HR-Aufgaben rücken auf der Agenda von Führungskräften immer weiter nach oben. Das zeigt die Leadership-Studie 2022 der Managementberatung Atreus, für die im Januar und Februar dieses Jahres 1.032 Spitzenführungskräfte aus Unternehmen verschiedener Branchen befragt wurden, darunter unter anderem Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte und Interim Manager.
Mehrheit rechnet mit gleichbleibenden Anforderungen für 2022
Die meisten der befragten Führungskräfte geben trotz fortlaufender Krise an, dass das letzte Jahr für ihr Unternehmen positiv verlaufen ist: Ein Fünftel (19 Prozent) sagt sogar, 2021 sei exzellent gewesen, 39 Prozent bewerten es als gut und 28 Prozent als okay. Die größte Herausforderung für die Führungskräfte bestand darin, die Lieferketten aufrechtzuerhalten. Gut ein Drittel (35 Prozent) gibt dies an. An zweiter Stelle mit knapp einem Drittel der Nennungen (32 Prozent) stand die Aufrechterhaltung des Zusammenhalts der Beschäftigten im Homeoffice.
Als eine der größten Führungsherausforderungen für 2022 sehen mit 61 Prozent die meisten Manager und Managerinnen, die richtigen Beschäftigten zu halten, für das Unternehmen zu begeistern und neues Personal zu gewinnen – also eine genuine HR-Aufgabe. Es folgen die Digitalisierung (41 Prozent), die Unternehmenskultur (39 Prozent), die Restrukturierung (33 Prozent) und die Weiterentwicklung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (32 Prozent) in Bezug auf die Digitalisierung und die neue Art zu arbeiten. Auch hier sind wieder schwerpunktmäßig Personaler und Personalerinnen gefordert.
Was den wichtigsten Punkt der Mitarbeiterbindung und -rekrutierung betrifft, so nannten die Befragten als Instrumente vor allem die Etablierung eines hybriden Arbeitsmodells in Kombination mit offener Kommunikation, regelmäßige Workshops und Events sowie neue Bonus- und Beteiligungssysteme. Laut Studie wird es besonders wichtig für die Unternehmen werden, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren, eine engere Einbindung von Leistungsträgern zu gewährleisten, Perspektiven aufzuzeigen und Weiterbildungsmaßnahmen stärker zu integrieren.
Veränderte Führungskultur durch Digitalisierung
Die Führungskräfte wurden auch nach ihren größten persönlichen Herausforderungen für das aktuelle Jahr befragt. Hier stehen zwei Aspekte im Vordergrund: die Veränderung der Führungskultur durch die fortschreitende Digitalisierung, die für fast die Hälfte (47 Prozent) am wichtigsten ist, sowie der Umgang mit Distance Leadership, den mit 44 Prozent fast ebenso viele Manager und Managerinnen nannten. An dritter Stelle stehen für die Führungskräfte der Aufbau eigener Resilienz sowie der Umgang mit hoher Belastung und Stress; fast vier von zehn Befragten (37 Prozent) gaben dies an.
Trotz vieler Herausforderungen beantworteten viele Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen die offene Frage, welche positiven Effekte und Learnings sie aus der Krise mitnehmen, damit, dass sie die Arbeit ihrer Beschäftigten Belegschaft im Home– und Mobile Office als effektiv erlebten und keine Performance-Einbußen verzeichneten. Andere sagten, dass die Flexibilität gesteigert wurde und der Großteil der Beschäftigten einer neuen Arbeitskultur sehr offen gegenübersteht.
„Die Studienergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass in den Unternehmen ein neues Führungsverständnis Einzug hält“, sagt Rainer Nagel, Managing Partner und CEO von Atreus. Die Akzeptanz gegenüber dem Neuen und Unbekannten sei vorhanden und der Drang nach Veränderung förmlich zu spüren. Seiner Ansicht nach bestimmen Vertrauen, Empathie und Autonomie das neue Miteinander.
Info
Die Studienergebnisse stehen hier als Download zur Verfügung.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.