Moderne Arbeitsformen – ein demokratischer Führungsstil, selbstgeführte Teams, fluide Strukturen sowie zeitlich und örtlich unabhängige Arbeitsmöglichkeiten – können die Unternehmensleistung, das Wachstum und den Return on Investment positiv beeinflussen. Die erfolgreichsten Pioniere sind deutlich innovativer, unternehmerischer und als Arbeitgeber attraktiver als die erfolgreichsten traditionellen Unternehmen. Allerdings sind letztere den modernen Firmen in wirtschaftlicher Hinsicht doch etwas überlegen: Sie weisen eine um fünf Prozent höhere Unternehmensleistung und einen vier Prozent höheren ROI auf. Das geht aus einer aktuellen Trendstudie hervor, die das Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen im Auftrag des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität, Zeag, durchgeführt hat. Befragt wurden 19.884 Führungskräfte und Mitarbeiter aus 92 Unternehmen. Die Unternehmen haben im Rahmen des Arbeitgeber-Bechmarkings Top Job ihre Arbeitgeberattraktivität analysieren lassen.
Die Studie folgert aus den Ergebnissen, dass der Übergang in eine moderne Arbeitsform durchaus empfehlenswert sei, da Innovationskraft und Arbeitgeberattraktivität vor dem Hintergrund der Globalisierung und der demographischen Entwicklung wichtige Erfolgsfaktoren seien.
Jedes fünfte Unternehmen ist mit dem Wandel überfordert
Neue Arbeitsformen sind in deutschen Unternehmen jedoch bisher nur wenig verbreitet. Erst etwa ein Viertel der Betriebe ist laut Studie bereits in der neuen Welt angekommen. Sie nutzen bereits neue Arbeitsformen in nennenswertem Maße, zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, virtuelle und fluide Teams, Homeoffice und Desk Sharing. Allerdings haben nur sechs Prozent von ihnen den Wandel erfolgreich vollzogen und sind sowohl auf wirtschaftlicher Ebene als auch als Arbeitgeber erfolgreich. Die übrigen 19 Prozent sind mit der Transformation überfordert; die Organisationen überhitzen und sind gekennzeichnet von internen Machtkämpfen und Mikropolitik sowie von Innovationsblockaden.
Es ist fatal, ein Unternehmen auf Teufel komm raus auf neue Arbeitsformen umzustellen und auf die positive Wirkung zu hoffen,
mahnt Silke Masurat, Zeag-Geschäftsführerin. Dieses Vorgehen könne zu einer Bauchlandung führen, auch wenn Unternehmen, die moderne Arbeitsformen bieten, als hoch attraktiv für Bewerber gälten. Die echten Leistungsträger würden das Unternehmen verlassen, die Innovationskraft werde auf der Strecke bleiben und der wirtschaftliche Erfolg werde ausbleiben.
Voraussetzungen für den Start in die neue Arbeitswelt
Die Wissenschaftler des Instituts für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen haben vier zentrale Erfolgsvoraussetzungen für einen gelungenen Übergang in die neue Arbeitswelt herausgearbeitet: Führung mit Vision und Inspiration erhalte in der neuen, von Dezentralisierung und Individualisierung gekennzeichneten Arbeitsform noch größere Bedeutung als bisher. Eine weitere Voraussetzung sei eine Vertrauenskultur, die von einer positiven Führungsbeziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden sowie einem ausgesprochenen Unterstützungsklima geprägt ist. Die Komplexität der neuen Arbeitswelten verlange den Mitarbeitern außerdem viel Selbstkompetenz ab: hohe soziale Kompetenz, die Fähigkeit, mit Stress umzugehen und eine starke Identifikation mit dem Unternehmen. Und schließlich müssten die Organisationen höchst flexible Strukturen mit einer starken Dezentralisierung und wenig Formalisierungen aufbauen und diese mit Leben füllen.
Diese vier Faktoren, so die Studie, können auch in traditionellen Unternehmen positive Effekte haben, in der neuen Arbeitswelt seien sie aber von besonderer Bedeutung. Die Autoren der Studie, Prof. Dr. Heike Bruch, Christina Block und Jessica Färber, raten dazu, zunächst einmal überhaupt die strategische Entscheidung zu treffen, ob ein Unternehmen sich lieber in der modernen Arbeitswelt verorten oder weiterhin in der traditionellen Arbeitswelt erfolgreich sein möchte – je nachdem gelte es, das Personalmanagement auszurichten.
Die Studie kann > hier zum Download angefordert werden.