gezielt mit Infos weiterhilft.
Auch für eine agile und kollaborative Zusammenarbeit von Mitarbeitern und Managern werden KI-Tools noch selten eingesetzt. Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie von The Boston Consulting Group (BCG), Egon Zehnder, der Quadriga Hochschule Berlin und dem Bundesverband der Personalmanager (BPM) zeigt, fehlt drei Viertel der Unternehmen hierzu schlicht noch die Kompetenz.
HR als Entwickler agiler Arbeitsweisen
Dass es für das Personalmanagement ganz wesentlich ist, KI-Tools zur virtuellen Zusammenarbeit bereitzustellen, wird laut Studie durchaus erkannt – kommt es neben den bereits genannten Handlungsfeldern für HR doch im Zuge der Digitalisierung vor allem auch darauf an, sich als Entwickler agiler und kollaborativer Arbeitsweisen zu positionieren. Stichwort New Work. HR muss den Mitarbeitern ein zukunftsfähiges und innovatives Umfeld bereiten, das projektbasiertes, agiles und mobiles Arbeiten ermöglicht.
Dabei ist es jedoch nicht damit getan, entsprechende Tools einzuführen. Wie gelingt es, eine Art digitale Kultur im Unternehmen zu schaffen? Und wie können Führungskräfte in dem neuen digitalen Umfeld führen? Das sind laut Prof. Dr. Rainer Strack die entscheidenden Fragen für HR. „Zukunftsfähiges Personalmanagement erkennt, fördert und evaluiert die nötige Kompetenz von Führungskräften auf dem Weg zu New Work, begleitet und coacht sie. Denn es sind die Führungskräfte, die ihre Teams auf den Weg zu agilen und flexiblen Arbeitsweisen mitnehmen“, ergänzt Prof. Dr. Jörg K. Ritter, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Personal- und Organisationsentwicklung an der Quadriga Hochschule Berlin.
Fokus auf weiche Themen nötig
Durch die digitale Transformation hat HR somit nicht nur Gelegenheit, sich als strategischer Unternehmens-Partner für die Bereiche Recruiting und Talentmanagement zu positionieren, sondern auch für Leadership und Kultur. Jedoch wird diese Chance von den HR-Managern noch viel zu selten genutzt. „Für die meisten ist die Digitalisierung vor allem ein technologiegetriebenes Thema. Der Fokus liegt zu wenig auf den weichen Themen“, sieht Strack einen wesentlichen Grund dafür. Auch die HR-Software- Entwickler haben das erkannt. So geht der Trend für HR-Lösungen immer mehr zu standardisierten einfach zu bedienenden Cloud-Lösungen. Sie können schnell implementiert werden und lassen mehr Zeit für die wesentlichen Dinge bei der Digitalisierung.
Autorin:
Petra Walther, freie Journalistin, Bonn
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