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Papierkram und andere Motivationshemmer

Zuviel Verwaltungsarbeit neben den eigentlichen Aufgaben demotiviert und kann für Unternehmen teuer werden. Foto: © BildPix.de/Fotolia.de
Zuviel Verwaltungsarbeit neben den eigentlichen Aufgaben demotiviert und kann für Unternehmen teuer werden. Foto: © BildPix.de/Fotolia.de

49 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland finden es schwierig, alle ihre täglichen Aufgaben zu erledigen. 62 Prozent schätzen sich als wenig produktiv ein. Durchschnittlich verbringen Mitarbeiter pro Woche 3,3 Stunden mit Tätigkeiten, die nicht zu ihren Kernaufgaben gehören. 2,8 Stunden dieser Zeit entfallen auf rein administrative Aufgaben. Dieser „Papierkram“ kostet die deutsche Wirtschaft im Jahr um die 99 Milliarden Euro. Mit einer Stunde weniger Verwaltungsarbeit ließen sich 35,3 Milliarden Euro jährlich sparen. Das sind Ergebnisse der > Work.Engaged-Studie von „The Workforce Institute at Kronos“. In Deutschland führte Coleman Parkes Research für die international angelegte und repräsentative Untersuchung im Januar und Februar 2016 300 Interviews mit Managern mit Führungsverantwortung sowie mit HR-Managern und Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung. Die Unternehmen ab 600 Mitarbeitern kommen primär aus den Branchen Manufacturing, Service und Handel.

Mangelnde Motivation auch wegen schlechter Kommunikation und Technik

Die Mitarbeiter sind laut Studie nicht nur zu wenig produktiv, sondern auch zu wenig motiviert – nicht allein wegen der „vergeudeten“ Arbeitszeit, sondern auch wegen immer komplexerer Arbeitsabläufe, schlechter Kommunikation und technischer Widrigkeiten. Auch sind sie hin- und hergerissen zwischen den Anforderungen des Kunden und den Erwartungen ihres Managements. Drei Viertel der Manager sind der Meinung, dass ihre Mitarbeiter sich stärker für das Unternehmen engagieren sollten.

Führungsebene nur an Zahlen interessiert

Doch was zählen die Bedürfnisse der Mitarbeiter, die immer als wertvollste Unternehmensressource genannt werden? Mehr als jeder zweite von ihnen (54 Prozent) hat den Eindruck, dass sich die Führungsebene nur für die Finanzen interessiert und nicht für die Mitarbeiter. 63 Prozent denken, dass dem Management alles egal ist, so lange die Arbeit erledigt wird. Außerdem hake es an der richtigen IT im Unternehmen. Zwei Drittel der Mitarbeiter gaben an, sich mit der richtigen Technologie besser auf wichtige Aufgaben konzentrieren und wieder strategischer und auch motivierter arbeiten zu können. 63 Prozent sagten, sie würden den Job wechseln, wenn die IT nicht stimmt. Für 73 Prozent ist es ein Kündigungsgrund, wenn Führung und Fokus fehlen, für 60 Prozent wäre fehlende Wertschätzung des Vorgesetzten oder ein schlechtes Verhältnis zu ihm ein guter Grund zu gehen. Die Vergütung steht ganz am Ende der Liste, wenn es um die Loyalität zur Firma geht.

Nur ein Drittel der Personaler hält Mitarbeiter für das wichtigste Gut

Und was ist mit HR? Nur drei von zehn der befragten HR-Professionals halten die Mitarbeiter für das wichtigste Gut ihrer Firma. Nach den Umfrageergebnissen in Deutschland sieht gerade die Personalabteilung Mitarbeiter in der Rangfolge oft hinter den Assets Produkt, Kunde, Finanzstabilität und Marktreputation. Senior Consultant Matthias Malessa, früher Adidas-Personalchef, meint, die HRler seien einfach etwas desillusioniert, weil gerade die „so genannten“ Führungskräfte zwar oft mit dem Satz „people are our biggest asset“ brillierten, die „People-Agenda“ im täglichen Umgang aber an HR delegieren und sich lieber mit Dingen und Prozessen beschäftigen würden.

Die eigentliche Aufgabe des ‚Führens‘, der aktiven und authentischen Umsetzung Emotionaler Intelligenz, erschließt sich vielen Führungskräften gerade in Deutschland oft noch nicht. (Führen: Die richtigen Dinge tun – Managen: die Dinge richtig tun),

so Malessa. Und Human Resources selbst sei genauso mit Verwaltungs- und Routineaufgaben überlastet wie die anderen im Unternehmen. Dabei seien, so ein Fazit der Studie, Dialog, Zusammenarbeit und Kultur die Schlüssel zur Mitarbeitermotivation.