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Nur jede dritte Führungsposition ist optimal besetzt

In der Mehrzahl der Fälle sitzen nicht die in den Chefsesseln, die dafür am geeignetsten sind.
Foto: © lassedesignen/Fotolia.de
In der Mehrzahl der Fälle sitzen nicht die in den Chefsesseln, die dafür am geeignetsten sind.
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Der Anteil an Mitarbeiter im Unternehmen, die in keiner anderen Rolle besser eingesetzt wären als im aktuellen Job, beträgt nur 33 Prozent. Ein weiteres Drittel der Arbeitnehmer entspricht in seinen Kompetenzpotenzialen einer anderen Rolle deutlich besser als seiner derzeitigen Funktion. Beim letzten Drittel ist ein Unterschied vorhanden, aber nicht deutlich ausgeprägt. Das heißt, dass nur ein geringer Teil der Arbeitnehmer entsprechend seiner Kompetenzen beschäftigt ist und dass das Potenzial von zwei Drittel der Belegschaft ungenutzt bleibt.

Mehr als jede vierte Führungskraft würde sich eher als Fachkraft eignen

Rund ein Viertel (25 Prozent) der Fachkräfte könnte besser eine Führungsrolle wahrnehmen. Von den Führungskräften wiederum wäre mehr als jeder Vierte (27 Prozent) vom Kompetenzprofil her besser in einer Fachkraftrolle aufgehoben. Das zeigt eine aktuelle Studie der Internationalen Hochschule Bad Honnef – Bonn (> IUBH). Dafür gaben 1300 Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum Einschätzungen zu ihren personalen, sozialen, methodischen sowie fachlichen Kompetenzen ab. In die Analyse flossen Selbst- und Fremdeinschätzung sowie computerbasierte Analysen zu 26 Kompetenzfeldern ein.

Häufig steigen hochqualifizierte Fachkräfte in Führungspositionen auf

Dass nur jede dritte Führungskraft optimal eingesetzt ist, liegt oft an der Art, wie Unternehmen befördern, so die Studie. Mitarbeiter, die als Fachkraft eine gute Leistung an den Tag legen, würden häufig in Führungsrollen befördert, ohne dass ihre Kompetenzen für die neue Rolle überprüft wurden, sagt Wilko Plabst, Head of Programme Design and Delivery der IUBH Corporate Programmes.

Das nötige Skillset für die Führungsposition fehlt häufig. Kein Unternehmen sollte davon ausgehen, dass die Fachkraft mit der besten Performance automatisch auch die höchste Eignung für die Rolle als Führungskraft hat,

so Plabst. Es lohne sich deshalb oft eine etwas genauere Analyse zumindest unter allen guten bis sehr guten Fachkräften.

Fehlbesetzungen können zu Frustration führen, weil die neue Funktion unter Umständen weniger gut und damit ungern ausgefüllt wird. Außerdem, so die Studie, könnten Unternehmen gute Fachkräfte verlieren, zum Beispiel wenn der beste Vertriebsmitarbeiter zur Führungskraft befördert werde. Auch versuchten die Beförderten oft, ihre eigene Arbeitsweise auf alle Fachkräfte zu übertragen, anstatt deren individuelle Stärken zu fördern.

Weibliche Chefs sind oft eher am richtigen Platz als Männer

Aus der Studie geht hervor, dass es hinsichtlich des der Kompetenz angemessenen Einsatzes im Unternehmen geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen, deren Kompetenzen in ihrer Rolle optimal genutzt werden, ist höher als bei Männern: So wären 39 Prozent der weiblichen Führungskräfte in keiner anderen Rolle besser eingesetzt, während es bei Männern nur bei 31 Prozent der Fall ist. Der Anteil der männlichen Fachkräfte, die in einer Führungsrolle einen höheren Score erzielen würden, liegt bei 20 Prozent und bei weiblichen Fachkräften bei 27 Prozent. Auf der anderen Seite ist der Anteil der männlichen Führungskräfte, die in einer Fachrolle bessere Leistungen erbringen würden, mit 33 Prozent signifikant höher als bei weiblichen Führungskräften (21 Prozent).

Akademiker sind die besseren Vorgesetzten

Eine weitere Erkenntnis laut Studie ist, dass sich Fachkräfte mit Hochschulabschluss besser für Führungspositionen eignen als Fachkräfte, die eine Ausbildung absolviert haben. Das zeige sich auch bei denjenigen mit Ausbildung, die sich im Unternehmen hochgearbeitet haben. Der Anteil der Führungskräfte mit beruflicher Ausbildung, die mit ihren Kompetenzen in keiner anderen Rolle besser eingesetzt wären, liegt bei 31 Prozent, der der Führungskräfte mit Hochschulabschluss dagegen bei 39 Prozent. Andersherum ist der Anteil der Führungskräfte mit beruflicher Ausbildung, die mit ihren Kompetenzen in einer anderen Rolle deutlich besser eingesetzt wären, mit 38 Prozent deutlich höher als bei Führungskräften mit Hochschulabschluss (30 Prozent). Die Ergebnisse, so die Studie, bedeuteten für die Arbeitgeber, dass sie mit einem Akademiker eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Erfolg haben, wenn die Stelle mit Entwicklungspotenzial hin zur Führungskraft besetzt werden soll.

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